Schmallenberg. Marius Heinemann sitzt seit der Geburt im Rollstuhl. Sport ist ihm wichtig, aber in der Region fehlt es an Angeboten. Er will sensibilisieren.

Sportlich, breites Lächeln, fröhliche Augen: Das ist Marius Heinemann. Mit Schwung aus dem Oberkörper und Kraft aus den Armen schwingt er sich aus seinem Rollstuhl auf die Bank im Café. Auf seinem Handy hat er Fotos mitgebracht. Sie zeigen ihn beim Tanzen in einer Tanzsportgruppe in Olsberg und beim Rollstuhlbasketball in Paderborn.

,,Sport war mir immer wichtig. Es ist auch wichtig für meinen Körper“, sagt der 28-Jährige, der im Sozialamt der Stadt Schmallenberg arbeitet und mittlerweile in der Zweiten Bundesliga für die „Ahorn Panther Paderborn“ Körbe wirft. Sich sportlich betätigen, um fit zu bleiben, ist genauso wichtig, wenn man im Rollstuhl sitzt.

Umso trauriger findet Marius Heinemann es, ,,dass es kaum Angebote für Behinderte oder Rollstuhlfahrer in der Umgebung gibt.“ Er will auch andere Rollstuhlfahrer auf ihre Möglichkeiten aufmerksam machen.

Weite Wege sind nötig

Marius Heinemann sitzt seit der Geburt im Rollstuhl. Spina bifida lautet die Diagnose. Umgangssprachlich bedeutet das „offener Rücken“ - eine seltene angeborene Fehlbildung der Wirbelsäule und des Rückenmarks. Trotzdem ist der 28-Jährige sportlich aktiv und steht voll im Leben: Der Sport spielte schon früh eine wichtige Rolle für ihn: „Angefangen hat es im SV Henne-Rartal, wo ich im Kinder- und Jugendalter immer in die jeweilige Mannschaft integriert wurde. Es war selbstverständlich, dass ich auch am Training, meist im Tor, teilnehmen durfte. In Spielen nahm ich eher eine Betreuerfunktion ein. Später habe ich lange Jugendmannschaften als Betreuer begleitet“.

Das Foto zeigt Marius Heinemann aus Schmallenberg beim Tanzen in einer Tanzsportgruppe in Olsberg.
Das Foto zeigt Marius Heinemann aus Schmallenberg beim Tanzen in einer Tanzsportgruppe in Olsberg. © Privat

Auch in einer Tanzsportgruppe meldete sich Marius Heinemann früh an: ,,Als ich 15 oder 16 war wurde in Kirchrarbach - meinem Heimatort - ein Tanzkurs angeboten. Meine Eltern haben sich gewünscht, dass ich auch tanzen lerne und sich schließlich darum gekümmert, dass ich mit einer kleinen Tanzeinlage am Abschlussball teilnehmen konnte. So bin ich nach Olsberg gekommen - und tanze dort bis heute“.

Auf dem Handy zeigt er Videos. Die Bewegungen der Paare sind synchron, die Gruppe besteht aus mehreren Rollstuhlfahrern sowie ,,Fußgängern“, sagt Heinemann mit einem Grinsen.

Sie sind auch schon bei der HSK-Sportgala aufgetreten. Um so ein Angebot zu finden, müsse man jedoch weitere Wege zurücklegen.

Für ihn mittlerweile kein Problem: ,,Ich habe einen Führerschein und ein Auto“. Er wisse, dass nicht jeder Rollstuhlfahrer so mobil sei. ,,Deswegen sind Angebote im Umkreis wichtig“. Er sieht dort auch den Kreissportbund in der Pflicht.

Hobby und Leidenschaft

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2011 fängt Heinemann auch an, Basketball in der Rollstuhlbasketballabteilung des TSV Bigge-Olsberg zu spielen. Wenige Jahre später spielt er in der Zweiten Bundesliga für Paderborn. Zwei mal pro Woche fährt der Schmallenberger nach der Arbeit 90 Kilometer zum Training, am Wochenende zu den Spielen. Die Hinrunde lief bislang nicht so gut: ,,Wir sind letzter“, sagt Heinemann. ,,Aber wir machen jetzt das Beste draus“. Trotz der Zweiten Liga hält sich die Zuschauerzahl in Grenzen: ,,Meistens schauen mehr beim Kreisligaspiel beim Fußball in Kirchrarbach zu. Was aber auch gut ist, weil der Verein so unterstützt wird.“

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Dabei sei es genau, wie normales Basketball auch: gleiche Spielfeldgröße, gleiche Korbhöhe, vergleichbare, etwas auf den Rollstuhl abgestimmte Regeln. ,,Wir spielen zu Fünft auf dem Feld - auch zusammen mit Fußgängern, welche natürlich auch im Rollstuhl sitzen“.

Arbeit im Sozialamt macht Spaß

Pro Mannschaft darf man maximal auf 14,5 Punkte kommen. Ein Fußgänger hat 4,5 Punkte, Marius Heinemann 2. Die Punktzahl wird je nach Stärke der Einschränkung vergeben. Der Rollstuhl ist extra für den Sport angefertigt worden. Kosten: mehr als 5000 Euro.

Seine eigene Stärke sieht er vor allem in seiner Schnelligkeit und Wendigkeit. ,,Ich bin für einfache Körbe (Fast-Breaks) da. Wenn die Gegner bei uns scheitern, muss ich sofort schalten und mich auf den Weg zum gegnerischen Korb machen.“ Heinemann erzählt mit Leichtigkeit und Freude von seinem Sport. Ihn stört es nicht, dass dafür viel Freizeit drauf geht. ,,Diese Saison wollen wir erstmal nicht absteigen“, sagt er selbstbewusst.

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Er weiß aber auch: ,,Viel mehr Zeit für Basketball ließe sich mit meinem Job nicht vereinbaren. Für mich wird Basketball daher immer ein Hobby bleiben.“ Denn die Arbeit im Sozialamt der Stadt Schmallenberg macht ihm Spaß. „Außerdem ist es mir auch noch wichtig, dass ich mich in meinem Ort weiterhin einsetze - zum Beispiel in der Fußballabteilung sowie als Kassenführer der Feuerwehr und beim Ortsverband des Vdk.

Jetzt stehen noch Vorbereitungen für das nächste Spiel am 11. Januar an. Einen Mannschafts- oder Wohnortswechsel vorstellen könnte sich Heinemann jedenfalls nicht: „Ich bin in erster Linie Kirchrarbacher.“

>>>> INFO: Kontaktdaten

Wer sich für den Sport interessiert kann sich melden bei der Gruppe „Rollstuhlsport des TSV Bigge-Olsberg“ Abteilung Rollstuhlbasketball. Trainingszeiten: Donnerstags 18 Uhr bis 19.30 Uhr. Ansprechpartner ist Rembert Busch (rembert.busch@web.de).

Bei der Gruppe „Rollstuhltanz des TSC Olsberg“. Trainingszeiten: jeden zweiten Sonntag von 18:45 bis 21.15 Uhr. Ansprechpartner ist Trainer Markus Rohrer. Er ist erreichbar per Mail, markuscrohrer@gmail.com, oder per Telefon unter 0151/51180777