Lendringsen. Die Serien-Brandstifterin ist zu Haft verurteilt, doch aufatmen können die Lendringser offenbar nicht. Es gibt einen neuen Fall.

An einem Gartenzaun Oberm Rohlande in Lendringsen ist am Mittwochabend ein Feuer gelegt worden. Nachbarn entdeckten den Brand frühzeitig und verständigten die Eigentümer. Die löschten das kleine Feuer mit einer Gießkanne, die sie mehrfach aus der Regentonne befüllten. Als die um 17.29 Uhr alarmierte Feuerwehr eintraf, gab es für die Einsatzkräfte nicht mehr viel zu tun, erklärte deren Pressesprecher Stefan Deitel auf Anfrage der WP. Gemeldet worden sei der Wehr der Brand eines Wohnmobils. Das aber stand, wie Polizeisprecher Christof Hüls erklärte, mehrere Meter von dem Zaun entfernt und blieb unbeschädigt. Brandbeschleuniger sei bei der Untersuchung des Tatortes nicht entdeckt worden.

Neues Feuer lässt in Lendringsen ungute Erinnerungen aufkommen

Ungeachtet des geringen Sachschadens und des glimpflichen Ausgangs kommt vielen Anliegern in Lendringsen sofort wieder die Serie von Brandstiftungen aus dem Sommer in den Sinn. Damals brannten reihenweise Gartenhütten und Zäune. Dafür ist eine geständige, heute 61-jährige Lendringserin gerade zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Sie hatte mehrfach Brandbeschleuniger benutzt, verpackt in Hundekotbeuteln (die WP berichtete ausführlich).

Verurteilte Frau will nicht für alle Brände verantwortlich sein

Von Anfang an bestritten hat die ansonsten geständige Frau indes, auch für mehrere Fahrzeugbrände verantwortlich zu sein, die im Zuge der Brandserie geschahen. Auch vor Gericht blieb es dabei, weil nichts Gegenteiliges nachgewiesen werden konnte. Dass sie nicht die Verantwortung für alle Feuer aus der Tatphase auf sich nahm, sorgte nur für ein vorsichtiges Aufatmen bei den Bürgerinnen und Bürgern in Lendringsen. Denn falls die Frau nicht gelogen hat, könnte es noch einen unbekannten zweiten Feuerteufel geben.

Die Polizei ermittelt noch, geht aber von anderem Täter aus

Auch die Polizei warnt dringend davor, jetzt automatisch einen Bezug zwischen der gerade verurteilten Frau, die nicht sofort in Haft kam, bis zum Antritt ihrer Gefängnisstrafe aber nicht mehr in Menden wohnt, und dem neuerlichen Feuer herzustellen. Polizeisprecher Hüls: „Das können jetzt ebensogut andere gewesen sein, die den Leute dort einen neuerlichen Schrecken einjagen wollen.“ Der psychiatrische Gutachter hatte vor Gericht eine Pyromanie ausgeschlossen, von einer Wiederholungsgefahr gehe er daher nicht aus.

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Ermittlungen ergebnisoffen: „Da ist wirklich alles denkbar“

Christof Hüls verweist auch auf eine Serie von Brandstiftungen an Altpapiercontainern in der Kreisstadt Lüdenscheid. Auch dort sei eine Frau geständig gewesen, die aber tatsächlich nicht alle Feuer gelegt haben dürfte. „Es gibt bei solchen Delikten wirklich Nachahmungstäter, es gibt sogar das Phänomen, dass Freunde von Brandstiftern irgendwann mitmachen. Da ist so ziemlich alles denkbar.“

Erneute verstärkte Schutzmaßnahmen? Polizei schweigt dazu

Die Kripo untersuche den jüngsten Vorfall an der Straße Oberm Rohlande jedenfalls sehr sorgfältig, verspricht Hüls. Ansonsten bleibe nichts anderes übrig, als wachsam zu bleiben und zu beobachten, ob sich womöglich eine neue Tatserie anbahnt. Dass sich die Anwohner in und um den Bereich Oberm Rohlande beunruhigt zeigen, sei verständlich. Ob dort nun auch wieder verstärkte Schutzmaßnahmen durch mehr Streifen einsetzen wie im Sommer, verrät die Polizei indes nicht.

Im Sommer hatten die Brände in Lendringsen Priorität im MK

Bis zur Festnahme der Brandstifterin im August hatte die Kreispolizeibehörde die Feuer-Serie in Lendringsen mit absoluter Priorität behandelt, wie Mendens Wachen-Chef Andreas Schmutzler damals unmittelbar nach der Festnahme der Täterin berichtete: „Wir haben die große Betroffenheit in der Lendringser Bevölkerung selbstverständlich sehr genau wahrgenommen.“

Viele polizeiliche Maßnahmen laufen verdeckt und im Hintergrund

Und so massiv wie die Bedrohung durch zahlreiche Brandlegungen, bei denen jedes Mal auch Menschen hätten zu Schaden kommen können, so massiv sei auch die Reaktion der Polizei gewesen: „Unsere ganze Polizeifamilie in Menden, im Kreis und darüber hinaus hat enorme Anstrengungen in diese Ermittlung gesteckt, um der Bedrohung der Bevölkerung ein Ende zu bereiten.“ Lendringsen sei für die Polizei in der gesamten Umgebung damals zum Schwerpunkt geworden. Viele Maßnahmen der Ermittler seien allerdings verdeckt und im Hintergrund abgelaufen.