Eversberg. Ein SPD-Mitglied aus Eversberg hat eine Idee zum Klimaschutz: Er fordert mehr weiße Flächen auf der Erde. Das klingt spinnert, gibt er selbst zu.

1000 Seiten stark war das Antragsbuch der SPD bei ihrem Bundesparteitag in Berlin. Auf Seite 885 findet sich auch der Unterbezirk Hochsauerlandkreis mit einem eigenen Antrag. Reinhard Brüggemann aus Eversberg hatte die Idee, wie man die Temperatur auf der Erde um bis zu 3 Grad absenken kann. Dann bekäme man den Klimawandel in den Griff.

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Dass seine Idee im Antrag U 95 (U wie Umweltpolitik) zunächst etwas spinnert klingt, lässt ihn kalt: „Das ist nur so lange spinnert, wie man sich nicht damit beschäftigt.“ Und der Parteitag folgte seiner Idee zum Klimaschutz. Die SPD-Bundestagsfraktion wird sich nun damit beschäftigen. „Alle schauen nur auf darauf, wie CO2 vermieden werden kann“, sagt Brüggemann. Er hat einen weiteren Ansatz, um den Temperaturanstieg zu verringern. Brüggemann schlägt mehr weiße Flächen auf der Erde vor. Weiße Flächen? Genau! Mit diesen weißen Flächen soll Sonnenlicht zurück ins Weltall reflektiert werden.

Durch Planen und Folien

Entstehen sollen diese weißen Flächen durch Planen und Folien, wo es möglich wäre auch durch Farbe. Zum Aufstellen der Planen würden sich alle unbewohnten und unfruchtbaren Gegenden der Erde. Brüggemann denkt dabei zum Beispiel an ein Drittel bis zur Hälfte der Wüste Sahara, aber auch Industriebrachen im Ruhrgebiet würden sich dafür anbieten. Die weißen Planen sollen schräg aufgestellt werden (damit auch Regen ablaufen könnte) und so hoch, dass darunter (wo es möglich wäre) auch noch Landwirtschaft betrieben werden könnte.

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„Der Klimawandel ist ein globales Problem, dem wir auch global entgegensteuern müssen“, sagt Brüggemann. Die Erhöhung der Erdreflexion könne dazu beitragen, die Erderwärmung einzudämmen. Bislang würden 23 Prozent der Sonnenstrahlen, die die Erde treffen, an den Wolken oder von Aerosolen in der Atmosphäre reflektiert, weitere 6,7 Prozent an der Erdoberfläche. Schon durch eine Erhöhung der Reflektion um 1,8 Prozent werde die Durchschnittstemperatur um etwa 1 Grad sinken.

Kandidat als Landrat

Der 58-Jährige ist auch Landratskandidat und damit Spitzenkandidat der SPD im Hochsauerlandkreis bei der Wahl 2020. Den Ursprung für seine Idee zum Klimaschutz hat er übrigens aus Eversberg. Davon erzählte er auch den Delegierten des Parteitages in Berlin. „Tainten Mai kneideip Schnai“, stand an einem der alten Fachwerkhäuser in Eversberg, dazu die Jahreszahl 1816: „Am 10. Mai noch knietief Schnee“.

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Ein Jahr davor, 1815, war auf Indonesien der Vulkan Tambora ausgebrochen. In der Folge flog so viel Asche und Gestein in die Stratosphäre, dass es danach weltweit dunkler und kälter wurde – zu spüren eben auch noch im Mai 1816 in Eversberg. Um bis zu 3 Grad wurde es kühler, weil die Sonnenstrahlen abgeschirmt waren. Heute nennt Brüggemann die Aussicht, die Temperatur um 3 Grad absenken zu können, „verlockend“.