Menden. . So etwas darf man wohl Werte-Vernichtung nennen: Aus 100 Euro sind für Frauke Brenne binnen vier Jahren gerade einmal 20 Cent geworden. Und das ohne dass sie dafür irgendeine Gegenleistung gesehen hätte. Es ist die späte Folge einer Insolvenz.

So etwas darf man wohl Werte-Vernichtung nennen: Aus 100 Euro sind für Frauke Brenne binnen vier Jahren gerade einmal 20 Cent geworden. Und das ohne dass sie dafür irgendeine Gegenleistung gesehen hätte. Es ist die späte Folge der Insolvenz von Heinz Leser. Der Mendener Geschäftsmann hatte im Januar 2009 Insolvenz für seine drei Läden in der Mendener Innenstadt anmelden müssen – und Frauke Brenne hatte einen Gutschein.

Nun, fast vier Jahre später, hat der Insolvenzverwalter Manfred Gottschalk das Verfahren abgeschlossen. Deshalb haben nun einige Mendener Post aus seiner Herdecker Kanzlei bekommen. So auch Frauke Brenne, die schon gar nicht mehr an ihren Gutschein gedacht hatte und nun amüsiert erfuhr, dass ihr ganze 20 Cent aus der Insolvenzmasse zustehen. Sie solle doch bitte eine Bankverbindung angeben, so dass das Geld überwiesen werden könne. Sie trägt es mit Fassung: „Ich hatte das für mich ja schon abgehakt.“

0,1994 Prozent der Forderung

Weihnachten 2008 hatte sie den 100-Euro-Gutschein für das Mode-Geschäft Tric Trac geschenkt bekommen. Aber nur wenig Wochen später musste Heinz Leser Insolvenz anmelden. Frauke Brenne versuchte noch, ihren Gutschein einzulösen. Doch das durften die Verkäuferinnen nicht – denn das lässt die Gesetzeslage bei einem laufenden Insolvenzverfahren tatsächlich nicht zu. Damals hatte das die Mendener Fotografin schon geärgert: „Der Gutschein war doch noch ganz frisch.“

Frauke Brenne musst sich stattdessen einreihen in die Schar der anderen Gläubiger wie Krankenkassen oder Lieferanten. Sie füllte – so wie gut 20 weitere Gutscheinbesitzer auch – ein Formblatt für den Insolvenzverwalter aus und hörte dann lange gar nichts. Bis sie nun den Brief vom Insolvenzverwalter bekam. Wie alle anderen Gläubiger auch, so bekam sie exakt 0,1994 Prozent ihrer Forderung ausbezahlt – ergibt in ihrem Fall 20 Cent. „Ich habe von noch einer Mendenerin gehört, die hatte einen 80-Euro-Gutschein“, so Frauke Brenne. „Da waren es 16 Cent.“

Restbetrag wird aufs Konto überwiesen

Doch auch wenn es sich um solche Mini-Beträge handelt, Insolvenzverwalter Manfred Gottschalk muss sie ausschütten – auch wenn das Porto für den Brief höher ist als die Summe für den Gläubiger. „Das ist für uns Alltag“, sagte der Herdecker Anwalt gestern im WP-Gespräch. Und auch die vierjährige Dauer des Verfahrens bei der Leser-Insolvenz sei nicht ungewöhnlich. „Es dauert seine Zeit, dies alles abzuarbeiten.“ Gutschein-Besitzer hätten dabei auch keinen Sonderstatus, sie seien ganz normale Gläubiger.

Frauke Brenne geht es nun ums Prinzip. Sie will sich auch die 20 Cent auf ihr Konto überweisen lassen. Für sie persönlich steht aber fest: „Ich verschenke nur noch Menden-Gutscheine, da kann so etwas nicht passieren.