Menden/Märkischer Kreis. Wer hinter dem Angriff auf die Südwestfalen IT steckt und wohin Privatpersonen gehen können, um ihr Kfz anzumelden, steht nun fest.

Rund einen Monat nach dem Hackerangriff auf den kommunalen Dienstleisters „Südwestfalen-IT“ gibt es Neuigkeiten in Sachen Sicherheit: „ein „signifikanter Datenabfluss“ hat nicht stattgefunden. Das sagte Jörg Kowalke, stellvertretender Geschäftsführer von „Südwestfalen-IT“, jetzt im Kreisausschuss über den aktuellen Stand zum Hackerangriff.

Nach dem Cyberangriff stärken die IT-Experten vor Ort sukzessive die Handlungsfähigkeit der Kreisverwaltung, heißt es nun vonseiten des Märkischen Kreises. Nach und nach seien wieder mehr Dienstleistungen möglich, zum Beispiel in Bezug auf Führerscheine und Fahrerlaubnisse. In allen südwestfälischen Kreisen und damit auch beim Märkischen Kreis gibt es aber weiterhin erhebliche Einschränkungen in verschiedenen Bereichen. Der Kreis arbeite intensiv daran, alternative Lösungen zu schaffen.

Schnell Strafanzeige gestellt

Im Kreisausschuss brachte der Jörg Kowalke die Politiker auf den aktuellen Stand. Was war passiert? In der Nacht vom 30. Oktober war der Angriff in der Kreisleitstelle Siegen-Wittgenstein aufgefallen. Sie fand verschlüsselte Daten auf Servern, die auf einen unautorisierten, externen Zugriff deuteten. Kowalke berichtete, dass die SIT umgehend reagiert und noch in der Nacht entschieden habe, die Server-Infrastruktur komplett herunterzufahren. Schnell sei auch Strafanzeige gestellt worden. Die Ermittlungen übernahmen in der Folge die bei der Staatsanwaltschaft Köln angesiedelte Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime (ZAC NRW) sowie das Polizeipräsidium Dortmund.

Kowalke bestätigte Ermittlungen, wonach eine erst seit März dieses Jahres und bislang vorwiegend im englischsprachigen Raum aktive Hackergruppe mit dem Namen „Akira“ hinter dem Angriff stecke. Es habe zum Glück keinen „signifikanten Datenabfluss“ gegeben. Die SIT arbeite mit Hochdruck an der Wiederaufnahme von Systemen und Verfahren, die die Handlungsfähigkeit der Kreis- und Kommunalverwaltungen stärken. Dazu habe man mit der Regio-IT und IT-NRW professionelle Unterstützung zur „Abarbeitung der Krise“ gewonnen. Ziel sei es, so schnell wie möglich wieder die Arbeit mit Systemen und Fachverfahren zu ermöglichen. Oberste Priorität habe dabei das Zulassungs- und Fahrerlaubniswesen. Auch an den Sicherheitsstandards werde selbstverständlich akribisch gearbeitet.

Zulassungen für Privatpersonen

Hierzu hat der Märkische Kreis Kooperationen ins Leben gerufen. Für heimische Kfz-Händler und Zulassungsdienste, für kritische Infrastruktur wie Rettungsdienste, Krankentransporte, das Technische Hilfswerk oder Pflegedienste sowie für Speditionen, Bus- und Lkw-Unternehmen oder Taxifirmen hat der Märkische Kreis eine Vereinbarung mit der Stadt Dortmund getroffen. Ebenso gibt es bereits eine Kooperation mit dem Kreis Unna. Dort sollen sich vorerst keine Privatpersonen aus dem Märkischen Kreis einfinden, sondern ausschließlich Händler, Zulassungsstellen und die kritische Infrastruktur.

Nun kommen zwei weitere dazu – mit dem Kreis Mettmann und dem Ennepe-Ruhr-Kreis. Ab sofort können auch dort in Teilen Kfz-Zulassungen für den Märkischen Kreis erfolgen. In beiden Fällen erfolgt die Zulassung allerdings behelfsmäßig und mit den auswärtigen Fahrzeugkennzeichen ME und EN. Während mit dem Kreis Mettmann die Kapazitäten für die Händler und Zulassungsdienste erweitert werden konnten, haben Privatpersonen die Möglichkeit, telefonisch unter der Rufnummer 02302/2024211 einen Termin in der Zulassungsstelle in Witten zu vereinbaren.

Die praktische Vorgehensweise für die Fahrzeugzulassung sieht wie folgt aus: Die Kreise stellen dem MK mehrere Arbeitsplätze zur Verfügung, an denen die Zulassungen bearbeitet werden. Die Unterlagen von Händlern und Dienstleistern können an den Standorten der Bürgerbüros in Iserlohn (Griesenbraucker Straße 6, 58640 Iserlohn) und Lüdenscheid (Heedfelder Straße 45, 58509 Lüdenscheid) abgegeben werden. Bei der Abgabe werden bereits Kennzeichen mitgeteilt und müssen geprägt werden.

Die Bearbeitung erfolgt dann in Dortmund, Unna oder Mettmann. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kreises informieren die Händler und Dienstleister, sobald die Kfz-Zulassung erfolgt ist. Abholung der Unterlagen und die Bezahlung erfolgen je nach Bearbeitungsort in Dortmund oder wieder in den Bürgerbüros.

Direkt nach Witten fahren

Privatpersonen müssen direkt nach Witten fahren und die Formalitäten dort abwickeln. Allerdings sind hier eine vorherige telefonische Kontaktaufnahme unter der Rufnummer 02302/2024211 und eine Terminvereinbarung zwingend erforderlich. Zulassungen auf MK-Kennzeichen sind weiterhin nicht möglich. Die Fahrzeuge, die mit den Kennzeichen aus den Partnerkommunen zugelassen wurden, können diese Kennzeichen behalten. Eine Umschreibung auf MK-Kennzeichen ist nicht erforderlich.

Aufgrund des Hackerangriffs wird in den kommenden Wochen weiterhin nur ein Notbetrieb machbar sein. Nicht alle Belange können demnach erfüllt werden.

Weiterhin Verständnis nötig

Aber egal wo Bürger und Händler sich helfen lassen: Alle Beteiligten könnten für den Märkischen Kreis immer nur einen Bruchteil der üblichen Mengen bearbeiten, bittet MK-Presseprecher Alexander Bange um Verständnis. Denn die Helfer in der Not müssten zugleich die eigenen Einwohner versorgen.