Menden. Eine gefährliche Abwanderung ihrer Feuerwehrleute will die Stadt Menden stoppen. Der Stadtrat sorgt jetzt für attraktivere Bedingungen.

Stell dir vor, es brennt, und keiner geht hin: Stoppen will der Stadtrat bei der Feuerwehr Menden den auch für die Bevölkerung gefährlichen Trend zur Abwanderung. Zuletzt wanderte Personal aus der eigenen Feuerwehr in andere Städte ab, weil es dort mehr zu verdienen gibt und die Rahmenbedingungen besser sind. Um konkurrenzfähig zu bleiben und die Einsatzbereitschaft der eigenen Feuerwehr zu erhalten, haben die Mendener Politiker im Rat jetzt einstimmig attraktivere Besoldungen beschlossen.

Vielfach bessere Bezahlung durch höhere Besoldungsgruppen

Neben der Sofortmaßnahme der besseren Bezahlung zählen dazu auch klarere Laufbahn-Regelungen und mittelfristige Aufstockung auf 102 hauptamtliche Kräfte. Diese Maßnahmen sind jüngst im neuen „Karrierekonzept Feuerwehr“ festgeschrieben worden. In höhere Besoldungsgruppen befördert werden Praxisanleiter, Stellvertretende Teamleiter in Rettungsdienst und Technik, Dienstgruppenleiter, Dienstplaner, Sachbearbeiter und die Stabsstelle Projektmanagement. Zudem können alle Hauptbrandmeister jetzt sogenannte Amtszulagen erhalten.

Auf der hauptamtlichen Feuer- und Rettungswache Menden arbeiten aktuell 83 Menschen. In den ehrenamtlichen Zügen sind es weitaus mehr.
Auf der hauptamtlichen Feuer- und Rettungswache Menden arbeiten aktuell 83 Menschen. In den ehrenamtlichen Zügen sind es weitaus mehr. © WP | Freiwillige Feuerwehr Menden

Bürgermeister: Atmosphäre im Dienst „deutlich verbessert“

Bürgermeister Dr. Roland Schröder lobte vor dem Rat ausdrücklich „die hervorragende Vorgehensweise“ und „ein gutes Ergebnis“, das die Feuerwehr, die Personalabteilung und der Beigeordnete Uwe Siemonsmeier gemeinsam erzielt hätten. Auch die Atmosphäre im Dienst in Menden habe sich nach seinem Eindruck „deutlich verbessert“, erklärte Schröder.

Seit Jahren „keine Nachbesetzung im erforderlichen Umfang“

Zur Begründung für den einstimmig gefassten Beschluss heißt es, die Arbeitsplatzsituation bei Feuerwehren und Rettungsdiensten sei seit Jahren geprägt durch ein deutlich wachsendes Angebot an Stellen in allen Laufbahnen und Tätigkeitsfeldern bei stark abnehmenden Bewerberzahlen. Alarmierend klingt der Satz: „Seit 2020 können freiwerdende Planstellen an der Feuerwache Menden nicht im erforderlichen Umfang nachbesetzt werden.“ Die jetzt gefassten Sofortmaßnahmen seien mithin zur Fortführung des Karrierekonzeptes und die Personallage an der Feuer- und Rettungswache „unabdingbar“.

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Schon im letzten Jahr mehr Stellen, aber es gibt ein höheres Ziel

Allerdings ist in Menden schon im letzten Jahr einiges geschehen, um die eigenen Wehrleute buchstäblich bei der Stange zu halten. So wurden zusätzlich erforderliche feuerwehrtechnische Stellen geschaffen: Im Stellenplan 2023 stehen insgesamt 83 Planstellen, mittelfristig und schrittweise werden die 102 angepeilt. Damit will man dem eigenen Feuerwehrkonzept und dem Brandschutzbedarfsplan des Kreises weiterhin gerecht werden können.

Über die Personalnöte auf der Mendener Wache hat sich auch WP-Zeichner Tommes schon Gedanken gemacht.
Über die Personalnöte auf der Mendener Wache hat sich auch WP-Zeichner Tommes schon Gedanken gemacht. © WP | Thomas Jahn

Niedrig-Besoldungsstufe A8 bei Feuerwehr schon abgeschafft

Ebenfalls im vergangenen Jahr wurden auch bereits alle feuerwehrtechnischen Stellen der Laufbahngruppe 1.2 sind mit der Besoldungsgruppe A9 ausgewiesen – den „Niedriglohn“ A8 gibt es bei der Feuerwehr Menden nicht mehr. Dafür aber mehr Ausbildungsstellen für Brandmeister-Anwärter und klare Funktionsbeschreibungen für alle Stellen in den Dienstgruppen.

24-Stunden-Besetzung soll weiter gestärkt werden

Das Karrierekonzept verfolgt insgesamt eine klarere Trennung zwischen Administrativ- und Einsatzdienst. Hinzukommen soll eine gleichmäßige und durchgängige 24-Stunden-Besetzung sowie ein transparentes Abwesenheitsmanagement. Dafür braucht es allerdings genügend Leute.

Ob Brände, medizinische Notfälle, Hochwasser, Unfälle oder ABC-Einsätze: Wehrleute sind heute vielfach gefordert.
Ob Brände, medizinische Notfälle, Hochwasser, Unfälle oder ABC-Einsätze: Wehrleute sind heute vielfach gefordert. © Menden | Thomas Hagemann

Bereits „sicherheitsrelevante Situationen an Einsatzstellen“

So sieht der Brandschutzbedarfsplan derzeit nur eine Tagesverstärkung im Brandschutz von Montag bis Freitag vor. Dies, so erklärt Feuerwehrdezernent Uwe Siemonsmeier, „führt jedoch zu sicherheitsrelevanten Situationen an Einsatzstellen, zu Schwierigkeiten in der Dienstplanung und - gestaltung sowie zu einem nicht sicher funktionierendem Abwesenheitsmanagement“.

Das ist ein deutliches Signal der Wertschätzung, das den vorhandenen Abwanderungstrend stoppt.
Uwe Siemonsmeier - Beigeordneter und Feuerwehrdezernent

Besserung in Sicht: Drei Aufstiegsbeamte kehrten zurück

Zur Sicherung des Abwesenheitsmanagements, also der erforderlichen Einsatzstärken, hat die Führungsgruppe der Feuerwehr im neuen Karrierekonzept die Aufstockung von Einsatzstellen zur 24-Stunden-Gruppe sowie die Bildung einer zweiten Technische-Hilfe-Besatzung empfohlen. Zusätzlich kann laut Siemonsmeier mit der Wiederkehr von drei Aufstiegsbeamten und einer Initiativbewerbung die Stellenstruktur des gehobenen Dienstes über das Jahr 2025 hinaus ohne weitere Neueinstellungen abgebildet werden.

Dezernent optimistisch: Wertschätzung stoppt Abwanderung

Durch die oben genannten Sofortmaßnahmen werde die Stellenausstattung der Feuerwache Menden zahlenmäßig wie auch qualitativ nach und nach wieder „konkurrenzfähig“, zeigt sich Siemonsmeier optimistisch. Das „deutliche Signal der Wertschätzung“ werde den vorhandenen Abwanderungstrend stoppen, die Stadt Menden werde ausgebildetes Personal gewinnen und auch halten.