Oberkirchen/Schanze. . Ein Schmallenberger berichtet von einem weiterem Wisent-Angriff. Der Trägerverein versucht unterdessen zu beruhigen.

Von weiteren bedrohlichen Begegnungen mit Wisenten berichten Schmallenberger Waldbesitzer und Jagdpächter. Schon mehrmals habe eines der Tiere versucht, Fahrzeuge anzugreifen, außerdem komme es zu gefährlichen Situationen im Straßenverkehr. Erst vor knapp anderthalb Wochen war es eine Urlauberin verletzt worden.

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„Im vergangenen Sommer ist der alte Bulle der Herde auf eine Wildwiese gekommen, auf der ich gerade mit dem Trecker gearbeitet habe“, erzählt Jagdpächter Peter Deppe aus Schanze. „Er hat sich das eine Zeit lang angeschaut, dann hat er den Trecker angegriffen.“ Mit Anlauf sei er mit dem Kopf gegen das Fahrzeug gestoßen. „Zum Glück hat er nur das Kontergewicht vorne am Fahrzeug getroffen“, sagt Deppe. Wäre das Tier von der Seite gekommen, hätte kein Schutz mehr zwischen ihm und dem Wisent bestanden.

Herde überquert Straße

Öffentlich berichtet Deppe erst jetzt, rund ein Jahr später, von dem Vorfall. Grund dafür sei der Angriff auf die Urlauberin aus dem Rheinland gewesen, erklärt Deppe. Sie war vor knapp anderthalb Wochen von einer Wisentkuh verletzt worden (wir berichteten).

„Ich wollte das Projekt bisher nicht in Frage stellen“, sagt Deppe. Er selbst ist als Jagdpächter im Staatsforst sogar Pate für eines der Jungtiere aus dem vergangenen Sommer. „Aber mittlerweile muss man einfach auf die Gefahren hinweisen.“

Ebenfalls nahe Schanze überquert in diesem Frühjahr die komplette Herde eine Straße, die Pkw aus beiden Richtungen müssen anhalten.
Ebenfalls nahe Schanze überquert in diesem Frühjahr die komplette Herde eine Straße, die Pkw aus beiden Richtungen müssen anhalten. © Privat

Denn auch im Straßenverkehr komme es zum Kontakt mit den Tieren. „Neulich ist die Herde quer über die Straße gelaufen“, berichtet Deppe. „Es kam Gegenverkehr und wir mussten beide abrupt abbremsen, sonst wäre es zum Zusammenstoß gekommen.“ Sowohl die Situation auf dem Trecker als auch diejenige im Pkw hat Deppe mit seiner Handykamera dokumentiert. Ein Schmallenberger Jagdaufseher berichtet ebenfalls davon, dass der Bulle auf Fahrzeuge losgehe, die ihm zu nahe kämen.

Trägerverein verspricht Aufklärung

Auch Hermann-Josef Vogt und Hubertus Dohle, zwei der Waldbauern, die wegen der Schälschäden an ihren Bäumen gegen den Trägerverein der Wisent-Welt geklagt hatten, bekräftigen Deppes Erfahrungen. „Das Verhalten der Tiere hat sich deutlich verändert“, sagt Vogt. „Sie sind noch selbstbewusster geworden.“ Dohle berichtet sogar davon, dass er sich mittlerweile nur noch mit einem unguten Gefühl in seinem eigenen Waldstück aufhalte.

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Das ist aus der Sicht von Dr. Michael Emmrich, Sprecher des Trägervereins, nicht nachvollziehbar. Er betont weiterhin, dass der Angriff auf die Urlauberin ein Einzelfall gewesen sei. „Es ist eine Sondersituation gewesen und wir wollen nun klären, wie es dazu kommen konnte“, sagt Emmrich. Bisher sei es zu keinen ähnlichen Angriffen gekommen, auch nicht im vergangenen Sommer, als die Herde bereits mehrere Jungtiere mit sich führte.

Bis der jüngste Vorfall geklärt sei, gelte weiterhin der Rat, sich gegenüber den Wisenten so zu verhalten wie gegenüber anderen Wildtieren im Wald. „Man sollte auf den Wegen bleiben und normal weitergehen, wenn man ihnen begegnet“, so Emmrich. Außerdem bittet er darum, die Tiere nicht anzufüttern und sich ihnen nicht aktiv zu nähern.