Nuttlar. . Ob mit Schere oder Föhn: Im Hundesalon von Ute Wegener in Nuttlar lassen Vierbeiner ihre Haare. Viele Hundebesitzer machen aus Angst beim Bürsten etwas falsch, hat die 54-Jährige festgestellt.
Wenn Ute Wegener den Föhn einschaltet, wird schnell klar: Das ist was für einen Profi und nichts für den Hausgebrauch. „Das ist schon eine Höllenmaschine“, sagt die 54-Jährige und lacht. Dieser Föhn pustet auch das letzte lose Haar von jedem Hund - ein Traum für jeden Hundebesitzer, dessen Vierbeiner gerade sein Winterfell bekommt und daheim an jeder Ecke seine Haare hinterlässt.
Drei Fragen
„Ich war lange auf der Suche nach einer Gründungsidee mit Hand und Fuß“, berichtet Ute Wegener. Die hat sie inzwischen gefunden: Im August eröffnete sie ihren Hundesalon „Ute für alle Felle“ in Nuttlar. Ihr damaliger Arbeitgeber habe ihr durch die Beendigung des Arbeitsverhältnisses die Chance gegeben, sich neu zu erfinden, sagt sie. Das sei am Anfang nicht einfach gewesen, heute aber sei sie glücklich.
Dass sie nun ihren eigenen Hundesalon hat, hat sie vor allem Rusty zu verdanken. Der verschmuste Havaneser ist der erste Langhaarhund, den sich Ute Wegener angeschafft hat. „Die langen Haare haben immer mächtig Arbeit gemacht“, sagt die 54-Jährige während sie ihren Rusty hinterm Ohr krault. Irgendwann habe sie sich bei der ständigen Bürsterei Fragen gestellt: Wo gibt es ich eigentlich einen guten Hundefriseur? Und was ist eigentlich gut für den Hund? Und was ist gut für mich?
Chance ergriffen
Diese drei Fragen bildeten quasi den Anfang ihrer Existenzgründung. Denn: Die Anreise zum nächsten Hundefriseur wäre mit mehr als 30 Minuten Fahrzeit verbunden gewesen. Für Ute Wegener war klar: Hier in Bestwig und Umgebung fehlt so etwas. „Und mit Tieren habe ich es ja sowieso“, sagt sie.
Also habe sie ihre Chance ergriffen und in einem Hundesalon in Bredelar gelernt – „gründlich gelernt“, betont Wegener. Denn im Internet sei sie auch auf Angebote gestoßen, in denen man in einem zweiwöchigen Kurs angeblich alles Wissenswerte lernt, um einen Salon betreiben zu können und sogar noch betriebswirtschaftliches Wissen vermittelt bekommen soll. „Das kann keine Basis für ein solides Handwerk sein“, findet Ute Wegener und fügt hinzu: „Auch, wenn mein Job kein Ausbildungsberuf ist, will ich das, was ich mache, schon vernünftig machen.“
Kunden aus dem gesamten Umkreis
Inzwischen kommen Kunden aus dem gesamten Umkreis: aus Meschede, aus Bestwig, aus Brilon und aus Olsberg. Gerade jetzt, bei dem nassen Wetter, sei es unerlässlich, sich um die Fellpflege zu kümmern - allerdings schon daheim und nicht erst bei ihr. „Wenn der Besuch im Hundesalon wirklich fällig ist, wird es für den Hund oftmals hart“, sagt die 54-Jährige. Denn Knoten und verfilzte Stellen bilden sich vor allem dort, wo die Tiere ihre empfindlichen Stellen haben – zum Beispiel hinter den Ohren, am Po und an den Pfoten. „Dann müssen die Hunde einmal dadurch, dass es ziept.“
Trotzdem sei es gerade dort wichtig, so früh wie möglich allen Filz zu lösen, damit sich keine Parasiten einnisten oder die Haut darunter wund wird. „Selbst Kurzhaarhunden und ihren Besitzern kann man eine Freude machen durch die Entfernung von altem losem Haar“, sagt Wegener. Der Hund fühle sich wohler, die Haut könne wieder atmen und nicht zuletzt sei die Wohnung wieder haarfrei. „Bei gepflegtem Fell ist Bürsten wie Massage, was ein Hund durchaus genießen kann.“
Oft zu vorsichtig
Havaneser Rusty kennt das schon. Er steht inzwischen auf dem höhenverstellbaren Tisch, während Ute Wegener eine ihrer Bürsten durch sein Fell gleiten lässt. „Zuhause sind viele Hundebesitzer beim Bürsten oftmals ein wenig zu vorsichtig, in der Angst, ihrem Hund weh zu tun“, hat sie festgestellt. Wichtig sei, dass die Bürste tiefgründig ins Fell gehe, erklärt Ute Wegener und setzt wieder an, während ihr kleiner Havaneser entspannt den Ausblick durch die große Fensterscheibe genießt.
Tipps für die perfekte Fellpflege in der nasskalten Jahreszeit? „Das ist schwierig“, sagt Ute Wegener. Jede Hunderasse habe ja ein anderes Fell. Und jedes müsse anders behandelt werden. So werden die meisten Terrierrassen, Schnauzer und Rauhaardackel gezupft. Nur so könne das Fell korrekt nachwachsen. „Wenn ich zum Beispiel einen Rauhaardackel schere, bekommt er flusiges und weiches Fell ohne wirklichen Schutz vor Schmutz. Es filzt viel leichter und wird glanzlos.“
Belohnung für jeden Hund
Aber auch, wenn die richtige Fellpflege eine kleine Wissenschaft für sich sei. Eines gelte ganz generell: „Bürsten kann man einen Hund eigentlich nie zu viel, wenn man es eben mit der richtigen Bürste macht.“ Das findet Rusty auch. Mit einem Haps verschlingt er das Leckerli und hüpft vom Tisch. Eine Belohnung gibt es bei Ute Wegener nämlich für jeden Hund – auch für den eigenen.