Menden/Arnsberg. .
Auf den ersten Blick ein ganz normaler Mendener mit einem fast typischen Mendener Lebenslauf. Dieses Eindrucks konnten sich zumindest Prozessbeobachter gestern nicht erwehren, als der Senior, der das Festzugunglück verursachte, aus seinem Leben berichtete.
Auf den ersten Blick ein ganz normaler Mendener mit einem fast typischen Mendener Lebenslauf. Dieses Eindrucks konnten sich zumindest Prozessbeobachter nicht erwehren, als der Senior, der das Festzugunglück verursachte, aus seinem Leben berichtete.
Der heute 80-Jährige wurde in Menden geboren, hat hier die Volksschule besucht. Nach der Schule absolvierte er als junger Mann eine Schweißer-Lehre und arbeitete 44 Jahre beim Traditionsunternehmen R & G Schmöle. Vor 51 Jahren heiratete er seine Ehefrau, lebte mit ihr in seinem Elternhaus in Menden. Eine Tochter kam zur Welt. Mit 58 Jahren ging er in den Vorruhestand.
Ein Mann großer Worte war er nie. Sein großes Hobby war der Sport, hauptsächlich Fußball. 70 Jahre war er Mitglied in einem heimischen Verein. In seiner Freizeit kümmert er sich außerdem um den Garten.
Er habe sich immer korrekt verhalten und sich nie etwas zu Schulden kommen lassen, erklärte der Senior gestern vor dem Arnsberger Landgericht. Jeden Morgen sei er als Rentner eine Stunde vor seiner Frau aufgestanden und habe das Frühstück vorbereitet. „Dann haben wir zusammen gefrühstückt“, blickte er zurück. Zum Autofahren befragt, sagte er, dass er nie schnell gefahren sei.
Vater war immer „super korrekt“
Tiefe Einblicke in das Leben des Angeklagten gewährten auch die Aussagen seiner Tochter und seines Schwiegersohnes. „Ich habe die tollsten Eltern der Welt“, erklärte die 49-jährige Tochter. Ihr Vater sei zwar immer sehr streng und „super korrekt“ gewesen, habe einen Perfektionsanspruch gehabt. Das habe sie und ihre Mutter auch manchmal zur Weißglut gebracht. Im Nachhinein sei das aber eine „gute Schule“ gewesen: „Es war ein schönes Familienleben, ich habe eine gute Kindheit gehabt.“
Ihr Vater sei schon sein Leben lang „extrem ruhig“ gewesen, habe alles andere als einen aufbrausenden Charakter, sei immer sehr besonnen: „Er hat nie viel gesprochen, er war kein sonderlich kommunikativer Mensch.“
Der Schwiegersohn des Angeklagten bestätigte die Aussagen seiner Ehefrau. Der 43-Jährige berichtete, dass er den Vater seiner Frau seit 15 Jahren kenne: „Ich habe noch nie einen Menschen gesehen, der so eine Ruhe ausstrahlt.“
„Was ist mit mir passiert?“
Und dann kam der Tag, der alles veränderte. Fünf Wochen, nachdem der Angeklagte und seine Frau mit 80 Gästen ihre goldene Hochzeit groß gefeiert hatten, fuhr der Mann in den Festzug der St.-Hubertus-Schützenbruderschaft. Nach dem Unglück lag er zunächst im Krankenhaus, zog dann nach Dortmund, wo seine Tochter und sein Schwiegersohn leben. Seiner Ehefrau, so berichtete er, gehe es gesundheitlich sehr schlecht, so dass die Seniorin auch nicht vor Gericht aussagen konnte.
Nach dem Unfall habe der 80-Jährige im Krankenhaus gelegen, an die Decke gestarrt und immer gefragt: „Was ist mit mir passiert?“, berichtete die Tochter. Ihre Mutter, die während der grauenvollen Ereignisse auf dem Beifahrersitz neben ihrem Mann im Auto saß, habe ihr von der Fahrt nur eines erzählt: „Ich habe mir irgendwann die Hände vor die Augen geschlagen.“
Der Rentner wird wohl nie in die Hönnestadt zurückziehen. Das Einfamilienhaus in einer ruhigen Straße Mendens steht seit dem Unglückstag leer.