Halingen/Fröndenberg. .

Trinkwasser- und Stromgewinnung gehen an der Provinzialstraße Hand in Hand. Denn die Wasserwerke Westfalen betreiben dort seit 2008 auch ein Laufwasserkraftwerk, das jährlich im Schnitt 1,6 Millionen Kilowattstunden Strom produziert. Rein rechnerisch können mit dieser regenerativ erzeugten Energie rund 530 Haushalte versorgt werden (bei einem Verbrauch von 3000 Kilowattstunden/Jahr).

Von der Straße aus ist das weitläufige Gelände entlang der Ruhr kaum einzusehen. Es ist als Wasserschutzzone 1 ausgewiesen – Betreten für Unbefugte verboten. Denn dort wird aus der Ruhr Trinkwasser gewonnen. Aber nicht nur das. Die Wasserwerke Westfalen machen sich inzwischen auch wieder die Kraft des Wassers zu nutze.

Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts schlug der damalige Betreiber zwei Fliegen mit einer Klappe. Die zwischen 1912 und 1914 errichtete Staustufe ermöglichte, dass das Flusswasser durch das Gefälle einfach in die Wassergewinnung fließen konnte. Nach diesem Prinzip funktioniert die Anlage noch heute. Zur gleichen Zeit wurde zusätzlich zur Staustufe ein Kraftwerk errichtet, das mit zwei Wasserturbinen ausgestattet war. Die damit erzeugte mechanische Energie konnte direkt vor Ort für den Antrieb der Kolbenpumpen gebraucht werden. „Sie wurde genutzt, um damit das fertige Trinkwasser in die Hochbehälter zu transportieren“, erläutert Ulrike Hütter, Fachgebietsleiterin Öffentlichkeitsarbeit bei den Wasserwerken Westfalen. Bis Anfang der 1970er Jahre, als ein neues Pumpwerk mit elektrischen und dieselbetriebene Pumpen gebaut wurden, war dieses Kraftwerk in Betrieb.

Rund 30 Jahre später erweckten die Wasserwerke Westfalen, seit 2001 Betreiber des Wasserwerks Halingen, die Anlage zu neuem Leben. Allerdings sollte sie jetzt zur Stromerzeugung dienen. „Unter wirtschaftlichen Aspekten war das absolut sinnvoll“, erläutert Ulrike Hütter. Denn das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) schreibt für regenerativ erzeugten Strom eine Einspeisevergütung fest. 2004 prüften die Wasserwerke den Kraftwerkstandort, und entschlossen sich zur Reaktivierung. „Wir haben die Anlage nach aktuellem Standard ganz neu ausgestattet“, beschreibt Ulrike Hütter die aufwändige Maßnahme. Die Wasserwerke Westfalen füllten das alte Krafthaus mit neuer Technik.

Fischaufstiegshilfe macht Wehr durchlässig

Im Sommer 2008 konnten die Umrüstarbeiten abgeschlossen werden. 14 Kubikmeter Flusswasser pro Sekunde können durch die Turbinenkammer rauschen. Die Kaplan-Turbine – einer Schiffsschraube ähnlich – schafft bis zu 117 Umdrehungen pro Minute. Über einen Riemen werden die Umdrehungen auf den Generator übertragen, der die mechanische in elektrische Energie umwandelt. Den Ökostrom speisen die Wasserwerke Westfalen in das Netz der Stadtwerke Fröndenberg ein.

Wie aber können Fische die Staustufe überwinden? In den Anfangsjahren hatten sie zumindest flussaufwärts dazu keine Möglichkeit. Bis im Jahr 2000 am rechten Ruhrufer eine Fischaufstiegshilfe errichtet wurde, um die Anlage durchgängig zu machen. Mit Hilfe einer Lockströmung sollen die Tiere auf den rechten Weg in den Mäander-Fischpass gebracht werden. „Es wird regelmäßig kontrolliert, ob die Fische die Hilfe annehmen“, sagt Ulrike Hütter.

Die Durchlässigkeit von Stauanlagen zum Schutz der Fischpopulation ist inzwischen im Wasserrecht ein wichtiger Punkt. Ulrike Hütter spricht von zwei ökologischen Zielen: die Ökologie des Flusses erhalten und die Kraft des Wassers nutzen. „Es gilt dabei, einen Mittelweg zu finden.“

Gruppen (ab 15 Personen), die das Wasserwerk Halingen und die Wasserkraftanlage Fröndenberg besichtigen möchten, können sich gerne an Ulrike Hütter, 02304/ 9575-204, wenden und einen Termin vereinbaren..