Nuttlar. Nuttlars Ortsvorsteher Markus Sommer prophezeit katastrophale Zustände im Ortskern, wenn die L 776n nicht gleichzeitig mit der A 46 fertig wird. Diese zeitgleiche Fertigstellung ist seiner Ansicht nach jedoch nicht mehr realistisch - obwohl sie bereits seit 32 Jahren gefordert wird.
Wir haben mit Markus Sommer gesprochen.
Die Autobahn wird in ein paar Jahren nicht mehr in Velmede, sondern in Nuttlar enden. Fühlen sich die Nuttlarer dann wie die Verlierer?
Markus Sommer: Wie die Verlierer fühlen sich die Nuttlarer nur solange, wie die L 776 mit dem Schwerlastverkehr durch den Ort verläuft. Wir Nuttlarer sind bei jeder Fahrt Richtung Bestwig von dem zähfließendem Verkehr und den Staus betroffen. Insofern profitieren wir selbstverständlich auch von der Fertigstellung der A 46. Aber schön ist es natürlich nicht, wenn der Ort zukünftig im Norden und Osten von der Autobahn eingekreist wird. Die Autobahn endet hinter Nuttlar, so dass auch in Nuttlar die B 7 und damit deren Anwohner spürbar entlastet werden. Im Ortskern sieht es jedoch völlig anders aus. Hier sind katastrophale Zustände zu befürchten. Erst wenn der Verkehr durch die L 776 nicht mehr durch den Ort führt und direkt an die A 46 bzw. deren Zubringer angebunden wird, kann es für Nuttlar eine Entlastung geben.
Glauben Sie noch daran, dass die L 776n zeitgleich mit der A 46 eröffnet werden kann?
Wir haben die zeitgleiche Fertigstellung immer eingefordert und das seit 32 Jahren! Sie ist aber nicht mehr realistisch, da der unanfechtbare Planfeststellungsbeschluss, also das Baurecht für die Straße, in naher Zukunft nicht mehr erreicht werden wird. Ein erster Schritt im Planfeststellungsverfahren erfolgte Anfang 2014 mit der öffentlichen Auslegung der Planungsunterlagen. Hierzu hat es Einwendungen gegeben. In einem weiteren Verfahrensschritt sollen Änderungen des ausgelegten Plans vorgenommen werden. Der Landesbetrieb Straßenbau sieht sich nach eigenen Angaben aus Kapazitätsgründen wegen anderer Aufgaben hierzu derzeit nicht in der Lage. Dies hat mir der Landesbetrieb auf meine schriftliche Anfrage Ende 2015 mitgeteilt. Das heißt im Klartext, dass sich derzeit so gut wie nichts tut. Das ist für Nuttlar völlig inakzeptabel. Der Bau der L 776n muss nun ohne weitere Zeitverzögerungen vorangetrieben werden.
Was droht dem Ort, wenn die A 46 eröffnet wird, bevor die Anbindung an die L 776 fertig ist?
Eine innerörtliche Dorfentwicklung ist nicht möglich, solange der Durchgangsverkehr Richtung Rüthen den Ortskern belastet . Gemäß der Prognose von Straßen.NRW wird sich der Verkehr über die L 776, also der Verkehr durch die Kirchstraße/Rüthener Straße und damit mitten durch den Ort, mit der Fertigstellung der A 46 verdoppeln. Entsprechend werden die Belastungen, insbesondere auch durch den Schwerlastverkehr, für die Anwohner und den gesamten Ort noch einmal deutlich zunehmen. Die enge Rüthener Straße mit einem Gehweg, der an einigen Stellen keine 50 Zentimeter breit ist, wird dann noch gefährlicher. Erst im letzten Monat gab es dort noch einen schweren Verkehrsunfall. Und viele Grundschulkinder müssen ohne Überquerungshilfe täglich die Straße überqueren.
Gibt es Alternativen zur L 776n?
Es gibt keine vernünftige Alternative zur L 776 n. Es geht nicht allein um die Entlastung des Kernortes Nuttlar. Die L 776 wird von den Raum- und Straßenplanern als unabdingbare Nord-Süd-Verbindung gesehen. Der Verkehrswert des zukünftigen Endknotenpunktes der A 46 ist erst dann erreicht, wenn ein Netzschluss Richtung Rüthen und auch Richtung Brilon mit der angedachten B 7n erfolgt.
Nun steht in Nuttlar die höchste Autobahnbrücke Nordrhein-Westfalens. Wird das den Bekanntheitsgrad des Ortes steigern und lässt sich daraus Profit schlagen?
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Das WDR-Fernsehen, Fachzeitschriften und natürlich die Presse haben immer wieder von der Talbrücke Nuttlar berichtet. Aus verschiedenen Gründen war der Bau der Brücke auch für die Brückeningenieure eine besondere Herausforderung. Und dass Nuttlar nunmehr die höchste Brücke in NRW und die fünfthöchste Brücke in Deutschland hat erhöht sicherlich den Bekanntheitsgrad. Vielleicht kann man ein bisschen stolz darauf sein, aber wirtschaftlich profitieren kann man davon wohl nicht.
Das Ortsbild wird durch die neue Brücke ganz anders geprägt. Wie stehen Sie persönlich zu dem Riesen-Bauwerk?
Wenn man schon ein derartiges Bauwerk vor der Haustür hat, ist es schön, dass es kein öder Betonklotz geworden ist. Der Landesbetrieb Straßen.NRW hat sich nicht auf die reine Funktionalität beschränkt, sondern auch für viele gestalterische Elemente gesorgt. Und ich finde, dass die Talbrücke Nuttlar nicht nur eine beeindruckende Leistung der Brückenspezialisten war, sondern auch ästhetisch sehr gelungen ist. Die markante Bauweise und Gestaltung können die Rekordbrücke zu einem Wahrzeichen von Nuttlar machen.