Jagdhaus. . Vor 15 Jahren war der Rothaarsteig ein Experiment, von dem niemand wusste, ob es gelingt. Heute ist der „Weg der Sinne“ längst in den „Herzen der Menschen“ angekommen.

Vor 15 Jahren - am 6. Mai 2001 - wurde der Rothaarsteig aus der Taufe gehoben. Damals ein Experiment, von dem niemand wusste, ob es gelingt. Heute ist der „Weg der Sinne“ längst in den „Herzen der Menschen“ angekommen - nicht nur bei den Touristen, sondern auch bei denen, ihn quasi vor der Haustür haben. Davon waren gestern bei einer Pressekonferenz zum runden Geburtstag die Veranwortlichen überzeugt.

Eigentlich ist es nicht fair, an einem runden Geburtstag nach dem Haar in der Suppe zu suchen. Aber wo hakt es denn? „Wir sind Perfektionisten, aber wir arbeiten eben mit der Natur, die ist nicht perfekt“, sagt Thomas Weber, vor 15 Jahren Wegbereiter und bis heute Ideengeber und Geschäftsführer des Rothaarsteigvereins. „Wir haben hier kein Disneyland.“ Gemeinsam habe man schon Kyrill, Schneeschmelze und regelmäßige Holzrückearbeiten gemeistert.

Gute Gesprächskultur

„Wir müssen manchmal um Verständnis werben, dass der Rothaarsteig in einem Wirtschaftswald liegt“, erläutert Dr. Harald Knoche, Projektleiter am Rothaarsteig. „Aber es wird geredet“, wirft Fred Josef Hansen ein. Der Einsatzleiter der Ranger weiß: „Um unsere Gesprächskultur werden wir in ganz Deutschland beneidet. „Wir werden immer wieder als Vorbild genannt. Klar, es gibt Konflikte, aber keinen Streit.“

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Geredet wurde von Anfang an über alle Grenzen und Interessen zwischen Waldbauern, Touristikern, Jägern und Bürgern. „Beim Rothaarsteig sitzen wirklich alle in einem Boot“, sagt Roswitha Still, Vorsitzende des Vereins Rothaarsteig-Infrastruktur. Selbst verblüfft hatte sie die Geschäftszahlen noch mal nachgeschlagen: „Der Rothaarsteig hat eine Werschöpfung von 33 Millionen Euro im Jahr.“

Das gute Image des Weges bestätigt auch Gastronom Stefan Wiese-Gerlach: „Der Rothaarsteig hat das Sauerland und das Wandern entstaubt, nicht zuletzt durch eine tolle Bildsprache.“ Heute wanderten schon 25-Jährige in der Clique und hätten Spaß dabei. „Ich habe auch Gäste, die kommen an den ,Rothaarsteig’, weil sie gehört haben, dass es dort so schön ist. Die wollen gar nicht wandern.“

Sorgen machen den Planern des Rothaarsteigs allenfalls ein wenig die Sportler, die demnächst mit E-Bikes auch die abseitigen Wanderwege befahren, erläutert Knoche. Dort, wo die Rothaarsteig-Wanderer eigentlich Ruhe und Genuss suchen. Da müsse man eben getrennte Wege finden, bleibt Thomas Weber lösungsorientiert. Ein Verhaltenskodex soll dazu demnächst auf der Web-Seite zu finden sein.

Wie zu den Wisenten. Denn dass die Wisent-Kuh eine Wanderin und ihren Hund auf dem Rothaarsteig angegriffen hat, ist ein ernstes Thema für die Touristiker. „Das Problem war der Hund“, erläutert Hansen. „Wisente sind Kühe. Wölfe oder Hunde ihre natürlichen Feinde. Lässt man den Hund los, ist die Bedrohung für den Menschen beendet.“

Deshalb auf das Wisent-Projekt zu verzichten - das möchte Thomas Weber verhindern: „Wir halten das Projekt für so stark, dass wir es auf jeden Fall in die Zukunft führen wollen.“