Lennestadt. . Mit Hilfe einer Infrarot-Kamera kann Jagdrevier-Inhaber Franz Prein das weitere Vordringen der frei laufenden Wisentherde von Oste in den Kreis Olpe nachweisen.

Vergangener Mittwoch, 25. Mai. Um 23.56 Uhr und 58 Sekunden löst die Infrarotkamera am Ilberg aus. Jagdpächter Franz Prein aus Altenhundem hat das Gerät installiert, um eine Kirrung in seinem Jagdrevier zwischen Saalhausen, Gleierbrück, Steinernem Kreuz und Stelborn zu überwachen.

Als er die Bilder der Kamera durchschaut, traut er kaum seinen Augen: Deutlich zu sehen ist eine Wisentkuh, die sich offenbar das Futter schmecken lässt. Unter ihrem Bauch hinweg sind die Beine eines Jungtieres zu erkennen. Aufgenommen bei 7 Grad Celsius oder 44 Grad Fahrenheit, wie die Kamera auch noch zu berichten weiß.

Derzeit gehen die Experten von zwei Kälbern in der Wisentherde aus. Es könnte sich also um die knapp 10-jährige Araneta mit ihrem Kalb handeln, die ebenso wie die anderen Tiere der Herde mit einem GPS-Sender bestückt ist. Mit Ausnahme des Bullen Egnar. Während die Wisent-Wildnis also den Standort der Herde über GPS und Satellit bis auf wenige Meter genau verfolgen kann, muss man sich bei Egnar auf Augenzeugenberichte verlassen.

GPS-Signale

Jede Stunde setzt das Gerät am Tier ein Signal ab, nach sieben Signalen werden die Daten an die Zentrale gemeldet. Besteht z.B. durch ein Funkloch keine Sendemöglichkeit, so werden die gesammelten Daten gespeichert und dann später übermittelt.

Derzeit überprüfen die Verantwortlichen des Trägervereins rund um Dr. Emmrich die Daten der letzten Tage. Danach will man mit einer GPS-Karte über die Wanderungen der Wisent-Herde bzw. einzelner ihrer Mitglieder an die Öffentlichkeit gehen.

Sorgt der offensichtliche Beweis der Anwesenheit einer Wisentkuh samt Kalb rund 7 Kilometer von der Kreisgrenze entfernt im Kreis Olpe für besonderes Aufsehen? Befürchten die Waldbauern Schäden wie in den Buchenwäldern rund um Milchenbach und im benachbarten Hochsauerlandkreis? Franz Prein sieht das gelassen.

Mehr Nadelwälder

„Die Struktur der hiesigen Wälder ist eine andere. Hier gibt es mehr Fichte, weitaus weniger Laubwälder. Die mögliche Gefahr von Schäden ist deshalb sicherlich weitaus geringer.“

Nach der Attacke einer Wisentkuh gegen eine Urlauberin auf dem Rothaarsteig in der Näher von Jagdhaus ist das Thema der frei umherstreifenden Wisentherde wieder in die Schlagzeilen gerückt, Wie groß sind die Befürchtungen um die Sicherheit von Wanderern und Spaziergängern?

Franz Prein: „Wie der Vorfall zwische Margaretenstein und Millionenbank beweist, kann es angesichts der Tatsache, dass eine Wisentkuh ein Kalb führt und dieses verteidigen will, beim Zusammentreffen mit Menschen schon einmal zu brenzligen Situationen kommen. Wie gefährlich das aber im einzelnen sein kann, muss jeder für sich selbst beantworten.“

Offenbar scheint die wanderlustige Wisentkuh samt Nachwucs aber nicht Halt gemacht zu haben am Ilberg. Denn ein ehemaliger Jäger und Jagdaufseher aus Altenhundem will das Paar am vergangenen Wochenende bei einem Spaziergang mit seinem Hund im Waldgebiet „Töte“ zwischen Kickenbach, Altenhundem und Kirchhundem gesehen haben. In nur 40 Meter Entfernung habe er die Tiere beobachten können, berichtete er einem Freund. Rund 5 Kilometer westlich vom Ilberg.