Bremke. Die Landwirte haben von der Politik die Nase voll. Das haben sie nicht nur in Berlin, sondern spontan auch in Bremke deutlich gemacht.

Dieser Plan ist mehr als aufgegangen: Die heimischen Landwirte wollten vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Diskussionen zeigen, zu was sie in der Lage sind. Dass sie sich nicht alles gefallen lassen. Dass sie zusammenhalten. Und das haben sie am Abend in Bremke eindrucksvoll getan.

Nach gerade einmal zehn Stunden Vorbereitung rollten aus allen Himmelsrichtungen 65 Schlepper an. 150 Menschen versammelten sich in kürzester Zeit auf dem Platz vor dem Raiffeisenmarkt, um deutlich zu zeigen, was sie von der aktuellen Landwirtschaftspolitik halten. Und das ist nicht viel!

Unterstützung der Polizei

Auch interessant

Landwirt Michael Hellermann aus Altenilpe und sein Kollege Wilhelm Kühn aus Arnsberg hatten am Dienstagmorgen die spontane Idee, sich mit den Bauern, die in Berlin auf die Straße gegangen sind, solidarisch zu zeigen. Und ihrer Idee für eine Mahnwache ließen sie ab 8 Uhr in der Früh Taten folgen. Weder das Esloher Ordnungsamt noch die Polizei stellten sich dem Vorhaben in den Weg. Im Gegenteil: „Obwohl derlei Veranstaltungen in der Regel 48 Stunden vorher angekündigt werden müssen, genehmigte die Kreispolizeibehörde die Mahnwache ohne große Probleme“, freut sich Michael Hellermann als einer der Hauptorganisatoren.

Überwältigender Erfolg

Hellermann und Kühn waren vom Erfolg des spontanen Abends überwältigt. Angesichts der kurzen Vorbereitungszeit hatten sie gerade mal mit der Hälfte der Resonanz gerechnet.

Insgesamt rund 150 Teilnehmer kamen zur Mahnwachen ach Bremke. Mit einer solchen Beteiligung hatten die Organisatoren gar nicht gerechnet.
Insgesamt rund 150 Teilnehmer kamen zur Mahnwachen ach Bremke. Mit einer solchen Beteiligung hatten die Organisatoren gar nicht gerechnet. © Gudrun Schulte

Aufgerufen hatten die Landwirte nach erfolgter Genehmigung ab 10 Uhr morgens unter anderem über die sozialen Netzwerke. Sogar Bauern aus dem Märkischen Kreis waren diesem Aufruf am Ende gefolgt und hatten sich auf den langen Weg ins Hochsauerland gemacht.

„Es war ein gigantisches Bild“, schwärmt Hellermann am Tag danach. Was ihn besonders gefreut hat: Josef Schreiber, Kreisvorsitzender des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes, hatte für die Mahnwache sogar eine Versammlung in Medebach sausen lassen.

„Wir wollen Kuhställe bauen und keine Atomkraftwerke“

Es könne nicht angehen, dass die Politik mit ihren Entscheidungen eine Glocke über das ganze Land stülpe, sagt Hellermann und spielt damit unter anderem auf die schärfere Düngeverordnung an.

Das Sauerland sei nicht das Münsterland. „Wir haben hier keine Probleme mit Überdüngung, weil bei uns ganz andere Bedingungen herrschen“, macht er stellvertretend für die in Bremke versammelten Landwirte deutlich. Sie wünschen sich schlichtweg praxisnahe Entscheidungen der Politik. „Redet mit uns, nicht über uns“, lautet daher ihre eindringliche Botschaft an die Politik.

„Es stehen Existenzen auf dem Spiel“, sagt Hellermann und nennt unter anderem das Baurecht als ein weiteres Beispiel für den Verordnungs-, Regulierungs- und Bürokratiewahnsinn der Politik: „Solange kann ein Landwirt gar nicht melken, bis er seinen neuen Stall abbezahlt hat“, sagt der Altenilper angesichts der zu beachtenden Vorschriften und schiebt plakativ hinterher: „Wir wollen Kuhställe bauen und keine Atomkraftwerke“.

„Spaß daran, die Stimme zu erheben“

Dass es um die Zukunft der Landwirtschaft in der Region geht, hat auch das Alter der versammelten Landwirte in Bremke gezeigt. „Ich schätze mal, dass etwa 100 von ihnen jünger waren als ich“, sagt der 36-jährige Hellermann, der nicht nur Landwirt, sondern im Verband auch für die Junglandwirte zuständig ist. „Gerade die jungen Bauern haben Spaß daran, ihre Stimme zu erheben“, sagt er.

Auch interessant

ganz deutschland blickt auf das kleine eslohe„Wir Bauern sind da und halten zusammen“, das war die Botschaft der Mahnwache in Bremke und es war die Botschaft des Aufstandes in Berlin mit 5000 Traktoren. „Jetzt hoffen wir darauf, dass diese Botschaft auch angekommen ist“, so Hellermann. Der Ball liege nun erst einmal bei der Politik. Weitere Mahnwachen, Kundgebungen oder gar Demonstrationen seien seitens des Verbandes vorerst nicht geplant, erklärt Michael Hellermann. Nun gehe es darum, konstruktive Gespräche mit der Politik zu führen.

  • Der Raiffeisenmarkt zeigte sich solidarisch mit den Teilnehmern der Mahnwache und versorgte sie mit Würstchen und Brötchen.
  • Die Getränke hatte der Westfälisch-Lippische-Landwirtschaftsverband übernommen.