Velmede. Eigentlich wollte Dina Panoias an der Ruhr in Velmede Enten beobachten - wie so oft. Diesmal aber macht sie eine putzige Entdeckung.

Eigentlich wollte Dina Panoias gemeinsam mit ihrem Freund Christopher Wensing und dem 14 Monate alten Töchterchen Melina an der Ruhr in Velmede die Enten beobachten. Diesmal ist der Familie allerdings ein ganz anderer putziger Geselle über den Weg gelaufen: eine Nutria.

Die Überraschung war groß

Die Überraschung der kleinen Familie war groß, als sie das Tier im Gras entdeckte. „Wir sind eigentlich ganz oft an der Ruhr in Velmede unterwegs, aber eine Nutria haben wir bei unseren Touren noch nie gesehen“, sagt Dina Panoias. Das Tier habe in zehn Metern Entfernung im Gras gesessen und gefressen, sagt sie. „Es war überhaupt nicht scheu und ist sitzengeblieben, obwohl wir näher rangegangen sind“, berichtet Dina Panoias. Zu nah sei sie der Nutria allerdings bewusst nicht gekommen. „Wir wollten ihr ja keine Angst machen und sie nicht erschrecken.“

Eindeutiges Bestimmungsmerkmal

Dieses Foto hat Dina Panoias bei ihrem Besuch an der Ruhr von der Nutria geschossen.   
Dieses Foto hat Dina Panoias bei ihrem Besuch an der Ruhr von der Nutria geschossen.   © Dina Panoias

Damit hat die Familie genau richtig gehandelt, wie Bernd Stemmer, Fischereidezernent der Bezirksregierung in Arnsberg mit Verweis auf die langen und scharfen Zähne betont. Ob es sich bei dem Tier tatsächlich um eine Nutria handelt, ist für Werner Schubert, Leiter der Biologischen Station Hochsauerland, anhand des Fotos nicht eindeutig zu bestimmen.

„Es könnte auch eine Bisamratte sein“, sagt er. Eindeutiges Bestimmungsmerkmal wäre der Schwanz, der aber ist auf dem Bild nicht zu erkennen. Dina Panoias, die das Tier mit eigenen Augen gesehen hat und Nutrias aus dem Kurpark in Bad Sassendorf kennt, ist sich allerdings sicher, dass es sich nicht um eine Bisamratte handelt.

Noch nicht allzu sehr verbreitet

Während es in anderen Orten massive Probleme mit Nutrias gibt, sind die Tiere im Hochsauerlandkreis noch nicht allzu sehr verbreitet. Bernd Stemmer, Fischereidezernent bei der Bezirksregierung in Arnsberg fände es gut, wenn das so bliebe.

Denn: Bei aller Niedlichkeit gehören die aus Südamerika stammenden Tiere nicht in die Region. „Nutrias unterbrechen biologische Abläufe“, sagt Stemmer und nennt Beispiele: So gebe es im Rheinland Probleme, weil die Tiere Röhricht abfressen und so etwa der seltenen Trauerseeschwalbe die Brutmöglichkeit nehmen. „Ein einzelnes Tier ist für die Menschen immer eine Attraktion und nett anzusehen“, sagt Stemmer.

Aber man müsse aufpassen, dass die Population unter Kontrolle gehalten wird. Dazu zähle auch, die Tiere nicht zu füttern.

Keine Probleme in der Gemeinde

In Bad Sassendorf etwa sei das nicht gelungen: „Dort haben die Nutrias im Teich des Kurparks den gesamten Muschelbestand aufgefressen, in dem der Bitterling seine Eier ablegt.“ Und in den Niederlanden sei gar die Ausrottung das Ziel, weil Nutrias Dämme und Ufer untergraben.

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All diese Probleme gibt es in der Gemeinde Bestwig allerdings nicht. Insofern hofft vermutlich nicht nur Dina Panoias, dass sie das Tier gemeinsam mit Töchterchen Melina noch öfter antreffen wird und den Anblick genießen kann - ohne dass Nutrias auch in Velmede zur Plage werden. Aktuell, das bestätigt auch Gemeindesprecher Jörg Fröhling, gebe es jedenfalls absolut keine Probleme.

  • Die Nutria wird auch Biberratte oder seltener Sumpfbiber, Schweifbiber, Schweifratte oder Coypu genannt.
  • Die Nutria wird oft mit der aus Nordamerika stammenden Bisamratte verwechselt, die sich gleichfalls in Europa als Neozoon etabliert hat, allerdings kleiner ist und einen seitlich abgeplatteten Schwanz hat.
  • Die Nutria erreicht eine Körperlänge von bis zu 65 Zentimetern und wiegt erwachsen zwischen acht und zehn Kilogramm. Ihr Schwanz hat eine Länge von 30 bis 45 Zentimetern.