Eversberg. . Seit einem Jahr gibt es in Meschede die Solidarische Landwirtschaft „Gemüseglück“. Gründer und Anteilseigner erzählen, warum sie dabei sind.

Ärger über Pestizide, Kunstdünger und Plastikverpackungen, stattdessen Lust auf regionales, saisonales Gemüse aus eigenem Anbau, gemeinschaftlich angebaut und geerntet - dafür steht „Gemüseglück“. Die solidarische Landwirtschaft (SoLaWi) haben Felix Müller und Christian Bierbaum vor einem Jahr gegründet. 17 Anteilseigener - zum Teil ganze Familien mit bis zu fünf Personen - unterstützen sie. Was sind das für Menschen, die hinter dieser Idee stehen?

Die Gründer

„Das erste Jahr war hart“, sagt Christian Bierbaum. Acht Samstage hintereinander habe er im strömenden Regen auf dem Feld gestanden, gepflanzt und Unkraut gejätet. „Es wuchs kaum etwas.“ Deshalb hätten er und Felix Müller auch darauf verzichtet weitere Werbung für ihre Idee zu machen. „Es war so frustrierend.“

Doch in diesem Jahr sieht es gut aus. „Wir haben das neue Feld auf dem Flachsland mit einem reichhaltigen Angebot“, freut er sich. Die Arbeit haben die beiden Gründer geteilt: Der Garten- und Landschaftsbauer Felix Müller kümmert sich um das Vorziehen der Pflanzen. „Da ist es schon wichtig, dass man genau arbeitet, die jungen Pflanzen sind schon mal zickig“, sagt er und schmunzelt.

Christian Bierbaum ist vorrangig für die Arbeit auf dem Feld zuständig. Dabei hat der Geschäftsführer der Eversberger Dachdeckerfirma Davice und Familienvater auch sonst keine Langeweile. Doch er liebt die Arbeit auf dem Feld. „Wenn das Wetter so ist, wie in diesem Jahr, ist es für mich die reine Entspannung. Das hat schon fast etwas Meditatives“, sagt er und ergänzt: „In einer Zeit, in der das ganze Leben immer digitaler wird, fühle ich mich hier im wahrsten Sinne geerdet.“

Die Landwirtin

„Mir ist ökologisches Wirtschaften schon lange wichtig“, sagt die Eversberger Bäuerin Marita Möller-Bierbaum. „Wir haben einen eigenen Brunnen gebohrt und für die Kartoffel-Lagerung einen Felsenkeller gebaut.“ (Wir berichteten). Daneben kümmert sie sich mit ihrem Mann Klaus um 70 Kühe, hat Hühner und baut Kartoffeln und Mais an. Die 53-Jährige unterstützt die Idee der SoLaWi aus Überzeugung. Von ihr hat die Gemeinschaft den 1500 Quadratmeter großen Acker auf dem Flachsland gepachtet und wenn sie Zeit hat, packt Marita Möller-Bierbaum dort auch selbst mit an.

Die Landwirte sind wichtig für die SoLaWi, sie helfen mit großen Gerätschaften und vor allem mit Fachwissen. „Auf Ackerflächen wächst das Gemüse einfach besser als in einem Garten“, erklärt die Bäuerin. Hier könne man Fruchtfolgen einhalten, die auf kleinem Raum kaum möglich wären.

Pestizide und künstlicher Dünger wird nicht eingesetzt. „Allenfalls Mist“, sagt die Landwirtin. Und: „Tomaten stehen zwischen Salat, Zwiebeln zwischen Möhren und Sellerie neben Kohl - der Pflanzen-Mix sorgt dafür, dass Schädlinge sich nicht so leicht ausbreiten können.“ Sie ärgert sich wie alle anderen über den Plastikmüll, der zur modernen Landwirtschaft gehört. „Warum braucht eine Bio-Gurke eine Plastik-Hülle?“, fragt sie. „Wir müssen davon weg, dass alles gerade und komfortabel sein muss.“

Der Anteilseigner

Die Mitglieder der Genossenschaft sind zwischen 20 und 70 Jahre alt, Familien mit Kindern und Rentner sind darunter. Viele hatten oder haben eigene Gärten und bringen ihr Fachwissen mit ein. Peter Beinert ist einer von ihnen. Der 55-jährige Kraftfahrer lebt auf „Gut Möglich“ in Schüren. Er zog erst im Oktober 2017 nach Meschede. Übers Internet erfuhr er von der solidarischen Landwirtschaft und unterstützt sie seitdem.

Auch „Gut Möglich“ hat viel Platz für Garten und Gemüseanbau. Trotzdem engagiert sich Beinert in Eversberg. „In der Gemeinschaft macht es mehr Spaß“, sagt der Norddeutsche. „Hier treffe ich Leute, die ähnliche Interessen haben, denen es auch wichtig ist, dass Gemüse ohne Gift und nur mit natürlichem Dünger angebaut wird.“

Er ist froh, dass die Gemeinschaft den geselligen Teil noch ausbauen will. Im letzten Jahr sei dafür einfach keine Gelegenheit gewesen, weiß er. In diesem Jahr freut er sich auf Grillfeste und das Kartoffelfeuer im Herbst. Und auf weitere Mitglieder, denn in diesem Jahr gibt der Acker für alle mehr als genug her.

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