Gleidorf. Schmallenberger (23) legte drei Brände und rückte dann mit seinen Kameraden zum Löschen aus. Im Einsatz wurden drei Kameraden verletzt.

Ein Brandstifter in den Reihen der Schmallenberger Feuerwehr: Die Geschehnisse haben im gesamten Stadtgebiet für Aufregung und Diskussionen gesorgt, für einen Schock bei den Kameraden (wir berichteten). Ein 23 Jahre alter Gleidorfer, Mitglied der Feuerwehr seit vielen Jahren, hatte selbst drei Brände im Heimatort gelegt. Bei einem der Brände wurden drei Feuerwehrkameraden verletzt, es entstand ein immenser Sachschaden. Dafür musste sich der 23-Jährige nun vor Gericht verantworten. Verurteilt wurde der Mann zu einer Haftstrafe von zwei Jahren auf Bewährung, einer Geldbuße in Höhe von 7500 Euro sowie drei Beratungsterminen bei einem Psychiater. Denn die Frage, die das Gericht am meisten beschäftigte: Besteht Wiederholungsgefahr?

Das ist passiert

8. November 2018: An der Gleidorfer Vogelstange brennt ein Holzstapel. Der 23-Jährige meldet den Brand selbst bei seinen Kollegen. Die Einsatzkräfte fahren raus und löschen. Sie ahnen allerdings nicht, dass der Kollege, der den Brand gemeldet hatte, das Feuer selbst gelegt hatte. Schadenshöhe: 250 Euro.

14. Januar 2019: In Gleidorf brennt es erneut. Dieses mal steht ein Papiercontainer in Flammen. Es entsteht ein Schaden in Höhe von rund 100 Euro.

10 März 2019: Es ist der Abend, an dem drei Feuerwehrleute im Einsatz beim Großbrand einer Lagerhalle verletzt werden. Auch für dieses Feuer ist der 23 Jahre alte Feuerwehrmann verantwortlich, dessen Aufgabe eigentlich das Löschen und Retten ist. Er habe dort einen Holzstapel angesteckt, sagte der junge Mann selbst vor Gericht. Dass das Feuer auf die Halle übergreife, habe er nicht gewollt. „Ich wollte ja keinen verletzen.“ An diesem Abend und am darauf folgenden Tag waren rund 150 Feuerwehrleute im Einsatz, erklärte der Einsatzleiter als Zeuge vor Gericht. Beim Eintreffen habe die Halle bereits in Vollbrand gestanden und sei nicht mehr zu retten gewesen.

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Die Ermittlungen

Die Video-Aufnahme der Überwachungskamera einer nahe liegenden Tankstelle lieferte einen wichtigen Hinweis für die Ermittler. In einer ersten Vernehmung habe der Mann die Taten noch vehement bestritten.

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Nur wenige Tage später meldete er sich jedoch per Telefon bei einem der Polizeibeamten „und legte ein umfassendes Geständnis ab. Obwohl man ihm die ersten beiden Taten nicht hätte nachweisen können, hat er diese ebenfalls eingeräumt. Er wirkte sehr betroffen, es flossen auch Tränen“, so der Beamte.

Das Motiv

Aber wie wird ein Feuerwehrmann selbst zum Brandstifter? Solche Fälle gibt es immer wieder. In Schmallenberg ist es jedoch der erste. Eine richtige Erklärung hat der junge Mann dafür nicht: „Ich weiß, dass es ein dummer, dummer Fehler war. Ich habe mein Leben zerstört. Ich bereue es.“

Die Feuerwehr sei nach der Familie der wichtigste Part seines Lebens gewesen: „Dort konnte ich etwas sein. Ich wollte ein Held sein“, sagt er selbst. Das sei auch der Grund gewesen, warum er die Brände gelegt habe: „Es hatte lange nichts mehr gegeben, dann hat es mich einfach so überkommen. Ich habe es für die Anerkennung gemacht, ich wollte auch mal im Rampenlicht stehen, sonst hatte ich kaum soziale Kontakte im Heimatort“, sagt er selbst.

Denn bei allen drei Einsätzen war er dabei, „an der Front“. Er war der, der im Papiercontainer stand, um Glutnester zu finden, der mit Atemschutzgerät und Schlauch die Feuer in erster Reihe bekämpfte.

Die Folgen

Wie die Staatsanwaltschaft betonte: „Sie sind kein Held. Sie haben schwere Straftaten begangen.“ Straftaten, die - vor allem beim Großbrand an der Lagerhalle - einen immensen Sachschaden verursacht haben. Rund 100.000 Euro heißt es in der Anklageschrift der Staatsanwaltschaft - wie sich vor Gericht herausstellte, könnte der Schaden aber deutlich höher sein: „Ich bleibe auf zwischen 200.000 und 300.000 Euro sitzen“, sagte der Zeuge, der seine Sachen in der Halle lagerte.

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Von Matthias Böhl und Oliver Eickhoff

Zwar hätte einiges gerettet werden können: „Aber es wurde sehr viel zerstört.“ Er habe keine Hoffnung, das Geld wiederzubekommen. Denn es gibt zahlreiche zivilrechtliche Forderungen gegen den Mann: Unter anderem muss er die Kosten für das Verfahren, die Feuerwehreinsätze tragen und der Stadt Geld für einen Lkw-Führerschein zurückzahlen. „Ich habe mein Leben zerstört“, betonte der 23-Jährige.

Mittlerweile ist er aus Schmallenberg weggezogen und arbeitet als Lkw-Fahrer. „Meine Eltern haben mich zuhause raus geworfen.“ Lediglich zu einem Bekannten habe er noch Kontakt, mit seiner Freundin sei er noch zusammen. Richter Sebastian Siepe verurteilte den Mann zu einer Bewährungsstrafe - „trotz erheblicher Bedenken.“ Denn eine Garantie, dass der Mann nicht wieder zum Brandstifter wird, gebe es nicht. Deswegen soll er nun auch im Rahmen der Bewährungsauflagen drei Beratungstermine bei einem Psychiater wahrnehmen. Das Urteil ist bereits rechtskräftig.