Menden. .

Sein enger Freund, der langjährige deutsche Außenminister Hans-Dietrich Genscher, hat einmal über Ulrich Bettermann gesagt: „Er schlägt sich nicht in die Büsche, wenn es brenzlig wird.“ Wagemutig startete Bettermann, der am Freitag seinen 65. Geburtstag feiert, auch ins Unternehmerleben.

1968, nach dem Abschluss von Gymnasium und Banklehre in Bochum, trat er 22-jährig bei OBO ein. Zwei Jahre später war er Gesellschafter von acht Prozent der Unternehmensanteile. Seine Kompagnons waren wenig nach seinem Geschmack. Sie wollten aus seiner Sicht nichts Neues wagen. Ulrich Bettermann aber ging volles Risiko.

Er verschuldete sich bis zur Halskrause, zahlte den Alteigentümern einen dreistelligen Millionenbetrag aus und investierte noch einmal in gleicher Höhe in Produktion und Vertrieb. Sein Einfamilienhaus überschrieb er den Kindern, denn für seinen unternehmerischen Einsatz haftete er ganz persönlich als Inhaber der damals größten Offenen Handelsgesellschaft in Deutschland bis zum letzten Hemd und Hosenknopf.

„Wenn es schief gegangen wäre, wollte ich wenigstens noch ein eigenes Dach über dem Kopf haben“, erinnert sich Ulrich Bettermann vier Jahrzehnte später und muss immer an diese Situation denken, wenn er heute regelmäßig in den Zeitungslisten der Reichen und Superreichen auftaucht. Ulrich Bettermann heute: „Wer nicht weiß, woher er kommt, weiß auch nicht, wohin er geht.“

Fast täglich im Flugzeug

Niemand hat das nun 100 Jahre bestehende Unternehmen so geprägt wie er. „Unsere Erfolgsstory trägt seine Handschrift“, sagt Andreas Bettermann (35), der seit 2005 in vierter Generation gemeinsam mit seinem Vater die Geschäfte führt.

Nicht nur in seiner sauerländischen Heimat, sondern in fünf Ländern arbeitet und lebt Bettermann. Das bedeutet für den Inhaber einer Jetpilotenlizenz nichts Besonderes. Beinahe täglich zieht es ihn im Cockpit des eigenen Flugzeugs in die Lüfte. Die Bodenhaftung verliert er nie. Wo er landet, arbeitet er hart, geht aber auch gern bodenständigen Hobbys nach. Beim Tennis kann er besser Dampf ablassen als auf einem Golfplatz. Mit Bauern sitzt er nach der Jagd lieber zusammen als mit selbst ernannter High Society.

In Ungarn ist Ulrich Bettermann ein Pionierunternehmer der europäischen Wendejahre 1989/1990 gewesen. Aber die ungarische Geschichte der Bettermanns spielt nicht nur in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Sie hat auch einen rein humanitären Aspekt. Denn nach Ungarn gekommen ist Bettermann durch seinen Sohn Christoph, der als kleiner Junge nach einem eigentlich harmlosen medizinischen Eingriff spastisch gelähmt blieb und damals in Budapest Hilfe fand.

Ulrich Bettermann gehört seit 1983 als Ständiges Mitglied zum Weltwirtschaftsforum in Davos. Im In- und Ausland ist Bettermann Mäzen vor allem sportlicher und sozialer Einrichtungen. „Er kennt die Höhen und Tiefen des menschlichen Lebens“, sagt Hans-Dietrich Genscher über Ulrich Bettermann.

Groß gefeiert hat man in diesem Jahr am OBO Stammsitz in Menden schon, und zwar am 13. Mai den 100. Firmengeburtstag. Auf den Tag genau wäre sein Vater Ernst Bettermann ebenfalls 100 Jahre geworden. Diese „doppelte Hundert“ hat für Ulrich Bettermann größere Bedeutung als der eigene „halbrunde“ Geburtstag.