Meschede. Seit Jahren stellt eine 72-Jährige einem katholischen Geistlichen in Meschede nach. Auch Verfügungen und Urteile stoppen den Liebes-Terror nicht.
Es könnte der Stoff für einen Spielfilm sein. Seit Jahren wird ein katholischer Pfarrer aus Meschede im Sauerland von einer Seniorin verfolgt und sexuell belästigt. Die Frau sagt, sie liebe den Pastor. Weil Kontaktverbote und eine Therapie die mutmaßlich liebestolle Seniorin nicht zurückhalten konnten, landet die tragische Geschichte immer wieder vor Gericht.
Das Amtsgericht in Meschede verurteilte die 72-Jährige im März 2014 zu 14 Monaten Haft. Doch das war der Staatsanwaltschaft angesichts des massiven Stalkings zu wenig. Die Verteidigung hingegen will einen Freispruch, weil die Frau nicht liebestoll, sondern liebeskrank und damit schuldunfähig sei. Am Donnerstag (10. Dezember) treffen sich Pastor und Seniorin wieder - vor der Berufungskammer des Landgerichts Arnsberg.
"Es passiert fast täglich etwas"
Am Pfarrhaus im Mescheder Ortsteil Freienohl spielen sich seit Jahren immer wieder skurrile Szenen ab. Mittlerweile sei sie ruhiger geworden, sagt Pastor Michael Hammerschmidt über seinen Schatten. "Aber es passiert fast täglich etwas", sagt er. Anfangs sei die Frau mit Reizwäsche bekleidet durch den Garten des Pfarrhauses gesprungen. "Das macht sie jetzt nicht mehr", sagt Hammerschmidt. Sie werde ja zum Glück älter. Doch immer noch werde Hammerschmidt mit SMS, Anrufen oder meist anzüglichen Geschenken oder Liebesbriefen belästigt. "Das wandert sofort in die Tonne", sagt er.
Über die Nachstellungen und Kontaktversuche oder die Dekorationen seines Vorgartens führt der Pfarrer seit Jahren Buch. "Ich muss das ja dokumentieren, um etwas unternehmen zu können", sagt er. Früher meldete er zum Teil jeden Vorfall einzeln. Nun erstattet er zumindest einmal im Monat Anzeige. Das bestätigt auch die Kreispolizei in Meschede. "Da ist eigentlich immer wieder etwas", sagt eine Sprecherin. Machen könne die Polizei aber auch nichts.
Flucht aus der Pfarre kommt nicht in Frage
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Mehrfach hatte Hammerschmidt gedacht, dass der Spuk nun ein Ende habe, weil das Telefon stillblieb und auch der Weg zum Pfarrhaus nicht mit Blumen, Liebesbriefen oder Phallus-Symbolen geschmückt war. Doch immer wieder wurde diese Hoffnung enttäuscht. Nur in den Wochen und Monaten, in denen die 72-Jährige in therapeutischer Behandlung oder im Krankenhaus war, habe Hammerschmidt durchatmen können.
Daran, seine Pfarre aufzugeben und zu flüchten, habe er nie gedacht, sagt Hammerschmidt. "Ich glaube, das würde auch nichts bringen, die verfolgt mich." Vor Gericht geht es auch diesmal nicht um die Nachstellungen, denn diese gibt die Frau unumwunden zu. Vielmehr muss das Gericht mit Hilfe eines Gutachters prüfen, ob die Seniorin krank und damit schuldunfähig ist. Oder ob sie wirklich ins Gefängnis muss. (dpa)