Eversberg. . Hartwitten, so nennen sich die Eversberger selbst. „Harte Weiße“, das waren früher die Kartoffeln, die die Eversberger für den Eigenbedarf anbauten. Marita Bierbaum lässt diese Tradition aufleben. Mit ihrem Mann Klaus brachte sie die erste größere Kartoffelernte ein.
Marita Bierbaum bewahrt das Erbe der „Hartwitten“. Hartwitten, so nennen sich die Eversberger selbst. „Harte Weiße“, das waren früher die Kartoffeln, die die Eversberger in ihren Gärten für den Eigenbedarf anbauten. Marita Bierbaum lässt diese Hartwitten-Tradition aufleben. Mit ihrem Mann Klaus brachte sie die erste größere Kartoffelernte in Eversberg wieder ein.
Die Hartwitten von heute sind nicht weiß, sondern sie sind bunt geworden. Marita Bierbaum liebt alte Kartoffelsorten. Fünf verschiedene baut sie an, wie die „Bamberger Hörnchen“ mit ihrem nussigen Geschmack. Oder die „Rote Emmalie“: Die schmeckt kräftig und erhält sich auch nach dem Garen ihr pink- bis rosafarbenes Fruchtfleisch. Marita Bierbaum verschenkt sie gerne als rosa Kartoffelpüree: „Da wird dann im ersten Moment immer erst geglaubt, das wäre Pudding.“ Oder die „Sankt Gallen“: Diese Kartoffel bleibt blau, man kann daraus sogar einen fliederfarbenen Kartoffelsalat zaubern.
Festes, aber steiniges Land
Im Haupterwerb ihrer Landwirtschaft leben die Bierbaums von den 70 Stück Milchvieh. Die Kartoffeln sind da eher ein aufwändiges Hobby: „Wir waren einfach die wässrigen Kartoffeln satt, die es zu kaufen gibt. Dann haben wir selber mit dem Anbau angefangen“, sagt Marita Bierbaum – eben in bester Hartwitten-Tradition als Selbstversorgung. Zunächst erntete sie Kartoffeln für den Eigenbedarf, dann fragten Freunde und Bekannte nach, ob sie nicht auch Kartoffeln abhaben könnten. Jetzt ist aus dem Hobby ein kleiner zusätzlicher Verkauf geworden.
Einen Morgen an Fläche haben die Bierbaums am Sonnenweg mit Kartoffeln bepflanzt: „Die lieben den festen Boden wie bei uns.“ Wenn da nicht die vielen Brocken im Boden wären: „Wir haben ein steinreiches Land hier.“
„Pellemänner“ in der Pfanne
Insgesamt war es ein eher schlechtes Jahr für Kartoffeln. Es war viel zu nass, die Knollen leiden dadurch unter Braunfäule. Mit dem Ernten ist es auch nicht getan: Kartoffeln machen viel Arbeit, sie müssen mühsam sortiert werden. Klaus Bierbaum hat einen eigenen Felsenkeller angelegt, wo die Ernte jetzt lagert. Darin herrschen 12,5 Grad und 96 Prozent Luftfeuchtigkeit, damit die Kartoffeln nicht verschrumpeln oder vertrocknen. Kartoffeln sollten gelagert werden, wo keine Gerüche sind, auch nicht mit Äpfeln und Gemüse zusammen. Die Erdkrume wird, anders als im Supermarkt, hier an den Kartoffeln gelassen: So erhöht sich die Haltbarkeit und der Geschmack bleibt länger erhalten.
Die Bierbaums essen am liebsten ihre bunten „Pellemänner“ aus den verschiedenen Sorten: Das sind die kleinsten der Kartoffeln, die früher den Schweinen gegeben wurden. Heute sind sie eine Delikatesse, die zehn Minuten vorgekocht und in einer gusseisernen Pfanne gebraten wird. Dazu gibt es zum Beispiel einen Kräuterdip. So mögen es die modernen „Hartwitten“.