Menden/Fröndenberg.

Es wird für noch saubereres Wasser in Menden und Fröndenberg sorgen. Es ist aber auch ein Symbol für die Zusammenarbeit über die Stadtgrenzen hinweg: Am neuen Wasserwerk an der Ruhr wird derzeit mit Hochdruck gearbeitet. Bis Mitte nächsten Jahres soll der Bau fertig sein. Rund 4 Millionen Euro investieren die Stadtwerke Menden und Fröndenberg in die Anlage.

Es sind hauchdünne Röhrchen, die jedes für sich nur eine ganz kleine Menge durchlassen. Doch jeder Tropfen Wasser, der aus einer Mendener oder Fröndenberger Leitung kommt, wird künftig diesen engen Weg gehen. Es wird aber auch ganz viele dieser kleinen Röhrchen geben, die zusammen die „Ultrafiltrationsanlage“ bilden – ein Kernstück des neuen Wasserwerks, das direkt an der Fröndenberger Straße kurz vor der Ruhr-Brücke entsteht.

Mehr Mengen zu fördern, ist nicht Sinn der Anlage, denn Wasser wird bereits jetzt genug gewonnen. Auf Mendener Seite mit einem Mix aus Grundwasser und Uferfiltrat – also Wasser, das aus der Ruhr in die Erde sickert, so vorgefiltert und dann abgepumpt wird.

Gemeinschaftswerk

Was mit dem neuen Wasserwerk erreicht werden soll, ist eine noch höhere Wasserqualität. „Verschmutzungen, zum Beispiel durch Schadstoffe wie PFT, Arzneimittelrückstände oder Trübung durch Hochwasser, werden in Zukunft durch eine moderne Filtration praktisch ausgeschlossen“, sagt Matthias Lürbke – Wasserexperte der Stadtwerke Menden, jetzt aber auch Geschäftsführer der Wasserwerk Fröndenberg-Menden (WFM) GmbH.

Mit Hochdruck wird gearbeitet. Foto: Michael Koch
Mit Hochdruck wird gearbeitet. Foto: Michael Koch © WP

Die Gesellschaft ist eigens für das neue Wasserwerk gegründet worden, die Mendener Stadtwerke sind mit 75 Prozent beteiligt und die Fröndenberger mit 25 Prozent. Man hat sich zusammengetan, um die moderne Technik effizienter nutzen zu können – und um auch gemeinsam die Spitzenlasten, also die Zeiten höchster Wasser-Nachfrage in beiden Städte, managen zu können. Einzelanlagen in beiden Städten wären erheblich teurer gewesen.

Aber warum die neue teure Anlage? Ist das Wasser derzeit denn nicht sauber genug? „Doch, doch“, beruhigt Matthias Lürbke. Allerdings komme man einer absehbaren politischen Entscheidung zuvor. Das NRW-Umweltministerium arbeite bereits an einem Erlass, der die Wasserversorger entlang der Ruhr verpflichte, ihre Anlagen im großem Umfang nachzurüsten. Lürbke: „Wenn wir fertig sind, werden wir eine der modernsten Anlagen an der Ruhr haben.“

Dabei sei die Wasserqualität der Ruhr in den vergangenen Jahren nicht schlechter geworden – im Gegenteil. „Aber die Analytik wird immer besser, heute können Schadstoffe nachgewiesen werden, die man früher nicht entdeckt hätte.“ Und auch die sollen aus dem Wasser entfernt werden.

Schon jetzt gibt es Reinigungsstufen, aber die Kette wird durch zwei entscheidende Elemente ergänzt. Zum einen durch eben jene Ultrafiltrationsanlage. Das Wasser fließt durch die extrem engen Röhrchen und tritt an den Seiten wieder aus. Denn die Röhrchen verfügen über Kunststoff-Membranen, in denen sich unerwünschte Partikel verfangen, die als Träger von Viren oder Bakterien dienen können. Die zweite neue Stufe ist die „Aktivkohlefiltration“. Organische Spurenstoffe wie Arzneimittelreste, Reste von Pflanzenschutzmitteln und PFT werden mit den Aktivkohle-Filtern weitgehend entfernt.

Dank dieser Schritte kann künftig auf die derzeit noch praktizierte Desinfektion mit Chlor verzichtet werden – stattdessen erfolgt als finaler Schritt die Desinfektion mit ultraviolettem Licht.

Um die Anlage und die großen Wassermengen fassen zu können – 600 Kubikmeter sollen künftig in der Stunde gereinigt werden – ist ein großes Bauwerk nötig: 33 Meter lang, 17 Meter breit und 12 Meter hoch wird es werden. Ein Teil davon ist aber unter der Erde, sieben Meter hoch wird das Gebäude nach oben ragen.

Zum Teil sind sehr dicke Wände nötig, so dass stolze 1300 Kubikmeter Beton verarbeitet werden. Mit Verfuß (Hemer) und Krutmann (Lendringsen) haben sich zwei heimische Unternehmer zusammengetan, um den Spezial-Bau zu stemmen. Der wird künftig auch einen Besucherbereich haben, denn die neue Wasserwerkgesellschaft will ihre Arbeit ganz offensiv der Öffentlichkeit präsentieren.

Die entscheidende Frage für den Verbraucher: Wird das Wasser durch die Millionen-Investition auch teurer? Aktuell geplant ist dies nicht. Da die Wasserversorgung aber durch die Gebühren kostendeckend betrieben werden muss, bahnt sich dies für das übernächste Jahr an. Allerdings wäre das die erste Erhöhung seit Jahren. Seit 2004 ist der Wasserpreis in Menden stabil.