Eslohe/Wittgenstein. . Katharina Schwake vermarktet den Rothaarsteig durch die Region als Premium-Wanderweg – und hat auch eine Lieblingsetappe in Wittgenstein.

Der Rothaarsteig ist eine feste Größe auf dem deutschen Wandermarkt. Mehr noch: Er ist eines der Flaggschiffe auf diesem Gebiet. Katharina Schwake aus Eslohe-Sallinghausen arbeitet daran, dass das so bleibt. Seit mehr als einem Jahr ist die 27-Jährige für die Vermarktung des Rothaarsteiges verantwortlich.

Muss man einen bekannten Weg wie den Rothaarsteig überhaupt noch vermarkten. Ist das nicht ein Selbstläufer?

Katharina Schwake: Wir sind immer noch sehr zufrieden mit der Nachfrage – und auch ein bisschen überrascht, dass wir angesichts der ganzen Konkurrenz immer noch so hoch im Kurs stehen. Wir sind 2001 mit dem Rothaarsteig an den Markt gegangen. Da gab es zum Beispiel den Rheinsteig und auch den Eifel­steig noch nicht. Zu diesem Zeitpunkt war die Situation in Nordrhein-Westfalen ganz anders als heute. Mittlerweile gibt es sehr viele Qualitätswanderwege – da ist es schon wichtig, ein gutes Bild abzugeben und den Rothaarsteig qualitativ zu bewerben.

Studierte Managerin

Katharina Schwake ist 27 Jahre alt und lebt in Eslohe-Sallinghausen.

Nach ihrer Ausbildung zur Kauffrau für Tourismus und Freizeit beim Tourismus Schmallenberger Sauerland studierte sie Tourismus-Management an der Hochschule Heilbronn.

Nach einem Semester in den Niederlanden und einem Praktikum bei KölnTourismus kehrte sie für ihre Bachelor-Arbeit wieder in die Region zurück.

Seit November 2016 ist sie nun für die Vermarktung des Rothaarsteigs zuständig.

Wie sieht diese qualitative Bewerbung konkret aus?

Wie in vielen Bereichen heißt es auch im Wandermarketing mittlerweile „Digital first“. Das heißt, eine mobile Internetseite, online abrufbare Touren, imposante Bilder und interessante Inhalte auf den Social-Media-Kanälen sowie online buchbare Unterkünfte. Ebenso aber auch ein Gastgeber-Verzeichnis für den Rucksack, falls der Empfang mal schlecht ist. All diese Komponenten existieren jedoch nur durch die gute Zusammenarbeit aller Rothaarsteig-Akteure – seien es die Städte und Gemeinden, die Gastronomie, die Hotellerie oder die touristischen Partner. Innerhalb dieser Rothaarsteig-Familie ist es besonders wichtig, dass wir in einer ähnlichen Sprache sprechen und die Marke „Rothaarsteig“ einheitlich nach außen leben und kommunizieren. Als Qualitätswanderweg ist es aber auch wichtig, dass wir uns selbst immer wieder auf den Prüfstand stellen – wie zuletzt mit einer verdeckten Überprüfung dem Mystery Check, bei dem wir uns von außen haben betrachten lassen.

Was ist bei dem Mystery Check herausgekommen?

Dabei ging es zum einen um den Service im Hintergrund – also Dinge wie die rechtzeitige Beantwortung der Mails und den Service am Telefon. Hier haben wir sehr gut abgeschnitten. Zum anderen ging es auch um den Weg selbst. Hier wurde deutlich, dass das Thema Rothaarsteig in den Betrieben am Weg gelebt wird. Gehapert hat es aber bei der einheitlichen Online-Kommunikation. Hier führen noch nicht alle Betriebe das Logo mit, es mangelt noch ein bisschen an einer einheitlichen Bildsprache und hier und da auch an ansprechenden Texten. Daran wollen wir arbeiten, denn ich finde, wenn man zertifiziert ist und dazu gehört, dann kann und sollte man das auch zeigen.

Welche Ideen haben Sie noch für das Wanderflaggschiff?

Wandern – aber richtig weit: Eindruck vom 1. Wander-Marathon am Rothaarsteig im vergangenen Jahr mit Start und Ziel in Bad Berleburg.
Wandern – aber richtig weit: Eindruck vom 1. Wander-Marathon am Rothaarsteig im vergangenen Jahr mit Start und Ziel in Bad Berleburg.

Zunächst gilt es, unseren Markenkern der Geborgenheit zu beleben und das Ganze mit in die Kommunikation mit einzubinden. Auch unseren Slogan „Der Weg der Sinne“ wollen wir noch ein bisschen erlebbarer machen. Am Weg selbst gibt es ja schon unheimlich viel. Daher ist es nicht so, dass es hier ständig den Drang gibt, etwas Neues zu schaffen. Nach Sturm Friederike muss jetzt einiges erneuert und ausgebessert werden. Hier sind die Ranger wichtige Partner für uns. Weil wir merken, dass immer mehr Tagesgäste aus den Städten kommen, ist es aber auch wichtig, dass wir noch ein bisschen besser aufbereiten, wie der Rothaarsteig mit öffentlichen Verkehrsmitteln erlebt werden kann.

Gibt es Bereiche, in denen es hakt oder in denen sie sich wünschen würden, schneller voran zu kommen?

Es wäre schön, wenn das Thema ÖPNV am Rothaarsteig für uns ein bisschen einfacher wäre. Am Rheinsteig ist es beispielsweise so, dass dort quasi in jedem Dorf regelmäßig Busse oder Züge fahren. Das haben wir leider nicht. Wir müssen damit leben und arbeiten, dass sich der Rothaarsteig über mehrere Bundesländer und damit über verschiedene Verkehrsverbünde erstreckt. Das aufzuarbeiten ist natürlich mühsam. Aber wir wollen das Thema auf jeden Fall verstärkt angehen, weil die Nachfrage – wie eben schon erwähnt – enorm gestiegen ist.

Sie sind nach dem Studium ins Sau­erland zurückgekehrt. Aus Liebe zur Heimat oder nur wegen des Jobs?

Ja, ich bin eine so genannte Rückkehrerin (lacht). Anlass für meine Rückkehr war eigentlich beides. Der Job, den ich jetzt mache, ist der Job, den ich unbedingt haben wollte. Ich habe meine Ausbildung bei der Kur- und Freizeit GmbH in Schmallenberg absolviert. Damals saß das Rothaarsteig-Team noch im gleichen Haus, daher kannte ich das Produkt Rothaarsteig und meine heutigen Kollegen schon sehr gut. Aber die Heimat spielte durchaus auch eine bedeutende Rolle. Für mich persönlich ist die Natur und generell das „Draußensein“ sehr wichtig. Während meines Studiums in Baden-Württemberg habe ich die Sauerländer Wälder schon vermisst. Dort gibt es zwar Weinberge und die Region ist auch ganz nett, aber die Wälder hier bei uns sind schon was Schönes.

Haben Sie ein Lieblingsteilstück auf dem Rothaarsteig?

Bis ins 17. Jahrhundert pilgerten Kurgäste aus Marburg, Kassel, Köln und Düsseldorf zur Ilsequelle, um Linderung für ihre Krankheiten zu erfahren. Ein mysthischer Ort, der an einen deutschen Urwald erinnert.
Bis ins 17. Jahrhundert pilgerten Kurgäste aus Marburg, Kassel, Köln und Düsseldorf zur Ilsequelle, um Linderung für ihre Krankheiten zu erfahren. Ein mysthischer Ort, der an einen deutschen Urwald erinnert.

Was ich persönlich wirklich toll finde und auch auf Messen immer gerne weiterempfehle, ist die erste Etappe von Brilon nach Bruchhausen. Die Ginsterköpfe bei Olsberg sind recht anspruchsvoll – hier muss man schon ein bisschen klettern. Aber wenn man dann oben ist, hat man eine herrliche Aussicht. Man kann die Bruchhauser Steine sehen und es ist einfach eine tolle Stimmung dort oben. Und in Wittgenstein mag ich das romantische Ilsetal mit der Ilsequelle. Besonders schön finde ich, dass an der Ilsequelle Becher bereitstehen, um von dem Wasser zu trinken.

Wenn Sie nicht auf dem Rothaarsteig wandern, wo wandern Sie dann?

In diesem Jahr möchten wir zur Zugspitze. Ich wandere aber auch gern auf dem Höhenflug – das bietet sich für mich als Esloherin an, weil man quasi vor der Haustür läuft. Das ist generell das Tolle an unserer Region: Dass man vor der Haustür so gut ausgeschilderte Wanderwege findet. Da muss ich einfach mal die Leute in den Dörfern loben, die sich darum kümmern und das Ganze instand halten.

Kann eine Wander-Expertin wie Sie beim Wandern überhaupt abschalten?

(lacht) Hin und wieder bricht das durch, das kann ich nicht leugnen. Mein Freund ist manchmal schon ein bisschen genervt, wenn ich ihn darauf hinweise, dass an einer Strecke mal wieder etwas fehlt – oder wenn ich Fotos mache, weil ich den Kollegen später etwas zeigen will. Aber entspannen kann ich trotzdem beim Wandern ganz gut.

Kinder finden Wandern und lange Spazierengehen in der Regel doof. Wie war das bei Ihnen?

(lacht) Spazierengehen war wirklich immer langweilig. Sonntags mit dem Eltern – da kann ich mich noch an den ein oder anderen Konflikt erinnern. Wir sind aber auch viel gewandert. Und das war dann sogar immer sehr schön, wenn andere Kinder mit dabei waren. Und wenn es dann unterwegs noch Tiere zu sehen gab oder die Wanderung mit einer Einkehr und einem Eis verbunden war, dann war’s natürlich gleich doppelt schön.