Ramsbeck. . Wenn es um den Bergbauwanderweg in Ramsbeck geht, erlebt der Förderverein immer wieder Überraschungen. Diese ist besonders bemerkenswert.

„Jetzt ist unser Bergbauwanderweg fertig“, sagt Alfred Braun und muss selbst ein wenig schmunzeln. „Na ja, fast“, betont er und schiebt hinterher: „So richtig fertig wird dieser Weg vermutlich nie sein“.

Zumindest aber ist erst einmal das jüngste Leader-Projekt abgeschlossen: Jetzt schützt eine massive Überdachung den freigelegten Rauchgaskanal am Fuße des Ramsbecker Bastenbergs vor der Witterung, das Begleitheft mit den Erklärungen zu den einzelnen Stationen des Weges ist komplettiert worden und umfasst inzwischen 62 Seiten, die nun auch in niederländischer Sprache zu bekommen sind, und auch eine neue Wanderkarte ist erstellt worden.

Immer wieder Überraschungen

Kaum ist der Schlussstrich unter dem Leader-Projekt gezogen, arbeitet der Förderverein des Sauerländer Besucherbergwerks, dessen Vorsitzender Alfred Braun ist, bereits an den nächsten Ideen. „Wir erleben immer wieder Überraschungen“, sagt Schriftführer Paul Gierse.

So habe zuletzt Vereinsmitglied Sven Thiem beim Bergamt zwölf Kisten mit Material zum Bergbau in Ramsbeck gerettet, die fast im Schredder gelandet wären. Darin habe sich unter anderem ein Bauplan für ein Pochwerk - also ein Schlagwerk, in dem damals die Erze zerkleinert worden sind - aus dem Jahre 1841 befunden.

42. Station geplant

Das Bemerkenswerte: Laut diesen Unterlagen gab es in Ramsbeck zusätzlich zu diesem Pochwerk, das der Förderverein auf dem Gelände der alten Bleihütte bereits vor Jahren nachgebaut hat, auch eine Setzwäsche oder einen Stoßherd.

„Von diesen beiden Begriffen haben wir bis zu dem Fund nie etwas gehört“, sagt Alfred Braun und erklärt: „Dabei handelt es sich im Prinzip um eine Art Siebanlage, in der die Erzteile nach Korngröße voneinander getrennt worden sind“. Und genau eine solche Anlage könnte als Nachbau bald die 42. Station des Bergbauwanderweges werden.

Pochude soll größer werden

Einen Teil der Unterlagen hat der Heringhauser Siegfried Haas bereits von Sütterlin ins Hochdeutsche übersetzt. Im Moment beschäftigt sich Hubertus Kreis vom Bauamt der Gemeinde Bestwig mit den Plänen und der Beschreibung. Wenn er seine Arbeit beendet hat, wird sich entscheiden, ob es möglich ist, die Setzwäsche oder den Stoßherd nachzubauen.

„Es wäre natürlich schön, eine solche Anlage als weitere Attraktion neben unserem Pochwerk stehen zu haben“, schwärmt Paul Gierse. Mindestens aber solle es eine neue Großtafel geben, die auf die Anlage hinweist und ihre Funktionsweise erläutert. Im Moment habe man weder eine Vorstellung von der Größe und den Kosten , geschweige denn von einem Zeitplan. „Das muss sich entwickeln“, so Gierse.

Die Pochbude soll vergrößert werden.
Die Pochbude soll vergrößert werden. © Frank Selter

Derweil ist die Pochbude, die ebenfalls auf dem Gelände der alten Bleihütte steht, deutlich zu klein geworden. Grund: Das Schulamt hat den Bergbauwanderweg als außerschulischen Lernort anerkannt.

Künftig kommen also ganze Schulklassen mit zum Teil mehr als 30 Schülern, um sich unter anderem über die Kinderarbeit im Bergbau zu informieren - und das können sie am anschaulichsten in der Pochbude, in der damals die Kinder Steine klopfen mussten, um den erzhaltigen Teil vom Rest zu trennen. Dort sollen die Schülerinnen und Schüler dann selbst zum Hammer greifen und sich ein Bild davon machen, wie sich die Kinder einst abmühen mussten.

Ob ein Anbau oder ein kompletter Neubau notwendig ist, wird sich in der nächsten Zeit herausstellen. Fest stehe aber, dass die nur rund vier mal drei Meter große Hütte in ihrer heutigen Form für rund 30 Schüler nicht genügend Platz bietet, sagt Braun. Deshalb müsse dort etwas geschehen.

Freilegung des Rauchgaskanals

Projekt Nummer drei soll in diesem Jahr die Freilegung des Rauchgaskanals direkt unterhalb des Kamins am Bastenberg sein, sagt Paul Gierse. Das werde eine sehr aufwändige Geschichte, weil das Freilegen aufgrund des steilen Geländes komplett von Hand erfolgen müsse.

Am Ende habe man dann vom Kamin einen direkten Blick auf den Kanal in seiner ursprünglichen Form, erklärt Hans-Georg Diel, Zweiter Vorsitzender des Fördervereins. Derzeit seien Teile davon eingefallen, zugewachsen und verfüllt.

Zehnter Geburtstag

Und ganz nebenbei wird der Förderverein in diesem Jahr auch noch zehn Jahre alt. Aus diesem Anlass wird es unter anderem eine Bilderausstellung, ein Grubenfest und einen Gottesdienst auf dem Bastenberg geben - dort wo damals der Bergbau begonnen hat. Es wird also erneut ein ereignisreiches Jahr - an dessen Ende der Bergbauwandern einmal mehr fast fertig sein wird.

Förderverein hat inzwischen 260 Mitglieder

Der Förderverein des Sauerländer Besucherbergwerks zählt inzwischen 260 Mitglieder.

Gestartet ist er bei der Gründungsversammlung mit 56 Mitgliedern.

Rund 50.000 Besucher kommen jedes Jahr nach Ramsbeck, um in die Geschichte des Bergbaus einzutauchen - sei es im Museum, im Besucherbergwerk oder auf dem Bergbauwanderweg.

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