Menden. Ob tatsächlich ein Mensch in Gefahr war, ist ungewiss. Kleidung und Schuhe wurden an der vermeintlichen Einstiegsstelle gefunden.

Sie haben intensiv gesucht – am Freitagabend und in der Nacht mit rund 150 Einsatzkräften, am Samstagmorgen nochmal mit 80 Rettern. Am Ende bleiben aber auch bei den Feuerwehrleuten viele offene Fragen: War tatsächlich ein Mensch in Gefahr und kam der Einsatz möglicherweise zu spät? Oder hat sich jemand einen verspäteten und äußerst makabren Aprilscherz erlaubt? Oder handelt es sich bei der Kleidung, die an der vermeintlichen Einstiegsstelle in der Nähe des Bringhofes gefunden wurde, um Altkleider?

Die Hönne im Blaulicht-Schimmer: 150 Einsatzkräfte sind am Freitagabend und in der Nacht aktiv.
Die Hönne im Blaulicht-Schimmer: 150 Einsatzkräfte sind am Freitagabend und in der Nacht aktiv. © WP | Joshua Kipper

Fakt ist: Die Retter haben alles gegeben und alle verfügbaren Kräfte mobilisiert, nachdem am Freitagabend der Notruf „Person im Wasser“ kommt. Die Hönne ist gut gefüllt, hat eine kräftige Strömung. Und angesichts der kalten Wassertemperaturen müssen Menschen in Not schnell gefunden werden, sollen sie eine Überlebenschance haben. Der Einsatz am Freitagabend beschäftigte die Menschen – das zeigt ein Blick ins Internet. Es wurde wild spekuliert, was passiert ist. Die WP mit einem Live-Blog, aber auch die für die Öffentlichkeitsarbeit zuständigen Feuerwehrleute informieren, so gut es geht, und geben Antworten.

Strömungstaucher, Boote, Hubschrauber und Drohne

Neben den Rettern aus Menden kommen auch Strömungstaucher aus Balve und Nachrodt-Wiblingwerde, die Fröndenberger Feuerwehr sucht mit Booten an der Hönnemündung und auf der Ruhr mit. Der Polizeihubschrauber, der liebevoll auch „Hummel“ genannt wird, fliegt den Bereich ab. Die Besatzung kann aber nichts finden, der Hubschrauber dreht wieder ab. Stattdessen fliegt eine Drohne den Bereich zwischen der Stelle, wo ein Mensch in die Hönne gestiegen zu sein scheint, und der Mündung der Hönne in die Ruhr ab. Auch dabei gibt es kein Zeichen, dass irgendwo ein Mensch in Not ist.

Am Ufer und im Gewässer suchen die Einsatzkräfte auch am Samstagmorgen.
Am Ufer und im Gewässer suchen die Einsatzkräfte auch am Samstagmorgen. © WP | Joshua Kipper

Dass ein Großeinsatz läuft, merken die Menschen in Menden durch die Hubschraubergeräusche, aber auch, weil die Feuerwehr alle Brücken flussabwärts gesperrt hat. Es kommt zu (Teil-)Sperrungen von Straßen, doch in der Hönnestadt ist um diese Zeit am Freitagabend abgesehen von dem Großeinsatz ohnehin nicht viel los. Teile der Hönne, etwa in der Molle, werden hell erleuchtet. Auf dem Parkplatz neben Aldi an der Unteren Promenade hat die Feuerwehr ihre Zentrale eingerichtet. Von dort koordiniert Einsatzleiter Christian Boike die Suche, immer wieder gibt es kurze Lagebesprechungen.

Alles läuft rasch ab, aber auch sehr geordnet. Und das, obwohl insgesamt 150 Kräfte im Einsatz sind. Noteinsätze an der Hönne sind für die Retter leider nichts Neues. In trauriger Erinnerung ist die Suche nach der kleinen Lia. Das zehnjährige Mädchen wurde schließlich am 9. Februar 2020 tot geborgen. Etwa einen Monat später starb in der Hönne ein 83-jähriger Mann. Und auch danach gab es immer wieder Alarmierungen und Einsätze. Dass am Ende niemand gefunden wird, ist nicht das erste Mal.

Fortsetzung der Suche bei Tageslicht

Irgendwann deutlich nach Mitternacht, bricht die Feuerwehr den Einsatz ab – mit dem klaren Ziel, am Samstagmorgen erneut zu suchen. Im Tageslicht ergeben sich möglicherweise neue Hinweise, so die Hoffnung. Um 8 Uhr sind mehrere Suchtrupps unterwegs, blicken nicht nur in die Hönne, sondern suchen auch am Ufer. Von einer Vermisstenmeldung ist nichts bekannt. Um 9.30 Uhr beenden die 80 eingesetzten Retter ihre Mission mit einem bedrückenden Gefühl. Sollte es wirklich einen Notfall gegeben haben, sind die Überlebenschancen für den Betroffenen oder die Betroffene nahe Null.

Wir wollten die Bereiche alle bei Tageslicht nochmals gesichtet haben.
Fabian Kreutz - Sprecher der Feuerwehr Menden

„Wir wollten die Bereiche alle bei Tageslicht nochmals gesichtet haben“, sagt Feuerwehrsprecher Fabian Kreutz am Einsatzleitwagen. Die Sorge um einen Menschen mischt sich mit der Hoffnung, dass tatsächlich niemand in Gefahr war.

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