Menden. .

Die USF bekommt bei ihrem Einsatz für ein Hospiz in Menden Unterstützung von jenseits der Stadtgrenzen. Es gebe durchaus Bedarf für zusätzliche stationäre Hospizplätze, erklärte Dr. Hans-Jörg Hilscher vom Hospiz Mutter Teresa in Letmathe. Damit widerspricht er Wilderich von Boeselager vom Hospizkreis Menden, der in der WP den Bedarf nach einem eigenen Mendener Hospiz dementiert hatte.

Lange Wartelisten

Dr. Hilscher verweist im Gespräch mit der WP auf die langen Wartelisten, die nicht nur das Hospiz in Letmathe habe. 20 bis 25 Todkranke stehen demnach permanent auf dieser Liste für die fünf Letmather Plätze. Der Bedarf sei somit rund viermal höher als das Angebot. „Das sieht bei den Hospizen in Arnsberg und Schwerte nicht anders aus“, ergänzt die stellvertretende Leiterin des Hospizes Mutter Teresa, Schwester Kirsten. Es gebe allgemein zu wenig Hospizplätze. Schwester Kirsten: „Ich persönlich begrüße jeden zusätzlichen Hospizplatz.“

In der Debatte über Hospizplätze wird allgemein von der Faustformel ausgegangen, dass pro 100.000 Einwohner ein stationärer Hospizplatz notwendig sei. Diese 15 Jahre alte Faustformel ist für Dr. Hilscher jedoch hinfällig. „Der Bedarf ist dramatisch gestiegen“, sagt er, weil es immer mehr Ältere gebe, von denen auch immer mehr alleine leben und somit nicht von Angehörigen gepflegt werden können. Auf 2 Plätze pro 100.000 Einwohner schätzt Dr. Hilscher den tatsächlichen Bedarf.

Hospiz nicht finanzierbar

Was überrascht: Obwohl die Vertreter des Letmather Hospizes den Bedarf für ein Hospiz in Menden sehen, halten sie es für nicht finanzierbar. Denn die Betriebskosten eines Hospizes werden nur zu maximal 90 Prozent von den Kranken- und Pflegekassen getragen. Den Rest muss der jeweilige Hospiz-Träger beisteuern – und dazu nutzt er überwiegend Spendengelder. Allein das Haus Mutter Teresa benötigt für fünf Hospizplätze pro Jahr 150.000 Euro Spenden. Dr. Hilscher hält es für unwahrscheinlich, dass es für ein weiteres Hospiz in der Region genügend Spender gibt. „Zu viele Hospize überfordern die Spendengeber“, sagt er und verweist darauf, dass es neben Letmathe, Schwerte und Arnsberg demnächst auch in Hagen ein weiteres Hospiz geben wird.

„In einer 55.000-Einwohner-Stadt wird sich wegen der Rahmenbedingungen kein Hospiz wirtschaftlich halten lassen“, meint auch der bundesweit aktive Hospiz-Befürworter Mark Castens. Er hat von der Debatte über ein Mendener Hospiz im Internet erfahren und Kontakt zu Mendener Ratsmitgliedern aufgenommen.

Seitdem Castens eigene Mutter keinen Platz in einem Hospiz fand, setzt sich der 36-Jährige aus Bremen für zusätzliche Hospize ein. Er glaubt, dass die Faustformel „1 Platz pro 100.000 Einwohner“ insbesondere Flächenkreise und damit auch Städte wie Menden benachteiligt. „Der Gesetzgeber muss nachjustieren“, lautet Castens Forderung, die er bereits in Landtagen und dem Bundestag vorgebracht hat. Derzeit bereitet er eine Verfassungsbeschwerde vor, damit sich die Rahmenbedingungen für Hospize verbessern. „Dass vorhandene Einrichtungen um Spendengelder streiten müssen, darf nicht sein“, sagt Castens.

Hospiz in Gut Rödinghausen

Die USF hatte das Gut Rödinghausen als Standort für ein Mendener Hospiz ins Gespräch gebracht. Die Stadtverwaltung solle prüfen, inwieweit sich so etwas realisieren lässt. Mark Castens macht den Befürwortern eines Mendener Hospizes allerdings keine großen Hoffnungen. Weder die Stadt Menden noch der Märkische Kreis könnten in der derzeitigen Gesetzeslage von sich aus ein Hospiz einrichten. Den Befürwortern eines Mendener Hospizes rät Castens, zusammenzuhalten: „Es geht um Menschen am Ende ihres Lebens, nicht um Parteipolitik oder ein Gebäude.“