Remblinghausen. Mira-Lynn Szinglober (12) aus Remblinghausen näht für Frühchen und Sternenkinder. Neuerdings auch für das Klinikum Hochsauerland in Hüsten.

Ein senffarbenes Höschen mit schwarzen Walen und schwarzen Bündchen liegt auf dem Tisch. Es ist gerade fertig geworden – und so winzig. „Das ist Größe 44“, sagt Mira-Lynn Szinglober (12). Kleidungsstücke für Neugeborene beginnen üblicherweise mit der Größe 56. Die Zwölfjährige näht Kleidung für Frühchen und Sternenkinder.

Mira-Lynn Szinglober (12) in ihrem eigenen Nähatelier.   
Mira-Lynn Szinglober (12) in ihrem eigenen Nähatelier.   © Ilka Trudewind

Miri, Mira-Lynn sagt eigentlich niemand zu dem sympathischen Mädchen, näht schon seitdem sie acht Jahre alt ist. Oma Cordula (59), selbst begeisterte Näherin, brachte ihr das Handwerk bei. Das erste Projekt war damals ein Loop, ein schlauchartiger Schal in gelb mit bunten Vögeln drauf. „Oma zeigte mir auch, wie man Schnittmuster ausdruckt, ausschneidet und zusammenlegt. Wie man den Stoff mit Nahtzugabe ausschneidet“, erzählt sie. Nach und nach seien die Sachen professioneller geworden. So entstanden Pullover und Kleidung für den kleinen Bruder Oskar oder ihren Cousin.

Ungewöhnliches Ehrenamt

Zu diesem ungewöhnlichen Ehrenamt kam das Mädchen über einen Aufruf bei Ebay Kleinanzeigen. Da suchte jemand Stoffspenden, um Kleidung für Frühchen und Sternchen zu nähen. Und Miri dachte, dass das auch etwas für sie sein könnte. „Ich saß nämlich oft hier und wusste nicht, was ich nähen soll“, erzählt die Zwölfjährige und grinst. Gemeinsam mit ihrer Mutter begann dann die Online-Recherche. Sie fanden die Gruppe Sternchennähen.de auf Facebook. Dem Projekt schloss Miri sich an.

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Die Hosen und Strampler sind winzig.
Die Hosen und Strampler sind winzig. © Ilka Trudewind

Regelmäßig schickt sie nun große Pakete an den Verein, der die bunten Höschen, Strampler, Mützen und Einschlagdecken an die Kliniken verteilt. Zum Beispiel nach Münster, Worms oder Mannheim. Das Personal gibt die Spenden dann kostenlos an Eltern weiter. Auch für das Klinikum Hochsauerland in Hüsten näht Miri nun. „So können wir jetzt auch Familien aus dem Sauerland helfen“, freut sich Miri, die mit ihrer Nähbegeisterung sogar zwei Freundinnen angesteckt hat. Emily und Alicia nähen jetzt auch schon Mamatücher. Miri erklärt: „Die Tücher trägt die Mutter und werden später zum Frühchen gelegt, damit es den Geruch der Mama bei sich hat.“

Würdevolle letzte Reise

Hier schneidet Mira-Lynn Szinglober ein Shirt zu. Das Nähen lernte sie von ihrer Mutter.
Hier schneidet Mira-Lynn Szinglober ein Shirt zu. Das Nähen lernte sie von ihrer Mutter. © Ilka Trudewind

„Ich finde es einfach schön, etwas Gutes zu machen. Und den Eltern zu helfen.“ Auch ohne direkt mit den Betroffenen zu sprechen. Denn Kontakt zu Eltern, deren Kinder zu früh oder still zur Welt kamen, hatte Miri noch nicht. Die Vorstellung, dass die Sternchen mit bunter Kleidung auf ihre letzte Reise gehen, gefällt der Zwölfjährigen. „Das macht den Abschied würdevoller.“ Miri legt den Sachen immer zwei Stoffherzen bei. „Eins bleibt beim Kind, eins für die Eltern als Andenken“, sagt die Zwölfjährige. Manche der Einschlagdecken sind nur zehn Zentimeter groß. Die Höschen haben Größe 38.

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Im Keller hat ihr die Familie ein eigenes Atelier eingerichtet. Mit Sofa, Nähtischen, Regalen für Stoffe, Garn und Bündchen. Am häufigsten sitzt sie an ihrer Overlock-Maschine. „Die Overlock schneidet den Stoff und versäubert sofort die Nähte. Das ist einfach super praktisch“, erklärt die das automatische Wundermaschinchen.

1800 Fans auf Instagram

Mira-Lynn Szinglober (12) nutzt auch Instagram, um Spenden zu sammeln. Ihre Seite heißt Miris Nähkästchen. 
Mira-Lynn Szinglober (12) nutzt auch Instagram, um Spenden zu sammeln. Ihre Seite heißt Miris Nähkästchen.  © Ilka Trudewind

Ihre Instagram-Seite heißt „Miris Nähkästchen“. Dort versammelt die Realschülerin bereits 1800 Fans. Einer davon ist Oma Cordula, die immer ganz fleißig verfolgt, was die Enkelin näht. Fast täglich zeigt Miri auf ihrer Seite ihre neuesten Projekte, bedankt sich für Stoffspenden und erzählt aus ihrem Alltag.

Miri nutzt die Möglichkeiten auf Instagram

Für Stoffspenden nutzt sie auch die moderne Welt auf Instagram. Sie schreibt Stoffläden an, stellt sich vor und erklärt, wofür sie die Spenden benötigt. Den Läden verspricht sie dann eine Erwähnung in einem ihrer Beiträge auf Instagram. „Die meisten machen mit. Wahrscheinlich, weil ich so jung bin. Das ist ja schon ungewöhnlich.“ Auch in ihrem Verein ist sie mit zwölf Jahren die jüngste.

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Miris Traum ist es, irgendwann einmal einen Online-Shop nur für Frühchen-Kleidung zu eröffnen. „Denn da ist der Bedarf echt groß. Mit Opa habe ich mich schon ein bisschen schlau gemacht.“ Kostenlos, aber gegen Übernahme der Versandkosten, näht sie auch jetzt schon für Frühchen.

So hatte sie über Instagram schon Kontakt zu einer Frau, deren Freundin in Paderborn Frühchen-Zwillinge bekommen hatte. „Ich habe ihr etwas genäht.“ Leider sind beide Kinder gestorben. „Das war sehr traurig.“

So könnt ihr Miri helfen:

  • Wer Miri unterstützen möchte: Benötigt werden derzeit vor allem Bündchenstoffe, Knöpfe, Overlock-Nähgarn und Kuschelvlies. Spenden sind auch über Paypal möglich: paypal.me/pools/c/8jYsh6nCW8
  • Allein die großen Garnrollen kosten sieben Euro. Oft steuert Miri ihr Taschengeld hinzu.
  • Mehr von Miri gibt es auf Instagram zu sehen unter „Miris Nähkästchen“. Dort hat sie 1800 Fans.
  • Miri geht in die 7a der Städtischen Realschule und spielt ihrer Freizeit Trompete.
  • Das Projekt hat die Seite http://www.sternchennaehen.de