Wenholthausen. Für die Grundschule in Wenholthausen muss es eine Zukunft geben. Da ist sich der Ort einig.
Die langfristige Zukunft der Grundschule Wenholthausen steht wegen geringer Schülerzahlen auf der Kippe. Bei einer Infoveranstaltung haben sich die Wenholthauser eindrucksvoll für den Erhalt der Schule eingesetzt (wir berichteten). Aus Sicht des Fördervereinsvorsitzenden Andree Schmidt sind die Schülerzahlen aber nicht das einzige Problem.
Haben Sie die Aussagen des Bürgermeisters und der Fraktionsvorsitzenden bei der Infoveranstaltung überzeugt?
Andree Schmidt Herr Kersting als Bürgermeister sowie die Fraktionsvorsitzenden beteuerten, dass sie sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten für den Schulstandort einsetzen werden. Per Definition beschränken sich die Möglichkeiten der Gemeinde Eslohe als Schulträger auf sachliche Dinge, wie die Schulen betreffende Infrastruktur - zum Beispiel die Gebäude. Ob die Schule weiter getragen wird, ist nach Abwägung des Für und Wider, letztlich eine Ratsentscheidung. Diese kann und darf damit von Einzelpersonen nicht vorweg genommen werden. Wir hatten den Eindruck, dass man sich nun differenziert mit der Thematik befasst und sind guter Hoffnung, dass dies auch so in die beteiligten Fraktionen getragen wird.
Zum Problem könnten aus Ihrer Sicht nicht nur die sinkenden Schülerzahlen werden, sondern auch der Lehrermangel. Können Sie Ihre Sorgen diesbezüglich konkretisieren?
Ob die Schülerzahlen wirklich sinken wird sich nur kurzfristig bestätigen. Tendenziell wurde in den letzten Jahren die reine Geburtenzahl durch Zuzug häufig nach oben korrigiert. Den 7 Geburten im vergangenen Erfassungszeitraum bis 30. September 2018 stehen nach eigenen Recherchen voraussichtlich 13 Geburten im laufenden Erfassungszeitraum gegenüber. Dies ist immerhin eine Steigerung von über 100 Prozent und vielleicht auch der aktuellen Diskussion geschuldet. Bedenklich - und im zeitlichen Zusammenhang zur möglichen schrittweisen Schulschließung ab 2020/21 stehend - ist die „Prognose zum Lehrkräftearbeitsmarkt in Nordrhein-Westfalen“ des Schulministeriums NRW von April 2018. In dieser wird für das Lehramt an Grundschulen, das kumulierte Saldo aus Lehrkräfteangebot und –bedarf 2018/19 mit fehlenden ca. 1700 Lehrkräften und 2024/25 mit gar fehlenden ca. 5000 Lehrkräften skizziert. Dabei scheint es jedoch nicht der Lehrerberuf an sich, sondern eher die Schulform zu sein, der die Bewerber fehlen. Das kumulierte Saldo aus Lehrkräfteangebot und –bedarf an Gymnasien und Gesamtschulen zeigt 2018/19 laut Grafik einen Überhang von ca. 5000 und 2024/25 gar einen Überhang von ca. 16.000 Bewerberinnen und Bewerbern. Ob der Handlungsbedarf darin bestehen sollte, einen quirligen Bach trocken zu legen, damit die Felle nicht davon schwimmen sei dahingestellt. Eher erscheint eine bedarfsgerechte Ausbildung von Grundschul-Lehrkräften das primäre Ziel zu sein. Diese machen die von uns geschätzte Schule zu dem, was sie momentan noch ist!
Welche Wünsche haben Sie an den Rat und die Verwaltung der Gemeinde Eslohe?
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Neben der bereits offerierten differenzierten Betrachtung der Schülerzahl-Prognose und eine kurzfristigere Entscheidungsfindung im Gemeinderat zur Zukunft einer Schule, wäre die konsequente Förderung der Zuwanderung ins Dorf eine wegweisende Maßnahme. Dies wäre durch die Ausweisung von Bauland zu realisieren. Hier befindet man sich laut Herrn Kersting auch bereits in Verhandlungen. Des Weiteren wünschen wir uns einen Dialog, in dem gemeinsame Ziele im Grundschulverbund definiert werden. Ziel muss sein, die schulische Infrastruktur im ländlichen Raum zu stärken, anstatt sie sukzessive auszudünnen.
Und welche Wünsche haben Sie an die Landespolitik?
Eine ausreichende Anzahl an Grundschul-Lehrkräften, damit der Unterricht in den ersten prägenden Jahren der Schulzeit, kindergerecht bewältigt werden kann. Angepasste gesetzliche Rahmenbedingungen, die einen verantwortungsvollen Umgang mit bestehender ländlicher Infrastruktur ermöglichen und schließlich eine differenzierte Auseinandersetzung mit potenziell unumkehrbaren und weitreichenden Entscheidungen.
Der Bürgermeister hat wörtlich gesagt „Eine Schulschließung ist nicht das Todesurteil“ für den Ort. Was sagen Sie dazu?
Ein Todesurteil sicher nicht, ein Ort verliert jedoch einen bedeutenden Mittelpunkt. Das Ortsbild wird durch spielende Kinder auf dem Schulhof oder während des Schulwegs deutlich lebendiger und signalisiert die Zukunft des Dorfes. Auch wenn es ein wenig pathetisch klingt, sind wir davon überzeugt, dass in der heutigen Zeit, in der von jedem Einzelnen mehr denn je räumliche und berufliche Flexibilität gefragt ist, wiederum die Definition einer Heimat und Zugehörigkeit an Bedeutung gewinnt. Wir selber haben uns nach 20 Jahren „in der Fremde“ entschlossen, unseren Hof im Ortskern von Wenholthausen zu sanieren und damit unseren vier Kindern einen Ort zu bieten, an dem es sich zu leben lohnt, zu dem man sich verbunden fühlt und den man seine Heimat nennt. Dazu gehört aber auch ein Freundes- und Bekanntenkreis, der einem ein „Wir-Gefühl“ vermittelt. Noch heute höre ich mich sagen „…XY kenne ich schon seit der Grundschule.“ Aus diesem Grund setzen wir uns für unsere Grundschule, in der man häufig Freunde für das Leben findet, ein.