Meschede. . Nur drei freie, offiziell ausgewiesene Stellplätze für Wohnmobile gibt es in Meschede. Dabei könnte die Region vom Reise-Boom profitieren.

Urlaub im Wohnmobil boomt. Verspricht das Haus auf vier Rädern doch Freiheit und Unabhängigkeit. Allein zu den Stammtisch-Treffen im Mescheder Bürgertreff Campus kommen jedes Mal rund 30 Besucher, um sich dort über besonders schöne Ziele auszutauschen. Doch in der Region scheint das Thema noch kaum angekommen.

Gerade sechs offizielle Stellplatz-Angebote - die meisten ohne jeden Komfort - gibt es im Bereich der Touristischen Arbeitsgemeinschaft (TAG) „Rund um den Hennesee“: an den Schwimmbädern in Freienohl und Meschede, vor und auf dem Knaus-Campingpark am Hennesee, am Bestwiger Rathaus und am Erzbergwerk in Ramsbeck. Es scheint, die Region verschläft ein Riesenthema.

50 Euro am Tag werden ausgegeben

2016 gab es in Deutschland rund 420 000 Wohnmobile erklärt Thomas Weber vom Sauerland-Tourismus in Bad Fredeburg auf Anfrage. Die Steigerung seit 2010 betrug rund 26 Prozent. Hinzu kommen noch mal rund 100 000 umgebaute Pkw. „Man kennt klassisch den VW-Bulli“, so Weber.

2017 stieg diese Zahl weiter auf 450 000 Reisemobile. Die Menschen, die mit dem Gefährt verreisen (2,8 sind es im Schnitt), zieht es nicht etwa nur in die Ferne: Weber: „Sie unternehmen im Schnitt rund 28 Tagesreisen pro Jahr innerhalb von Deutschland und geben rund 50 Euro aus.“

Eine interessante Zielgruppe also, die laut Weber zunehmenden Komfort erwartet. In Meschede findet sie diesen nur auf dem Campingplatz am Hennesee. „Wer beispielsweise auf dem Stellplatz am Mescheder Schwimmbad steht, hat schon Schwierigkeiten den schlecht ausgeschilderten und dann gar nicht eingezeichneten Stellplatz zu finden“, kritisiert Angela Hoppe, die im Bürgertreff das Wohnmobil-Treffen organisiert.

„Man fühlt sich dort bisher kaum willkommen.“ Dass die Camper dann fürs Duschen im Schwimmbad den vollen Schwimmbad-Preis von 3,50 Euro zahlen müssen, wie von einigen kritisiert, das kann sie dagegen nicht nachvollziehen. „Dafür steht man dort ja umsonst und die Stadt pflegt den Platz und entsorgt den Müll.“

Botschafter „Landvergnügen“

Angela Hoppe und ihr Mann Hansjörg sind Botschafter des Wohnmobil-Stellplatzführers „Landvergnügen“. Die Idee, die dahintersteht: Wohnungsmobilisten sollen mit regionalen Gastronomen, Landwirten und anderen Produzenten zusammengebracht werden. An Infrastruktur muss nichts oder wenig bereitgestellt werden. Eine Idee für Menschen, die Land und Leute gern sehr direkt kennenlernen wollen. „Man trifft Menschen und kommt ins Gespräch.“

Doch da ist das Sauerland noch ein weißer Fleck. Allein der Heimeshof in Schmallenberg-Arpe hat sich dort kostenlos eintragen lassen. „Ich könnte mir solche Plätze vorstellen, bei Landwirten, die Ab-Hof-Verkauf anbieten, an den Klöstern, Schützenhallen, Gastwirtschaften, der Käserei in Dornheim, der Brauerei Veltins oder bei Kunsthandwerkern“, erzählt sie und ist überzeugt: „Das wäre eine Win-Win-Situation, da die Camper dort sich mit regionalen Produkten eindecken, Essen gehen oder hochwertiges Kunsthandwerk kaufen. Diesen Trend verschläft das Sauerland gerade.“

Touristische Arbeitsgemeinschaft

Auch Norbert Arens, Leiter der TAG, wünscht sich mehr und schönere Stellplätze für Wohnmobile. „Der Stellplatz am Schwimmbad, zumal da ja jetzt die Bike-Anlage fertig ist, könnte attraktiver gestaltet werden“, gibt er zu. Allerdings glaubt er auch, dass viele Camper gar nicht den Service suchen, sondern das attraktive Ziel. „

Deshalb haben wir uns auch bewusst für die bestehenden Stellplatz-Lösungen ohne großen Service entschieden.“ Doch einen Wohnmobil-Hafen mit Blick auf die Ruhr, Hennesee oder Hennepark, fußläufig zur Stadt würde ihm auch gefallen. Allerdings sei die Bewirtschaftung eines solchen Parkraums bisher in Meschede nicht umsetzbar.

Auch er setzt daher auf Private, die Wohnmobilstellplätze anbieten, ähnlich wie es Angela Hoppe vorschlägt. Und er ist überzeugt: „Da passiert an vielen Gasthöfen schon mehr als wir offiziell wissen.“

So wie der Hinweis, wie ihn das Haus am Einberg (Grevenstein) auf seiner Internet-Seite bietet: „Auch Camper mit Wohnwagen, Wohnmobil oder Zelt sind am Einberg gern gesehene Gäste.“ Betreiber Hanno Berens bietet dort in unmittelbarer Nähe des Camping-Areals ein eigenes Bad und WC und wirbt: „Selbstverständlich sind auch unsere Campinggäste herzlich eingeladen, Frühstück oder Halbpension in Anspruch zu nehmen.“

Zur DIskussion in Eslohe und Schmallenberg:

>>>HINTERGRUND

Im gesamten Bereich des Sauerland-Tourismus gibt es derzeit 77 Anbieter für Wohnmobil-Stellplätze - private und kommunale - in der Datenbank.

In Meschede gibt es drei von der Stadt ausgewiesene Stellplätze: Freienohl, Schwimmbad Meschede und Hennesee.

Laut Auskunft der Touristischen Arbeitsgemeinschaft „Rund um den Hennesee“ kann jeder privat einen solchen Wohnmobilstellplatz anbieten und diesen zum Beispiel auf der Homepage bewerben.

Informationen zum Buch „Landvergnügen - der andere Stellplatzführer für Reisemobile und Wohnwagen“, Hg. Ole Schnack unter:
www.landvergnuegen.com

Folgen Sie der WP Meschede auf Facebook!