Meschede. Würmer auf dem Teller, Heuschrecke im Brötchen: Im H1 in Meschede steht momentan einen Insektenburger auf der Karte. Wir haben uns getraut.

Auf dem blauen Teller liegen Würmchen, oben im Burger-Bun steckt eine große Heuschrecke. Im H1 wird das Mittagessen zur Dschungelprüfung.

„Ich traue mich. Ich hätte gern den hier“, sage ich zu der freundlichen Bedienung und tippe auf die Karte zum Burger der Woche, die auf dem Tisch liegt. Sie grinst und sagt: „Find’ ich gut.“

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Bereits lebhaft auf Facebook diskutiert

Der Burger der Woche in der Event-Gastronomie H1 am Hennesee kostet 13,20 Euro und besteht zum Teil aus Heuschrecken und Würmern. Das passende Bild dazu wird auf der Facebook-Seite der Gastronomie bereits lebhaft diskutiert. Auf dem Foto ragen die goldfarbenen Würmer aus allen Seiten der Erdnussbutter. Ganz so extrem sieht der Burger nicht aus, der mir gut 20 Minuten später serviert wird. Bei dem ersten Bissen ist also keine Überwindung nötig.

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Larven des Glänzendschwarzer Getreideschimmelkäfers

Die Flügel der Heuschrecke sollte man nicht mitessen.
Die Flügel der Heuschrecke sollte man nicht mitessen. © Ilka Trudewind

Auf dem Teller liegen etwa ein Zentimeter lange Würmer. Laut Karte handelt es sich hierbei um essbare Buffalowürmer, die wiederum (laut Wikipedia) die Larven des Glänzendschwarzer Getreideschimmelkäfers sind. Aber das passt ja auf keine Speisekarte. Die meisten Würmer – und auch zwei Heuschrecken – verstecken sich unter dem Brötchen. Vorsichtig picke ich einzelne Würmer raus. Geschmack: nahezu neutral bis nussig. Sie fühlen sich im Mund kross und überhaupt nicht „madig“ an.

Bei den Heuschrecken muss ich kurz nachfragen: „Mit oder ohne Flügel?“ „Ohne“, sagt die Bedienung nach kurzer Rücksprache. Also die schwarz-schillernden Flügel abreißen und Körper und Kopf abnagen. Kein Ekel, wäre anders, wenn sich das Tier noch bewegen würde. Der Geschmack: Nussig und überraschend lecker.

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Rindfleisch statt Linsen-Sesam-Patty

Auch wenn Insekten das Besondere an den Burger sind, das Beste ist die Erdnussbutter in Kombination mit BBQ-Soße, dem Rindfleisch-Patty (obwohl auf der Karte eigentlich ein Linsen-Sesam-Patty steht) und den frischen Zutaten aus Friséesalat, Gurken, Tomate und Mungosprossen.

Vorsicht bei Hausstaub- oder Milben-Allergie

Der Insektenburger im H1 im Test.
Der Insektenburger im H1 im Test. © Ilka Trudewind

Diese Burger-Idee brachte H1-Inhaber Andre Wiese von der Food-Messe Internorga in Hamburg mit. Dort hatte er den ersten Insektenburger probiert. „Die Insekten werden speziell für den Verzehr nach europäischen Lebensmittel-Standards gezüchtet und gelten in vielen Ländern bereits als Delikatesse. Sie enthalten neben vielen Proteinen auch Vitamine und Mineralstoffe, wie beispielsweise Zink, Calcium und Eisen“, steht auf der Facebookseite. Dazu auch ein Warnhinweis: „Personen mit Allergien gegen Hausstaub oder Milben sollten beim Verzehr vorsichtig sein.“

Ganz so wie auf dem Foto sieht der Burger nicht aus, der auf dem Teller landet. Geschmeckt hat er trotzdem.
Ganz so wie auf dem Foto sieht der Burger nicht aus, der auf dem Teller landet. Geschmeckt hat er trotzdem. © Ilka Trudewind

Von September bis Dezember gibt es jede Woche einen Burger der Woche. Im nächsten Jahr dürfen dann die Kunden abstimmen, welcher Burger es auf die neue Karte schafft, die im Mai rauskommen soll. Besonders gut kam zum Beispiel ein Chili-Cheese-Burger und vegetarische Variationen an. „Vegetarische und vegane Gerichte werden auch auf der Karte 2020 ein großes Thema sein“, verspricht Andre Wiese. Im Küchenteam werden schon Rezepte ausprobiert.

Die Nachfrage nach dem Insektenburger sei nicht so groß gewesen. „Wir wollten es trotzdem mal ausprobieren“, so Wiese. Auch um den Sauerländern zu zeigen, dass man für kulinarische Experimente nicht erst in die Großstädte reisen muss.