Meschede. Auf eine kreative Art wollen vier Frauen auf ein zunehmendes Müllproblem aufmerksam machen. Und sie haben auch eine Vision.

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Kippen sammeln für den Umweltschutz? Eine kaum zu bewältigende Aufgabe, könnte man denken. Britta Ewert, Anne Kraft, Jutta Heemeyer, Sandra Krick und Sandra Lücking-Schörner tun eins - sie fangen schon mal an und hoffen, dass sich andere anschließen. „Letztlich wollen wir natürlich vor allem, dass sich das Bewusstsein ändern“, sagt Anne Kraft. Auf Dauer wünschen sie sich eine echte Recycling-Alternative. In Köln gibt es diese schon.

Das Problem

Sie stecken im Pflaster fest, liegen auf Gehwegen und Spielplätzen und vergiften das Grundwasser. Zigarettenkippen ärgern zunehmend in der Mescheder Innenstadt, auch weil sie sich in den Rillen des neuen Pflasters festsetzen und die Kehrmaschine des Bauhofs nicht dagegen ankommt. Doch, so hatte zuletzt die Stadt argumentiert, diese Dehnungsfugen seien nötig und auch für den Abfluss des Wassers wichtig. Daher nicht veränderbar. Die Frauen sehen das anders: „Man könnte sie doch wenigstens mit Sand nacharbeiten, so dass die Kippen sich nicht tief in die Rillen eingraben“, argumentiert Anne Kraft.

Die Idee

Immerhin sind es die Frauen, die jetzt mit Handschuhen und Fugenkratzer die Kippen aufsammeln. Nicht dauerhaft, das betonen sie. „Uns geht es darum, ein Bewusstsein für das Problem zu schaffen“, sagt Britta Ewert. 50 Flaschen wollen sie sammeln und dann mit einem Stand auf dem Markt ihre Aktion vorstellen. „Jede Flasche enthält 600 Kippen, und eine Kippe verseucht 40 Liter Grundwasser“, rechnet Britta Ewert vor. Eine Flasche könne also 24.000 Liter Grundwasser vergiften. In einer Stunde hatten die Frauen die ersten Flaschen gefüllt, gesammelt fast ausschließlich am Bahnhof.

So geht’s auch, der Ascher stand am Bistro Brazil. Ein Passant nutzt ihn während des Gesprächs.
So geht’s auch, der Ascher stand am Bistro Brazil. Ein Passant nutzt ihn während des Gesprächs. © Unbekannt | Ute Tolksdorf

„Uns ist wichtig, dass es nicht gegen jemanden geht“, betont Britta Ewert. „Wir wollen miteinander etwas für die Stadt erreichen.“ Geschäftsleute, die sie beim Aufsammeln beobachteten, kamen heraus, fragten nach und boten ihre Hilfe an. Auch an der Zeughausstraßen und in der Ruhrstraße wird jetzt schon in Flaschen gesammelt.

Die Resonanz

Auch sonst stoßen sie bei ihrer Arbeit auf viel Resonanz von Bürgern, die sich über die zunehmende Vermüllung ärgern. Hier wird vor allem auch der Wunsch nach städtischer Unterstützung laut. Ein höheres Ordnungsgeld, das auch tatsächlich eingefordert wird. „Wenigstens einmal in der Woche könnten doch Politessen und Ordnungsamt zusammen solche Aktionen öffentlichkeitswirksam durchführen“, wünschen sich Friedrich Heemeyer und Bernd Mank.

Die Beteiligung

Den Anstoß für das Projekt gab Britta Ewert bei den Stadtgesprächen, da stellte sie ihre Idee das erste Mal vor und suchte Unterstützer. Anne Kraft und Sandra Krick wollten etwas für Umwelt- und Klimaschutz tun und kamen so dazu. Weitere Helfer sind willkommen. „Jeder kann uns unterstützen“, betont Britta Ewert. Wer noch Informationen braucht oder Zigarettenkippen sammeln will, kann über britta-ewert@t-online.de Kontakt zu ihr aufnehmen.

Das Ziel

Langfristig könnten Kippen sogar in ein echtes Recyclingprojekt umgewandelt werden. „In Köln“, so berichten die Frauen, „gibt es die Firma Tobacycle, die aus alten Kippen, spritzfestes Granulat und daraus Behälter für Sammelsysteme herstellt.“ Das wäre dann ein echter Wirtschaftskreislauf. „Eine Vision“, betont Britta Ewert.