Nuttlar. Wieder muss ein 30 Jahre alter Mann aus Nuttlar vor Gericht erscheinen. In der Nähe der Kirche soll er Drogen verkauft haben.

Erst im Dezember hatte ihn das Landgericht in Arnsberg wegen Drogenhandels zu einer dreijährigen Gefängnisstrafe verurteilt. Jetzt saß der inzwischen 30-jährige Nuttlarer erneut vor Gericht, diesmal in Meschede. Hier allerdings als Zeuge: Er hatte einem Mann aus Langenfeld in der Nähe der Nuttlarer Kirche für 1600 Euro ein Kilo Amphetamin verkauft. Das Amtsgericht Meschede verurteilte den Käufer zu einer einjährigen Haftstrafe.

Angeklagter lässt vieles offen

Fast drei Stunden lang mussten sich Richter und Staatsanwaltschaft drei verschiedene Version von Zeugen und Angeklagtem anhören. Bis zuletzt stritt der 33-jährige Mann aus Langenfeld ab, Drogen gekauft zu haben. Seine abenteuerliche Version der Geschichte: Er habe den Nuttlarer damals an einer Tankstelle getroffen. Weil man sich flüchtig kennt, habe der ihn auf sein Kölner Kennzeichen angesprochen und ihn um einen Gefallen gebeten.

Der Langenfelder, der ohnehin regelmäßig vom Rheinland zu seinen Eltern ins Sauerland fährt, sollte in Köln 1600 Euro bei einem Kunden abholen, die der Nuttlarer angeblich noch für eine Autoreparatur zu erwarten hatte. „Ich habe ihm diesen Gefallen getan, weil er mir selbst zweimal für die Hälfte des Preises die Bremsen gemacht hat“, erklärte der 33-Jährige. Aber wie sah der Mann aus, von dem er das Geld entgegengenommen hat? War das Geld in einem Umschlag? Welche Stückelung hatte die Summe von 1600 Euro? Hat er nachgezählt? Auf einen Großteil dieser Detailfragen hatte der 33-Jährige keine Antwort und das ließ am Ende nicht nur den Staatsanwalt an der Glaubhaftigkeit zweifeln.

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Zudem hatte die Polizei im Vorfeld der Drogenübergabe die beiden Telefone des Nuttlarers überwacht: Aus den Gesprächs-Mitschnitten ging der Deal ziemlich eindeutig hervor. Und den stritt der Nuttlarer im Gegensatz zum Angeklagten auch gar nicht ab. „Er hat für 1600 Euro Drogen bestellt und die hat er auch bekommen.“ Welche Rolle ein weiterer Zeuge aus Ramsbeck dabei spielte, der wegen seiner zwielichtigem Geschäfte im Dezember vom Landgericht ebenfalls verurteilt worden war, blieb ungeklärt. Er soll das Geschäft eingefädelt, den telefonischen Kontakt hergestellt und das Amphetamin gestreckt haben.

Gericht verhängt Bewährungs- und Geldstrafe

Das Schöffengericht hatte am Ende keine Zweifel, dass am 6. Mai des vergangenen Jahres Drogen im Wert von 1600 Euro ihren Besitzer gewechselt haben. „Die Mosaiksteine, die wir haben, fügen sich zu einem schlüssigen Gesamtbild zusammen“, formulierte es Richter Dr. Sebastian Siepe in seiner Urteilsbegründung. Lediglich den Vorwurf des Handeltreibens habe man dem Angeklagten nicht nachweisen können. Zusätzlich zu seiner einjährigen Haftstrafe, die zur Bewährung ausgesetzt ist, muss der 33-jährige Mann aus Langenfeld 2000 Euro an die Suchthilfestiftung zahlen.

>>>HINTERGRUND<<<

Nach dem Prozess gegen den Nuttlarer Dealer im Dezember vor dem Landgericht Arnsberg läuft zurzeit die Revision. Damit ist das Urteil des Landgerichts noch nicht rechtskräftig und nun ein Fall für den Bundesgerichtshof. Er prüft den Prozess auf Verfahrens- oder Rechtsfehler.

Der damals noch 29-jährige Nuttlarer war wegen gewerbsmäßigen Drogenhandels zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren verurteilt worden. Bis zu einem Jahr kann es dauern, bis das Ergebnis des Bundesgerichtshofs vorliegt. So lange darf sich der Nuttlarer weiterhin auf freiem Fuß bewegen.

Der Mann aus Ramsbeck, der im aktuellen Prozess ebenfalls als Zeuge geladen war, war damals vom Landgericht zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und sechs Monaten verurteilt worden. Er befindet sich inzwischen in der Justizvollzugsanstalt Attendorn.