Meschede. Junge Leute haben auch in Meschede für eine andere Klimapolitik demonstriert. Selbst Mitorganisatoren flogen danach zum Spaß nach Malle.

Dreimal haben Demonstrationen der Bewegung „Fridays for future“ in Meschede stattgefunden - das letzte Mal war allerdings ein Flop mit nur knapp 50 Teilnehmern. Seitdem hat es hier keine Proteste für den Klimaschutz mehr gegeben. Das liegt auch daran, dass ein Teil der Akteure nach dem Abitur zur Party im Ausland unterwegs war - gar nicht so umweltbewusst mit dem Flugzeug.

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Mallorca, Bulgarien, Griechenland, Türkei, Gran Canaria - das klingt wie das Angebot eines Reiseanbieters. Genutzt haben es die Abschlussklassen der Gymnasien in Meschede und Schmallenberg. Die Abiturientinnen und Abiturienten machen Party in Gruppen und Freundeskreisen. Günstige Ziele wie der Goldstrand in Bulgarien oder Lloret de Mar in Spanien gehören zu den Klassikern. Spezielle Reiseveranstalter haben sich auf die junge Kundschaft konzentriert.

Schulstreik in Schweden

Greta Thunberg aus Schweden gilt der Friday-for-Future-Bewegung als Vorbild. Die schwedische Schülerin geht freitags nicht zur Schule und ruft stattdessen einen Klimastreik aus. Sie fliegt nach eigenen Angaben gar nicht - zu klimafeindlich in ihren Augen. Was sie wohl zu einem Teil ihrer deutschen Mitstreiter sagen würde? Wohlgemerkt: Nicht alle Abiturientinnen und Abiturienten sind Teilnehmer der Proteste gewesen, es gibt unter ihnen auch welche mit ablehnenden Haltungen.

Mit dem Flieger in die Sonne: Auch Teilnehmer der Klimaproteste sind an Bord.
Mit dem Flieger in die Sonne: Auch Teilnehmer der Klimaproteste sind an Bord. © dpa | Julian Stratenschulte

Andere haben die Proteste dagegen aktiv organisiert. Eine von ihnen, die wir aus Rücksicht auf ihre Persönlichkeit namentlich nicht mehr nennen möchten, erklärte damals in ihren Interviews: „Ich bin stolz auf uns, auf mich, dass wir jetzt hier stehen. Ich versuche schon viel, lasse das Auto stehen.“ Der persönliche Verzicht endete bei ihr und anderen allerdings bei der Abi-Fahrt: Auch die frühere Demo-Organisatorin stieg mit ihren Freunden in ein Flugzeug nach Malle.

Nicht weiter Stellung nehmen

Darauf angesprochen erklärte sie: „Da ich mich seit längerer Zeit auf meine Zukunft konzentriere, habe ich mich aus der Organisation zurückgezogen. Dennoch interessieren ich mich für die aktuelle Lage und verfolge dies, doch werde ich nicht weiter Stellung dazu nehmen.“

Sie ist nicht allein mit der Fliegerei, dabei heißt es immer wieder, dass die Bewegung zu einem anderen Umweltbewusstsein führt. Der Abi-Jahrgang des Gymnasiums Schmallenberg, der jedoch nur schwach bei den Protesten in Meschede vertreten war, stellt mit gleich 50 jungen Leuten nach Bulgarien die größte Delegation. Ein paar der Feierwütigen haben sich dagegen Ziele in der näheren Umgebung gesucht: die Niederlande und Österreich sind es bei den Gymnasien in Meschede.

Am Strand von El Arenal: Palma ist eines der beliebtesten Ziele
Am Strand von El Arenal: Palma ist eines der beliebtesten Ziele © dpa | Clara Margais

Fahrten und Flüge stünden nicht ganz konträr zu den Forderungen der Fridays-for-Future-Bewegung, meint Marcel Marcon, ebenfalls einer der Organisatoren in Meschede. Er engagiert sich in seiner Freizeit bei den Jusos und der SPD. „Reisen ist alles andere als gut für das Klima. Allerdings muss man hier an einigen wichtigen Stellen differenzieren: Ein einzelner Schüler kann durch den Verzicht auf eine Reise das Klima nicht retten. Generell hilft dem Klima der Verzicht des einzelnen nur bedingt“, sagt Marcon.

RWE als CO2-Produzent

Die Forderungen gingen daher klar an die Politik. „Wenn RWE der größte CO2-Produzent Europas ist, ist es nicht nützlich, wenn wir über einzelne Menschen und ihre Reisen reden.“ Viele Anhänger der Friday-for-Future Bewegung versuchten ihr Verhalten zu ändern. „Und Reisen gehört auch zu einer der Lieblingsaktivitäten meiner Generation. Aber, und das möchte ich wirklich betonen, ich finde das auch gut so.“

Mitorganisator Marcel Marcon: Er ruft die Politik zum Handeln auf.
Mitorganisator Marcel Marcon: Er ruft die Politik zum Handeln auf. © Ramon ReinekE

Marcon: „Wir dürfen niemals die riesigen Gräben vergessen, die bis vor kurzem noch den europäischen Kontinent zierten. Eine Reise ins Ausland ist auch immer ein Gewinn für die Völkerverständigung. Fliegen kann gar nicht komplett tabu sein. Alleine schon deswegen, weil einige Orte anders gar nicht zu erreichen sind.“ Es könne aber nicht sein, dass ein Inlandsflug beispielsweise günstiger sei als ein ICE-Ticket. Auch er hoffe auf technologische Fortschritte. Die Politik müsse handeln und Flugzeuge müssten sauberer werden. „Wir können aber nicht drauf setzen.“

Per Bus und Fähre unterwegs

Eine Eingrenzung auf Deutschland hält Macron in der globalisierten Welt für überholt. „Für das Klima macht es keinen Unterschied, ob ich jetzt mit dem Auto nach Berlin, oder an die niederländische/belgische/französische Küste fahre.“ Die von den Schulen organisierten Stufenfahrten der heimischen Gymnasien in diesem Jahr gehen allerdings darüber hinaus: Wien/Bratislava, die Toskana, Korsika und Brüssel sind die Ziele. Immerhin: per Bus und Fähre.