Meschede. Das Kreisgesundheitsamt hat dem Hegering mit sofortiger Wirkung verboten, Wasser im Vereinsheim zu nutzen, weil es keine Trinkwasserqualität hat.

Bernd Bertelsmeyer ärgert sich über den Ton - die „Kriminalisierung eines ehrenamtlich tätigen Vereinsvorsitzenden“ und die Sache an sich. Das Kreisgesundheitsamt hat dem Hegering mit sofortiger Wirkung verboten, das Wasser im Vereinsheim zu nutzen, weil es keine Trinkwasserqualität hat. Das hat Auswirkungen auf die Nutzung. 50 Jahre war das kein Problem.

Das sagt der Hegering

Der Hegering Meschede betreibt an seinem Schießstand am Hübbelsberg ein Vereinsheim. Errichtet wurde es in den 60er-Jahren, nachdem der erste Unterstand abgebrannt war. „Etwa in den 70er-Jahren wurde die Kattmecke-Quelle angeschlossen“, vermutet Bertelsmeyer. Sie liegt oberhalb der Anlage in einem eingefassten, gemauerten und verschlossenen acht Kubikmeter großen Becken.

Seitdem gab es fließendes Wasser im Toilettenhäuschen und in den Gast- und Schulungsräumen. Genutzt wurde es als Brauchwasser in den Toiletten, zum Händewaschen und zum Putzen und Spülen.

An den Kränen in dem Toilettenhäuschen und am Gartenschlauch sind Schilder angebracht: Kein Trinkwasser.
An den Kränen in dem Toilettenhäuschen und am Gartenschlauch sind Schilder angebracht: Kein Trinkwasser. © Ute Tolksdorf

„Das war nie ein Problem“, sagt Bertelsmeyer. Die Genehmigung des Kreisgesundheitsamtes dafür hat er sogar schriftlich. Irgendwann hatte der Hegering Schilder angebracht: „Kein Trinkwasser“. Alles schien geklärt.

Doch vor zwei Jahren, der Mitarbeiter des Kreisgesundheitsamtes hatte laut Bertelsmeyer gewechselt, kam die Anfrage nach der Wasserversorgung erneut. Der Hegeringleiter beantwortete sie wahrheitsgemäß und hörte erstmal... nichts.

Doch nun kam eine erneute Anfrage. Und drei Tage nach seiner Antwort ein Einschreiben vom Kreisgesundheitsamt.

Darin heißt es, er habe einen Straftatbestand erfüllt, indem er das genutzte Wasser als Trinkwasser abgegeben habe, denn es handle sich nur um eine Brauchwasseranlage. Bernd Bertelsmeyer fiel aus allen Wolken. Das sei überhaupt nicht angekündigt gewesen, ärgert er sich. „Ich als Vereinsvorsitzender sei verantwortlich, hieß es da.“ Ein Rückruf bei der Behörde ergab, die Genehmigung durch das Kreisgesundheitsamt hätte nie erteilt werden dürfen.

Das sagt der Kreis

Das Kreisgesundheitsamt wehrt sich gegen den Vorwurf der Kriminalisierung. Die bisherigen Gespräche seien einvernehmlich und auf sachlicher Ebene gelaufen, heißt es dort auf Anfrage. In einer schriftlichen Ordnungsverfügung sei der Kreis jedoch gehalten, einen Hinweis auf einen möglichen Straftatbestand aufzunehmen.

Zur Sachlage erklärt man, dass es seit 2015 erforderlich sei, Trinkwasseranlagen zu ermitteln, die eine Gefahr durch Legionellen bergen. In dem Rahmen habe man auch die Schießsportanlage des Hegerings angeschrieben. „Daraufhin wurde schriftlich von Herrn Bertelsmeyer als Vorsitzendem des Hegerings versichert, dass es sich um eine reine Brauchwasseranlage - und nicht um eine Trinkwasseranlage - ausschließlich für die WC-Spülung und Gartenbewässerung etc. handelt“.

An dieser Stelle im Wald liegt die Quelleinfassung der Kattmecke-Quelle am Hübbelsberg, von dort kommt das Wasser über Leitungen zum Vereinsheim. Das ist nicht hygienisch sagt das Kreisgesundheitsamt.
An dieser Stelle im Wald liegt die Quelleinfassung der Kattmecke-Quelle am Hübbelsberg, von dort kommt das Wasser über Leitungen zum Vereinsheim. Das ist nicht hygienisch sagt das Kreisgesundheitsamt. © Ute Tolksdorf

Als ein „erfahrener Mitarbeiter“ des Kreisgesundheitsamtes die Wasserversorgungsanlage 2019 jedoch „bei einem routinemäßigen Ortstermin“ überprüft hätte, habe dieser gemeinsam mit Bernd Bertelsmeyer festgestellt, dass das nicht stimmt. „Es sind auch eine Küchenspüle sowie Handwaschplätze in den Toiletten vorhanden.“

Diese erforderten „nach geltender Verordnung Trinkwasserqualität“. Die vorhandene Wassergewinnungsanlage entspreche in keiner Weise den Anforderungen. „Es handelt sich um einen frei zugänglichen Behälter an der Oberfläche, der durch oberflächennahes Wasser aus einem Bachlauf gespeist wird.“

Vom Behälter gehe eine so genannte „fliegende Leitung“, ein ungeeigneter Schlauch auf Erdboden verlegt, zum Gebäude. „Das Wasser wird nicht aufbereitet oder desinfiziert.“

Der Kreis betonte, dass eine Gefährdung für die menschliche Gesundheit besteht. Bertelsmeyer versucht nun, eine Lösung zu finden. „Ich habe bei der Hochsauerlandwasser angerufen und geklärt, ob und wie wir Trinkwasser bekommen könnten.“ Das sei aber nicht mal eben möglich. „Wir müssten eine 400 Meter-Leitung über fremde Grundstücke legen“, erklärt er. „Ganz abgesehen davon, ob wir die Genehmigungen überhaupt erhalten, würde das auch mehrere tausend Euro kosten.“

Ein Tank mit Frischwasser aufzustellen wäre möglich, der müsste aber jedes Mal befüllt und gereinigt werden. Erstmal musste Bertelsmeyer jetzt die Nutzung des Vereinsheims stoppen. Und das wegen einer Sache, die über Jahrzehnte ok war. „Hier ist nie jemand krank geworden.“

>>>> HINTERGRUND: Haus trägt sich nur durch Vermietungen

Dem Hegering Meschede gehören 350 Mitglieder an.

Schießstand und Vereinsheim wurden bisher etwa zweimal
pro Monat
zwischen Mai und September für Schießübungen genutzt.

Außerdem findet dort von September bis Mai zweimal pro Woche die Ausbildung der Jungjäger statt.

Dazu kommen kostenpflichtige Vermietungen, die überhaupt erst ermöglichen, dass sich das Haus trägt.