Meschede. . Polizei und Sportvereine klären in einem Sicherheitsgespräch die Fronten – dabei kommen Hintergründe der Massenschlägerei vom Frühjahr ans Licht.

  • Polizei und Sportvereine klären in einem Sicherheitsgespräch die Fronten
  • Es geht um die Hintergründe, die im Frühjahr zu einer Massenschlägerei führten
  • Trotz einer ersten Klärung ermitteln die Beamten weiter gegen einige Beteiligte

Es war ein brisanter Einsatz mit mehreren Streifenwagen: Massenschlägerei auf dem Stiftsplatz in Meschede. Im Mai waren rund 20 Männer aufeinander losgegangen, es handelte sich um Fußballer und Fans der Vereine FC Mezopotamya und Fatih Türkgücü. Die Beamten konnten die Situation vor Ort beruhigen, beendet waren die Streitigkeiten damit nicht: Im Anschluss wurde die Polizei von den Beteiligten attackiert. Grund: Sie hatte die Vereine wegen des Vorfalls zu einem Sicherheitsgespräch zitiert. Es hat nach Informationen unserer Zeitung inzwischen stattgefunden.

Schläge, Blut und ein Schwerverletzter

Zeugen berichteten von heftigen Szenen an jenem Nachmittag: Schläge, Blut, ein Schwerverletzter. Familien mit Kindern gerieten plötzlich in die Situation: Ausgerechnet zum Abschluss eines verkaufsoffenen Sonntags war die Massenschlägerei auf dem Stiftsplatz entstanden. Zuvor hatten sich die beiden Vereine auf dem Sportplatz gegenüber gestanden. Torlos war die Partie geendet. Bereits dort, so steht es in den Akten der Polizei, habe es verbale gegenseitige Aggressionen gegeben. Ob das Spiel der überwiegend türkischen gegen die überwiegend kurdische Mannschaft der Auslöser für den Konflikt war, darüber gab es unterschiedliche Aussagen.

Die Vereine selbst hatten seinerzeit erklärt, dass es sich um eine rein private Auseinandersetzung gehandelt habe. Schwer verletzt worden war ausgerechnet ein Mann aus Guinea, der für Fatih Türkgücü kickt – und somit eigentlich nichts mit einem türkisch-kurdischen Konflikt zu tun hat. Die Polizei, die Verstärkung aus Arnsberg und Brilon anfordern musste, entschied nach dem Einsatz, dass der Vorfall nicht nur ein strafrechtliches Nachspiel haben soll. Sie setzte ein Sicherheitsgespräch an – was bei beiden beteiligten Vereinen zu schriftlichen Attacken gegen die Behörde führte.

Zunächst hatten die Vorstände eine Unterlassungserklärung von der Polizei gefordert. Die Behörde solle die bisherigen „Äußerungen“ in ihrem Protokoll nicht mehr verbreiten und stattdessen eine „neue Erklärung“ veröffentlichen. Die Polizei nahm das Schreiben lediglich zur Kenntnis und reagierte nicht weiter.

Politischer Hintergrund ausgeschlossen

In der nächsten Episode wollten der türkische und der kurdische Fußballverein wissen, auf welcher Grundlage sie überhaupt zum Sicherheitsgespräch kommen sollen. Gefordert wurde zudem eine „Benennung der an der Ladung teilnehmenden Personen mit Vor- und Nachnamen und Berufsbezeichnung.“ Auch hier nahm die Polizei das Schreiben nur zur Kenntnis. Die Teilnahme am Sicherheitsgespräch, sagte Pressesprecher Holger Glaremin damals gegenüber unserer Zeitung, sei freiwillig. Er sagte aber auch: Es sei ratsam, dorthin zu gehen.

Inzwischen sind die Vereine zu der Gesprächsrunde erschienen. „In dem Gespräch wurden ein politischer Hintergrund als Auslöser der Streitigkeiten als auch eine Vereinsfeindschaft ausgeschlossen. Auch der bisherige Ermittlungsstand geht von privaten Streitigkeiten aus“, teilte Pressesprecher Glaremin mit. Die Polizei habe zugleich deutlich gemacht, „dass sie auch zukünftig bei entsprechendem Fehlverhalten konsequent einschreiten wird und sich nicht durch aggressives Verhalten von Beteiligten oder tendenzieller Berichterstattung in den Medien beeinflussen lassen wird.“ Beide Vertreter der Vereine hätten erklärt, beschwichtigend auf die Beteiligten einwirken zu wollen.

Davon unabhängig laufen die Ermittlungen gegen die Beteiligten der Massenschlägerei weiter. Sie müssen sich unter Umständen wegen Körperverletzung und Sachbeschädigung verantworten.