Bösperde. Gut drei Jahre dauerten die Bauarbeiten im Jugendtreff – zahlreiche Verzögerungen inklusive. Nun stehen die Arbeiten vor dem Abschluss.
Herbst 2021. Die Corona-Pandemie hat die Welt fest im Griff. In Bösperde beginnt derweil ein Millionen-Projekt. Der Umbau des städtischen Jugendtreffs mitsamt einer angeschlossenen neuen Mehrzweckhalle. Nun, gut drei Jahre später, hat der Baustellenlärm endlich ein Ende. Wann die Eröffnung geplant ist – und welche Hindernisse es bis dahin noch zu bewältigen gilt.
Anlaufpunkt für Kinder und Jugendliche
Nina Schreiber und Jasmin Nicolay strahlen. Fast so wie das Weiß an den Wänden des neuen Treffs in Bösperde. Für sie endet langsam aber sicher eine jahrelange Dauerbaustelle. Die Arbeiten am und im Treff sind auf der Zielgeraden; eine Eröffnung soll – wenn alles nach Plan läuft und die Bauabnahme reibungslos über die Bühne geht – am 27. April anstehen. „Wir sind schon von einigen angesprochen worden, warum wir den Treff nicht abreißen und komplett neubauen“, sagt Nina Schreiber mit einem Schmunzeln.
Genau diesen Eindruck können Besucher aber heutzutage erhalten. Denn mit dem zusammengewürfelten Bau aus den 90er-Jahren hat der neue Treff in Bösperde nichts mehr zu tun. Im Jugendraum waren vor der Sanierung sogar die Dachziegel des Bestandsgebäudes zu sehen, die über die alte Theke ragten. Gleichwohl: Das von der Interessengemeinschaft Bösperde (IG) umgesetzte Projekt hat über knapp drei Jahrzehnte seinen Zweck erfüllt. Als Anlaufpunkt für hunderte Kinder und Jugendliche.
Was neben dem modernen – und jetzt auch einheitlichen – Bau sofort auffällt: Dunkle Ecken und ein düsterer Basketball-Platz im hinteren Bereich gehören ebenso der Vergangenheit an wie die unübersichtliche Verbindung vom Treff zur Grundschule. Einen Vorteil hebt Stefan Wüsthoff vom Immobilienservice Menden (ISM) dabei gleich heraus: „Es fügt sich gut zusammen.“ Damit meint er auch die neue Abholsituation an der Bösperder Grundschule. Denn der Tummelplatz für Elterntaxis ist mittlerweile der Schützenplatz; von dort führt der Weg von vielen Eltern nun direkt über die Außenflächen des Treffs.
Einjährige Verzögerung
„Wir freuen uns drauf, dass wir die Räume bald alle nutzen können“, sagt Jasmin Nicolay. Wie anstrengend die Zeit bisweilen gewesen ist, macht auch der Bauablauf klar. Während der Jugendtrakt saniert wurde, zog das Team mitsamt Besuchern in den Kindertrakt – und andersrum. „Das hat sicher auch dazu geführt, dass wir die einen oder anderen Jugendlichen verloren haben“, sagt Sven Haja, bei der Stadt für Kinder- und Jugendförderung zuständig. Klar, nicht jeder 16-Jährige hat große Lust auf gemeinsames Programm mit Zehnjährigen. Noch dazu hat auch der Bauzaun regelmäßig für Fragen bei Eltern gesorgt, ob der Treff überhaupt geöffnet sei.
Dass sich die Fertigstellung am Ende um gut ein Jahr verschoben hat, passt dabei fast schon ins Bild. Firmen, die kurzfristig durch Hochwasserereignisse anderweitig beschäftigt waren, die Corona-Pandemie mit all ihren Einschränkungen, Ukraine-Krieg und schlussendlich die Insolvenz eines Bauunternehmens. Letztere alleine sorgte für eine solche Verzögerung im Bauplan, dass einige Gewerke gar nicht weiter ausgeführt werden konnten und wochenlang Stillstand herrschte. „Viele Dinge sind während der Bauphase auch erst aufgetaucht“, erklärt Architekt Julius Schulte. Die kurzfristig nicht mit auf die Liste zu setzen, hätte für weitere Hürden im Ablauf gesorgt. Vandalismusschäden machten zwischenzeitlich gar eine Baustellenüberwachung nötig.
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Eine Mehrzweckhalle für alle
Ein Überbleibsel der vergangenen drei Jahrzehnte haben sich Nina Schreiber und Jasmin Nicolay derweil eingerahmt. „Umbau Treff Bösperde 2021-2024“ steht dort geschrieben – zusammen mit Namen von Unterstützern. Im Mittelpunkt ein etwa zwei Zentimeter dickes Stück der Außenwand. Doch es ist ein Stück der etwas anderen Art. Denn wie bei den Ringen eines Baumes lassen sich die einzelnen Farbschichten abzählen. Rund 100 stapelten sich letztendlich auf dem Putz der Außenwand. Dass der noch gehalten ist, ist auch für Architekt Julius Schulte eine Überraschung. Denn die dutzenden Farbschichten haben grundsätzlich Auswirkungen auf die Bausubstanz. „Die Feuchtigkeit kann nicht mehr raus“, erklärt er. Normalerweise würde die nämlich über Innenputz, Mauerwerk und Außenputz mit der Zeit nach außen dringen. „Die Sprayfarbe hat die Außenwand komplett versiegelt.“ Um dieses Problem auf der frisch gestrichenen Außenwand zu vermeiden, gibt es künftig drei größere Leinwände im hinteren Bereich des Treffs. Die ersten Graffiti-Künstler haben sich auf denen bereits ausgetobt. Bei Bedarf wird die fest installierte Leinwand wieder überstrichen – und der nächste Künstler kann sich versuchen.
Die Mehrzweckhalle wird – so viel zeichnet sich jetzt bereits ab – in jedem Fall zu einem beliebten Anlaufpunkt für die Bösperder. Denn die ist keinesfalls ausschließlich für regnerische Tage als Ausweichmöglichkeit vorgesehen, sondern ebenso als Veranstaltungsfläche. „Bis November dieses Jahres haben wir schon einige Buchungen bekommen. Es sind nur noch wenige Termine frei“, sagt Nina Schreiber. Einzige Einschränkung: Mannschaftssport wird in der Mehrzweckhalle nicht möglich sein.