Meschede. Der Zins hat ein Rekordtief erreicht. Die heimischen Banken verzeichnen eine erhöhte Nachfrage bei Baukrediten. Was trotzdem zu beachten ist.

Im Jahresverlauf sind die Bauzinsen noch weiter gesunken und haben ein historisches Rekordtief erreicht. Sich Geld bei der Bank zu leihen, ist damit so günstig wie nie zuvor. Das merken auch unsere heimischen Banken.

Sowohl bei der Volksbank Sauerland als auch bei der Sparkasse „Mitten im Sauerland“ ist die erhöhte Nachfrage deutlich zu spüren. Einen Zuwachs von knapp zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr vermelden beide Banken. Und dabei lag die Zahl der neu abgeschlossenen Baukredite schon im letzten Jahr auf einem hohen Niveau.

Zwischen 0,7 und 1,2 Prozent

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„Wir haben ein kontinuierliches Wachstum seit drei, vier Jahren“, sagt Ulrich Tölle, Pressesprecher der Sparkasse Mitten im Sauerland. Grund seien natürlich die günstigen Zinsen: „Zwischen 0,7 und 1,2 Prozent zahlen Häuslebauer momentan bei uns - abhängig von Laufzeit und Eigenkapital“, erklärt Tölle.

Die hohe Nachfrage habe aber auch dazu geführt, dass Immobilien- und auch Baupreise in den vergangenen Jahren gestiegen sind. „Wir gucken daher mit Augenmaß“, betont der Pressesprecher. Der Kunde müsse den Kredit ja auch langfristig bezahlen können.

Attraktive Geldanlage

Dennoch seien Immobilien bei der aktuellen Lage des Finanzmarktes eine attraktive Geldanlage. „Es ist sogar möglich, einen günstigen Zins über die komplette Laufzeit eines Kredits abzubilden“, sagt Tölle. Damit entfalle das Zins-Risiko komplett. Wer fürs Alter vorsorgen, also sparen möchte, hat es eher schwer. Trotz niedriger Zinsen rät Tölle aber ausdrücklich dazu, Rücklagen zu bilden. Denn unerwartete Kosten könnten immer anfallen.

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Helmut Schulte, Pressesprecher der Volksbank Sauerland, beobachtet einen weiteren Trend: „Neben Kauf und Neubau wird auch verstärkt saniert und renoviert und da spielt der altengerechte Umbau eine immer größere Rolle.“

Eine Prognose, wie sich das Zinsniveau entwickeln könnte, wagt er nicht. Aber gerade weil nicht absehbar ist, dass sich in naher Zukunft etwas an dem niedrigen Zins ändern wird, empfiehlt er, sich auch über andere Geldanlagen Gedanken zu machen. Wer keine riskanten Wertpapiere kaufen möchte, hätte zum Beispiel die Möglichkeit, in sicherere Fonds zu investieren. „Eine vernünftige Beratung mit einer Bank vor Ort ist da ratsam“, betont Schulte.

Tipps der Verbraucherzentrale Arnsberg

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Thomas Hentschel ist Fachberater bei der Verbraucherzentrale und Experte für Baufinanzierungen. Er berät unabhängig und weist immer wieder auf Risiken hin, die bei den attraktiven Angeboten auf dem Finanzmarkt leicht übersehen werden. „Die Immobilienpreise sind stark gestiegen, daher muss genau gerechnet werden, ob ich mir eine Immobilie wirklich leisten kann“, betont Hentschel. „Wenn der Zinssatz in 10 oder 15 Jahren bei 4 Prozent liegt, kann einem die Finanzierung auch schnell um die Ohren fliegen.“

Er rät dazu, genügend Eigenkapital mitzubringen: Neben den kompletten Kaufnebenkosten seien das im besten Fall weitere 20 Prozent des Immobilienwertes. „Eine längere Zinsbindung von mindestens 15 Jahren schafft eine Basis für die Kalkulation der Kosten“, sagt Hentschel weiter. „Und auch eine höhere Tilgung von zwei bis drei Prozent ist bei dem aktuellen Zinsniveau zu empfehlen.“

Variable Tilgung

Im besten Fall vereinbare man mit der Bank eine variable Tilgung und auch Sondertilgungen. So könne man auf veränderte Lebensumstände reagieren - zum Beispiel, wenn Elternzeiten genommen werden und nur noch ein Gehalt zur Verfügung stehe.

Denn trotz der guten Konditionen gilt: Die Immobilie muss irgendwann abgezahlt sein.

Die Fachberatung der Verbraucherzentrale findet einmal im Monat in Arnsberg statt. Sie dauert 1,5 Stunden und kostet 170 Euro. Terminvereinbarung unter: 02932 / 510 97 01.

>>> Weitere Informationen:

- Wie hoch die Hypothekenzinsen gerade sind, hängt vor allem vom Zinsniveau ab, das die Europäische Zentralbank (EZB) vorgibt.

- Die EZB hat kürzlich bei ihrer Sitzung den Leitzins im Euroraum auf dem Rekordtief von null Prozent belassen.

- Damit signalisiert sie Investoren und Sparern, dass sie sich noch einige Zeit mit niedrigen Sätzen abfinden müssen.