Menden. Die Mendener Feuerwehr benötigt dringend mehr Personal. Ein Rettungswagen ist zeitweise nicht einsatzbereit. Wie das Problem gelöst werden soll.

Die Feuerwehr in Menden schlägt Alarm. Die ohnehin schon angespannte Personalsituation bei den hauptamtlichen Kräften habe sich weiter verschärft. Man müsse als Feuerwehr attraktiver werden, bekräftigt Wachleiter Wolfram Semrau in einer Stellungnahme der Feuerwehr. Durch fehlendes Personal komme es im Bereich „der Gefahrenabwehr und Daseinsvorsorge zu erheblichen Störungen“. Ein Gutachter hatte etliche Mängel festgestellt. Der dritte Rettungswagen und die Drehleiter wurden bereits häufiger als „nicht einsatzbereit“ gemeldet.

Feuerwehr erreicht auf der Wache tagsüber die Sollstärke oft nicht

Die Fakten liegen schon länger auf dem Tisch: Oft kann nicht das komplette Personal zu Einsatzstellen ausrücken. „Im Jahr 2019 kam es an 169 Tagen zu Unterschreitungen der Tagstärke und an 85 Tagen zu Unterschreitungen der Nachtstärke“, heißt es in einem zunächst als vertraulich gewerteten Gutachten der Beratungsagentur Lülf für die Feuerwehr. In Zahlen heißt das, dass statt der geplanten 17 Männer und Frauen tagsüber im Schnitt nur 14,5 Dienst schoben. Nachts waren es 11,8 statt 12 geplanter.

Die Gutachter haben ausgemacht, dass zum Stichtag 31. Juli 2021 nur 66,5 Stellen von 68,5 Stellen besetzt waren. Um die Ziele zu erreichen müsste die Stadt aber 79,2 Stellen für Feuerwehr und Rettungskräfte vorsehen – 12,7 mehr als zum Zeitpunkt der Erhebung vorhanden.

Gutachter: Stadt zahlt vergleichsweise zu wenig Geld

Was sich laut Gutachter in der dünnen Stellenbesetzung zeigt: Die Stadt Menden zahle ihren Einsatzkräften im Schnitt zu wenig. Die Gutachter sehen zur „Verbesserung der Dienstherrenattraktivität“ eine „mindestens konkurrenzfähige Besoldungsstruktur“ vor.

Niemand wirft der Stadtverwaltung Tatenlosigkeit vor: Die Stadt hat bereits mehr Auszubildende eingestellt. Stellen werden frühzeitig ausgeschrieben, wenn ein Ruhestand oder ein Weggang absehbar seien. Die Ausrückeordnung wurde angepasst. der Erfolg jedoch hält sich allerdings weiter in Grenzen: „Durch den immer geringer werdenden Personalkörper kommt es selbst bei der vorübergehenden Staffelstärke zu häufigen Unterbesetzungen und damit verbundenen Fahrzeug-/ Funktions-Abmeldungen mit Auswirkungen auf die Alarm- uns Ausrückeordnung“, schreibt Wolfram Semrau in einer aktuellen Stellungnahme.

Wolfram Semrau ist Leiter der Mendener Feuerwache.
Wolfram Semrau ist Leiter der Mendener Feuerwache. © WP | Thomas Hagemann

Drehleiter wird durch Ehrenamtliche ersetzt

„Parallel sollte eine neue Dienstplansoftware den effizienten Einsatz aller Beschäftigten steuern“, erklärt er weiter. „Die Einführung dieser Software verzögert sich, da eindeutige arbeits- und tarifrechtliche Vorgaben, aber auch Abstimmungen bis hin zu einer Dienstvereinbarung fehlen.“ Führungskräfte müssen zudem oft praktisch mitarbeiten.

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Was heißt es praktisch, wenn die Drehleiter nicht einsatzbereit ist? „Die Drehleiter wird dann ehrenamtlich besetzt“, sagt Wolfram Semrau im WP-Gespräch. Er versichert: „Da sind Kameraden drauf, die eine entsprechende Ausbildung haben.“ Der dritte Rettungswagen, der tagsüber im Einsatz ist, könne dann tatsächlich nicht ausrücken, wenn es gleichzeitig zu einem dritten Notfall komme. „Wir kompensieren das, indem sofort bei einem Notfall das Löschfahrzeug für die Erstversorgung ausrückt.“ Die Besatzung sei entsprechend qualifiziert und könne sofort helfen, bis ein Rettungswagen aus Nachbarstädten vor Ort ist. „Diese Situation kommt leider kreisweit und landesweit immer wieder vor.“

„Wie im Gutachten beschrieben, wird deutlich mehr Personal benötigt.“ sagt Semrau, der sich aber auch zuversichtlich zeigt, das Problem lösen zu können. Er setze auf eine Attraktivitätsverbesserung – auch durch zuverlässige Dienstpläne: „Alle Städte suchen Feuerwehrbeamte. Dadurch hat sich eine gewisse Konkurrenzsituation entwickelt.“