Hüingsen. Dem Account „Kstnwgn“ folgen auf Tiktok aktuell 160.200 Menschen. Der Grund, warum ein Familienvater die Lama-Maske trägt, ist kurios.

Ein Berufskraftfahrer sitzt hinterm Steuer eines Kastenwagens und regt sich über den alltäglichen Wahnsinn auf den Straßen auf. Der Fuhrparkleiter nervt, die Kunden beschweren sich, alles muss schneller gehen. Doch die Straßen rund um Lüdenscheid gleichen einer Asphalt-Hölle. So weit, so gewöhnlich. Doch dass er dabei eine Lama-Maske trägt und sich filmt, ist schon etwas kurios. Dass rund 160.200 Menschen seine Geschichten im Netz verfolgen ebenfalls. Die Rede ist von TikToker „Kstnwgn“.

TikTok ist eine Videoplattform im Internet und die Spielfläche von Robin Lenz aus Menden. Der 33-Jährige veröffentlicht hier regelmäßig seine selbstproduzierten Videos. Innerhalb eines Jahres hat er es geschafft, seine Community auf mehr als 160.000 Menschen auszubauen. Und das ist nicht alles. Robin Lenz fasziniert seine Fans so sehr, dass sie teilweise sogar für seine exklusiven Inhalte kostenpflichtige Abos abschließen und sein Merchandise kaufen. Momentan sind das rund 5000 Menschen. Mittlerweile hat der Mendener sogar eine eigene Marketing-Firma gegründet und erstellt auch Inhalte für andere Firmen. Aber wie ist es zu alldem gekommen?

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Aus dem Nähkästchen plaudern: Geschichten aus dem Kastenwagen

Robin Lenz arbeitet seit einigen Jahren für eine Lüdenscheider Firma. „Ich war Berufskraftfahrer und habe mich oft über die Dispo aufgeregt“, sagt Robin Lenz. Mit Dispo meint er die Disposition, die für die innerbetriebliche Verteilung von Aufgaben und Mitteln zuständig ist. Irgendwann habe er aus Spaß angefangen, Videos zu drehen und auf Tiktok hochzuladen. So nimmt er ironische Videos auf, die mitten aus dem Alltag des Lastwagen- und Kastenwagenfahrers stammen. Die Chefetage nimmt es mit Humor. Seine Videos kommen auch bei den Kollegen an und verbreiten sich schnell.

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Einige Videos, so sagt er, seien schließlich viral gegangen, sprich von sehr vielen Menschen angesehen worden. „Ich konnte nicht damit rechnen, dass das so groß wird.“ Die Menschen, die ihm folgen, wollen immer mehr sehen. Und Robin Lenz liefert. Sein Spezialgebiet sind dabei Parodien. „Der wütende Autofahrer“ komme sehr gut bei der Community an. Grundsätzlich seien seine Videos sehr abwechslungsreich. Regelmäßig bietet er auch in Influencer-Manier Rabattcodes für diverse Firmen an. „Das Wort Influencer mag ich nicht. Das klingt wie arbeitsloser Videodreher. Ich bin Content Creator“, betont er aber. Immer wieder buchen ihn mittlerweile andere Firmen, damit er deren Social-Media-Auftritt verbessert. Gelernt hat Robin Lenz das nicht. Alles Übungssache und selbst beigebracht. Und darauf ist er stolz. Seine Follower feiern ihn.

Familie interventiert: Geburtsstunde des beliebten Lamas

Doch der Ruhm bleibt irgendwann nicht mehr nur im Netz. „Ich war letzte Woche bei Ikea und wurde dort von Fremden angesprochen.“ Natürlich habe er sich Zeit für ein Selfie genommen. Komisch sei es trotzdem irgendwie gewesen. „Das ist richtig sureal. Ich werde zum Beispiel auch von Fremden gegrüßt beim Fahren. Und auch bei Rewe um die Ecke erkennt man mich.“ Denn zu Beginn trägt Robin Lenz in seinen Videos keine Maske. Er zeigt sich so, wie er ist, und produziert, was ihm in den Kopf kommt. „Der Content muss zu mir passen. Wenn ich eine Idee habe oder mir ein cooler Satz einfällt, dann speichere ich mir das sofort auf dem Handy. Ich habe dann direkt eine Vision vor mir, wie ich das drehen könnte.“

Robin Lenz aus Menden ist auf Tiktiok erfolgreich mit seinen Videos.
Robin Lenz aus Menden ist auf Tiktiok erfolgreich mit seinen Videos. © WP | Privat

Der Kanal wächst. Doch irgendwann wird es seiner Frau dann doch zu bunt. Ein Kompromiss muss her. Das Hobby will Robin Lenz nicht aufgeben. Überall angesprochen werden, das möchte seine Frau aber auch nicht. Schließlich einigen sie sich auf das Tragen einer Maske in den Videos. Nach einer kurzen Internetrecherche steht für beide fest: Das Lama wird es. „Das passt einfach zu mir“, sagt Robin Lenz und lacht. Online komme es eben auch darauf an, sich von anderen zu unterscheiden. Mittlerweile gibt es noch eine weitere Maske in Robin Lenz‘ Repertoire - den Raben. „Der Rabe ist immer der Gegenspieler des Lamas. Der Rabe ist zum Beispiel der Fuhrparkleiter und das Lama der Fahrer.“

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Wechsel auf die „böse Seite“ der Firma

Mittlerweile gibt es aber noch einen entscheidenden Wechsel. Robin Lenz ist beruflich auf die „böse Seite“ gewechselt. „Ich bin Fuhrparkleiter und Disponent jetzt“, gibt er lachend zu. Die Witze von früher sind also nicht mehr drin. Auf die Frage, wie es dazu kommen konnte, reagiert er mit einem Lachen. „Ich möchte den Job des Fahrers besser machen. Bisher funktioniert das gut“, sagt er.

Das Videoportal TikTok

TikTok ist ein Videoportal, das zusätzlich Funktionen eines sozialen Netzwerks anbietet. TikTok wird oft für die Lippensynchronisation oder das Nachtanzen von Musikvideos genutzt. Aber auch andere, überwiegend kurze Videoclips werden dort von den Nutzerinnen und Nutzern hochgeladen und konsumiert. Ebenfalls sind Live-Streams möglich.

Betrieben wird TikTok vom chinesischen Unternehmen ByteDance. Unzureichender Datenschutz, versteckte Werbung, mangelnder Jugendschutz - TikTok gerät aber auch immer wieder in die Kritik. Einige Länder haben die App bereits verboten oder ziehen diesen Schritt in Erwägung. Auch auf vielen Diensthandys ist die App mittlerweile geblockt worden.

An Inhalten für seinen Tiktok-Kanal fehlt es dem Vater einer zweieinhalbjährigen Tochter allerdings nicht. Grundsätzlich, so sagt er, gleiche die Arbeit an so einem Account einem Vollzeitjob. Er will Tiktok und seine daraus entstandene Marketing-Firma aber weiter nebenberuflich fortführen. Aktuell unterstützt ihn auch seine hochschwangere Frau dabei. Und die Zeit, die neben der vielen Arbeit noch bleibt, nutzt er am liebsten mit seiner kleinen Familie. Ganz ohne Maske.

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