Sauerland/Berlin. . Sauerland-Tourismus startet auf der Internationalen Tourismus-Börse Offensive für mehr Gäste aus dem Nachbarland. Speisekarten auf Niederländisch.
Hup, Holland, Hup. Der Sauerland-Tourismus setzt auf Offensive und macht sich den Schlachtruf niederländischer Fußballfans zu eigen. Aufschlag ist heute auf der Internationalen Tourismus-Börse in Berlin. Südwestfalen und der Rest der Welt sollen wissen: Hartelijk Welkom. Ein Willkommensgruß, den niemand übersetzen muss.
„Für die Region ist Holland ein enorm wichtiger Markt“, sagt Geschäftsführer Thomas Weber. „Wir wollen ihn ausbauen. Es reicht nicht, uns darüber zu freuen, dass die holländischen Gäste kommen. Wir müssen mehr tun.“ Was?
Auch interessant
Das erklärt Weber heute Branchenvertretern aus Südwestfalen beim NL-Forum auf dem Messegelände in der Hauptstadt. „Besonders im Service sind wir ausbaufähig.“
Sprachkurse
Die Verbesserung der Sprachkenntnisse der Gastgeber ist ein Baustein. „Es ist ein Irrglaube, dass uns jeder Holländer versteht“, sagt Hotelier Thomas Hochstein aus Eslohe-Wenholthausen. „Gerade die jüngeren Gäste verstehen viel besser Englisch.“
So sollen künftig die Gastgeber ihr Niederländisch in Sprachkursen verbessern. Der 42-Jährige: „Das schafft vom ersten Kontakt an, sei es am Telefon oder hier im Haus, eine ganz andere persönliche Verbindung. Der Gast fühlt sich sofort willkommen.“
Mit gutem Beispiel geht er voran. So gibt es im Haus Hochstein (30 Betten) ab sofort eine niederländische Speisekarte. Die Beispiele lesen sich köstlich, machen Appetit.
Aus der Sauerländer Bachforelle mit Salat und Salzkartoffeln wird beekforel uit het Sauerland met salade en aardappels, aus dem Schweinerückensteak auf Curryrahm mit gebackenen Früchten, Reis und Salat ein varkenssteak met currysaus, gebakken vruchten, rijst en salade. Auch auf andere Essgewohnheiten gilt es, sich in Zukunft einzustellen.
Auch interessant
Hochstein weiß: „Die Holländer essen abends später als wir. Gerne Wild- oder Fischgerichte, die in Holland viel teurer sind.“ In drei Jahren, so hofft Weber, „sind alle Speisekarten unserer gastronomischen Betriebe übersetzt“.
Extra-Internetseite für Niederländer
Dafür, dass es der Sauerland-Tourismus ernst meint und an der Umsetzung arbeitet, spricht die regelmäßige Teilnahme seiner Mitarbeiter an Sprachkursen. Nicht nur das. „Es ist auch eine eigenständige Internetseite für die Gäste aus dem Nachbarland in Arbeit“, sagt Marketing-Chef Jürgen Fischbach. „Sie muss anders aussehen als für unsere deutschen Gäste. Mehr Bilder, weniger Text. Das spricht sie an.“ Nicht zuletzt fördere dies auch die Bekanntheit des Sauerlandes in den
Niederlanden. „Wir sind nicht so bekannt, wie man vermuten könnte. Viele kennen aus dem Sauerland nicht mehr als Skifahren.“ Alles Erkenntnisse, die Julia Rohe, Mitarbeiterin im Marketing, liefert. Die 27-Jährige aus Meschede-Eversberg hat in Holland studiert und eine Bachelor-Arbeit geschrieben. Thema: Marketingkommunikationsstrategie für den Sauerland-Tourismus für den niederländischen Markt.
Auch interessant
Sie weiß, dass nicht alle Holländer Holländer sind. Dass manch einer empfindlich reagiert, wenn er aus der Provinz Limburg oder der Provinz Nordbrabant stammt und als Holländer angesprochen wird. Neben der Speisekarte hält sie die Beschilderung der Ausflugsziele, der Basisinformation über Ort und Gastgeber sowie die Begrüßung in niederländischer Sprache für notwendig. „Das fängt an, wenn es um die Angelkarten für das Fliegenfischen geht“, nennt Hochstein ein Beispiel aus der täglichen Praxis.
Facebook spielt eine große Rolle
Bei der Werbung spielt, so Julia Rohe, „Facebook im Tourismus eine viel größere Rolle als in Deutschland“. Das Netzwerk liefere alle Werkzeuge, um ständig beim Gast in Erinnerung zu bleiben und eine Beziehung zu ihm aufzubauen. „Der Auftritt muss aktiv betrieben werden und zum Austausch anregen, sei es mit Gewinnspielen oder Fotowettbewerben,“ Mit einem Ziel: Wer einmal kommt, soll wieder kommen.
Wie viele kommen denn wohin? Holländische Hochburgen sind Winterberg, Olsberg, Schmallenberg, Medebach und Hallenberg. Die Spannweite reicht von 2 bis 40 Prozent. 453 822 ausländische Gäste mit 1,4 Millionen Übernachtungen sind 2015 gezählt worden. Weber: „Jeder fünfte Gast kommt aus dem Ausland. Mehr als 80 Prozent davon sind Niederländer.“
Eine Zahl, die der Sauerland-Tourismus als Auftrag versteht. Weber: „In Kommunen mit einem Anteil von zehn Prozent sollte über Maßnahmen nachgedacht werden, den Service zu verbessern.“ Eines hat er aus der Bachelor-Arbeit gelernt: „Die Angebote für Kuren lassen sich nicht 1:1 umsetzen. Da gibt es ganz andere Vorstellungen.“ Keine zwei Meinungen gibt es beim Sauerland-Tourismus über die Zielrichtung der Arbeit. Halstücher und Krawatten signalisieren: Hup, Holland, Hup.