Frielinghausen. Waschbären gehören nicht ins Sauerland, trotzdem leben tausende in der Region. Warum sie eine Plage sind und das kaum in den Griff zu kriegen ist
Sie blicken mit niedlichen Knopfaugen in die Kamera. Fast herzerweichend. Doch so niedlich sie auch sein mögen - ganz ohne sind die Waschbären nicht, die unser Leser Georg Weber am Straßenrand in Frielinghausen entdeckt und fotografiert hat.
Keine natürlichen Feinde
„Waschbären sind ein Problem“, sagt Werner Schubert, Leiter und Geschäftsführer der Biologischen Station Hochsauerlandkreis, und ergänzt: „Die gehören hier nicht hin.“ Auch er weiß um den Liebreiz ihrer Erscheinung, kennt allerdings auch sehr genau alle Sorgen und Nöte, die mit ihrem Vorkommen in der Region einhergehen. Zum einen seien Waschbären Allesfresser, zum anderen hätten sie keine natürlichen Feinde. „Außer vielleicht den Autoverkehr“, ergänzt Schubert. Wenn der Experte ausholt, klingt das gleich gar nicht mehr so niedlich. „Waschbären räumen gerne Nistkästen aus und holen die Jungen heraus. Sie plündern Obstbäume und Beerensträucher und fressen Amphibien aus Teichen“, zählt er auf. Auch vor der stark gefährdeten Kreuzkröte mache der Waschbär dabei keinen Halt. Laichgewässer, die zum Erhalt der Art angelegt werden, müssten grundsätzlich mit einem Gitter abgedeckt werden. „Ansonsten fressen sie den ganzen Teich leer.“
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Kaum in den Griff zu bekommen
Wie viele Waschbären in der Region leben, lasse sich nicht genau sagen. „Mehrere tausend werden es wohl sein“, sagt Schubert. Angesichts fehlender Feinde, werden man dieses Problem wohl kaum in den Griff bekommen. Schubert spricht in diesem Zusammenhang sogar von einer Plage. „Wenn man mit Hauseigentümern spricht, die regelmäßig Besuch von Waschbären bekommen, werden sie das auf jeden Fall als Plage ansehen“, sagt er. Denn gerade hier bereiten Waschbären wohl die größten Probleme. Und das beziehe sich eben nicht nur auf das Plündern von Obstbäumen und Beerensträuchern, sondern unter anderem auch auf die Fähigkeit, Mülleimer zu leeren und Komposthaufen nach fressbaren Abfällen zu durchsuchen. Waschbären schaffen es sogar, durch Katzenklappen in Häuser zu gelangen oder sich auf anderen Wegen Zugang zu verschaffen. Sie klettern Dachrinnen hoch, zerstören Dachisolierungen und durchsuchen Dachböden lautstark nach Fressbarem. Immerhin: Gefährlich sind die Tiere nicht. „Außer vielleicht, wenn sie sie in die Ecke gedrängt werden und sich bedroht fühlen“, so Werner Schubert.
>>>Weitere Informationen:
- Waschbären waren ursprünglich in Nordamerika beheimatet.
- Der Leiter des Forstamtes Vöhl am Edersee soll im April des Jahres 1934 zwei Waschbärenpärchen auf Wunsch ihres Besitzers, des Geflügelzüchters Rolf Haag, in die Freiheit entlassen haben, mit dem Ziel, die heimische Fauna zu bereichern.
- Das Gebiet rund um den Edersee bot optimale Lebensbedingungen. Die Tiere vermehrten sich dort prächtig. 1956 wurde der Bestand auf wenige Hundert Tiere geschätzt. Heute wird mit etwa einer halben Million Tiere gerechnet, die sich mittlerweile in fast ganz Deutschland breitgemacht haben - mit den Schwerpunkten Hessen und Berlin/Brandenburg.