Menden. Die Personalmangel bei der Feuerwehr Menden ist laut Personalrat weiter enorm. Zeitweilig seien zwei Einsatzkräfte auf der Wache gewesen.

Die Feuerwehr-Hauptwache Menden war zuletzt zeitweilig nur noch mit zweien statt mit nominell elf Einsatzkräften besetzt. Das sagt der Personalrat der Stadt. Um den offenkundigen Fachkräftemangel auf der Wache Am Ziegelbrand zu verbessern, gehen die Arbeitnehmervertreter der Stadtverwaltung jetzt in die Offensive – auf allen Seiten: Zum einen haben sie nach eigenen Angaben im Rathaus die Dienstvereinbarung zum Rettungsdienst mit der Stadt gekündigt, vor allem, um die rechtliche Lage klären zu lassen. Zum anderen haben sie den aktuellen Wunsch zweier Mendener Feuerwehrbeamter nach einem Wechsel in eine andere Stadt verneint, was für einen Personalrat eher ungewöhnlich ist.

Ungewöhnlich: Personalrat will abwanderungswillige Beamte nicht gehen lassen

Aber: „Nach unserer Auffassung ist die Lage auf unserer eigenen Wache so, dass die beiden erst gehen können, wenn wir dort nicht mehr dermaßen unter Wasser fahren“, sagen der Vorsitzende Rainer Heidenreich und die freigestellten Personalräte Rainer Zenker und Gaby Garlipp im Gespräch mit der WP. Dem Personalrat gehe es dabei auch um den Gesundheitsschutz für die Kräfte, die noch an Bord sind und viel zu viel aufzufangen haben. Das hätten die Beschäftigten dem Personalrat schon auf einer Teil-Mitarbeiterversammlung Mitte September „mehr als deutlich“ gemacht.

Personelle Unterdeckung, wo es um Leben und Tod gehen kann

Kritik an Gutachten

Erst nach dem Lülf-Gutachten, das der Stadtverwaltung die Unterbesetzung ihrer Haupt- und Rettungswache anzeigte, hätten Verwaltungsspitze und Politik auf die Zustände reagiert, kritisiert der Personalrat.

Dabei habe man selbst schon lange vorher die fehlenden elf Stellen errechnet: „Wir haben einfach die Zahl der geleisteten Überstunden genommen. Dabei kam dann dasselbe raus wie bei dem Gutachten, das zehntausende Euro gekostet habe, sagt der Personalrats-Vorsitzende Rolf Heidenreich.

Unsere Zeitung hat im Personalratsbüro am Westwall nachgehakt, nachdem dessen aktueller Tätigkeitsbericht an alle etwa 900 Bediensteten der Stadtverwaltung gegangen ist. Dieser Bericht hat es in sich. Heidenreich, Zenker und Garlipp bekräftigen im Gespräch alle aufgeführten Kritikpunkte. Sie betreffen nicht nur die offenkundige Unterdeckung ausgerechnet in einem Bereich, in dem es im Zweifel um Sekunden zwischen Leben und Tod gehen kann. Sondern auch den Vorwurf, dass der Personalrat bei wichtigen Entscheidungen zu diesem wie auch zu anderen Themen rechtswidrig außen vor gehalten werde. So habe im September ein „Runder Tisch“ zwischen Feuerwehr, Verwaltung und Politik stattgefunden – der Personalrat habe davon aus der WP erfahren. Das sei „befremdlich“.

Arbeitnehmervertreter: Stimmung im Rathaus so schlecht wie selten

Die Stimmung in der Belegschaft im Rathaus sei „so schlecht wie seit langem nicht“, und das machen die Arbeitnehmervertreter auch am Wechsel der Zuständigkeit für Feuerwehr und Personalangelegenheiten fest. Die ist vor kurzem, wie berichtet, von Bürgermeister Dr. Roland Schröder an den Beigeordneten Uwe Siemonsmeier gegangen. Siemonsmeier habe zwar seit seiner zunächst kommissarischen Übernahme „einiges bewegt“. So hatte die WP bereits über mehr eingestellte Auszubildende berichtet, über frühzeitig ausgeschriebene Stellen, wenn Ruhestand oder Weggang absehbar sind, auch die Ausrückeordnung wurde angepasst. Schließlich segnete die Politik auch ein Zukunftsmodell für die Feuerwehr Menden ab, das die Arbeit auf der Wache auch durch eine verbesserte Tarifstruktur und klare Karriere-Modelle attraktiver machen soll (WP berichtete).

Kritik an Siemonsmeier: „Diese Ausgrenzung gab es bei Schröder nicht“

Doch für den Personalrat trifft das alles nicht den Kern des akuten Personalproblems, das weiter ungelöst sei. Heidenreich: „Und den nur als Ausgrenzung zu bezeichnenden Umgang mit der Arbeitnehmerseite hat es vonseiten des Bürgermeisters zuvor nicht gegeben.“