Bad Berleburg. . Die Hündin wird in der Praxis von Stefanie Wallat in Bad Berleburg ausgebildet

Sie schaukelt gern, krabbelt durch Stofftunnel und hüpft über Hindernisparcours. Am 14. August wird sie zwei Jahre alt. Ihre Haare sind schwarz, ihre Augen braun und die Nase ist feucht. „Sie“ heißt Layla und ist ein Labrador. Aber Layla ist kein ganz normaler Familienhund – sie hilft Menschen, die in ihren Alltag zurückfinden möchten. „Wir wollten einen Familienhund, der gerne eng mit Menschen zusammenarbeiten möchte“, erklärt Laylas Besitzerin und Ergotherapeutin, Stefanie Wallat. Schnell kam der Ergotherapeutin die Idee, Layla mit zur Arbeit zu nehmen und zum Therapiebegleithund auszubilden.

Als solcher kann sie unterstützend in Therapiestunden eingesetzt werden. Klienten machen dann Übungen mit ihr oder genießen einfach die Anwesenheit des Hundes, die „ablenkend, entspannend und beruhigend“ wirkt, so Stefanie Wallat. Damit Layla auch in der Therapie eingesetzt werden kann, muss sie die Ausbildung zum Therapiebegleithund abschließen. Zwei von vier Level haben sie und Stefanie Wallat bereits hinter sich. Aktuell ist Layla offiziell ein Besuchshund, das heißt: Sie darf beispielsweise wöchentlich ins mit ins Altenheim und dort einfach ein bisschen für Abwechslung sorgen, Gesprächsstoff bieten und Körperkontakt zu den Menschen suchen. Geplant ist auch der Besuch von Kindergärten unter dem Motto „Umgang mit dem Hund“. Kinder lernen dann unter anderem, richtig auf (fremde) Hunde zuzugehen. Auch Menschen mit Behinderung haben Layla und ihre Besitzerin schon besucht. Für all das braucht ein Hund natürlich gewisse Voraussetzungen: „Man muss sich darauf verlassen können, dass der Hund nichts tut“, so die Ergotherapeutin.

Hunde müssen Stresstest bestehen

Dafür wird schon zu Beginn der Hunde-Ausbildung eine Statusaufnahme durchgeführt. Zum einen wird der Grundgehorsam bei Kommandos wie Sitz, Platz, Bei Fuß getestet. Zum anderen gibt es einen Stresstest, bei dem der Hund zum Beispiel mit fremden Menschen konfrontiert wird. Ein Hund, der auf die ungewohnte Situation mit einem Angriff reagiert, sei nicht geeignet, erklärt Stefanie Wallat. Die Vierbeiner müssen auch neben einem Rollator und Rollstuhl laufen. „Es gibt Hunde, die da rein beißen, die sind dann raus.“

Therapeutische Hilfe für Kinder und Erwachsene

Seit November 2013 ist Stefanie Wallat mit ihrer Praxis in Bad Berleburg und behandelt dort Erwachsene und Kinder.

Die Ergotherapie unterstützt Menschen mit neurologischen und chirurgisch bedingten Beeinträchtigungen, hilft dabei, dass sie im Alltag besser zurecht kommen. Dazu gehören Arm-, Hand- und Fingerfunktionen, Kraftaufbau, Koordination, Wahrnehmung und Sensibilität, Konzentration und Gedächtnisleistung.

Bei Kindern liegt der Fokus vor allem auf Aufmerksamkeit und Konzentration, Gleichgewicht, Geschicklichkeit, Körperbewusstsein, Motorik, Sprachentwicklung und Lernverhalten.

Bis zum Abschluss der Prüfung nach Level vier muss Layla noch viel lernen: Würfeln, Apportieren, Aufräumen und Wäsche anreichen gehören unter anderem zu den Aufgaben. „Im Moment üben wir Socken ausziehen“, erklärt Stefanie Wallat. Die letzte Prüfung ist im November, Hund und Herrin sind zuversichtlich, dass sie die auch bestehen werden. Die beiden üben schon, seit Layla 15 Monate alt ist; bisher hat sie alle Aufgaben gut bewältigt: „Es gibt eigentlich nichts, was sie nicht gern macht. Layla mag Silvester nicht so gern, ansonsten ist sie völlig unkompliziert.“

Motivation und Aktivität fördern

Ob die Hündin Teil einer Therapiestunde ist, wird mit den Klienten abgesprochen. Momentan ist sie manchmal dabei, um für die Ausbildung zu üben. Ab November kann sie therapiebegleitend eingesetzt werden. Die Therapie mit Hund fördert Motivation und Eigenaktivität, gibt ein Gefühl von Geborgenheit, entspannt und beruhigt. Bei Übungen, die von Klienten mit dem Hund durchgeführt werden, wird auch die Motorik geschult. Beim Hindernisparcours müssen beispielsweise Gegenstände positioniert und Regeln eingehalten werden. Verantwortung und Rücksichtnahme sind dabei wichtig. „Hyperaktive Kinder werden viel ruhiger, weil sie Rücksicht auf den Hund nehmen. Mehr als auf den menschlichen Therapeuten“, sagt Stefanie Wallat und lacht. Für diesen Zweck sitzt Layla dann auch gerne mal mit dem Kind zusammen in der Schaukel und trainiert den Gleichgewichtssinn.