Menden/Balve/Fröndenberg. Der lahmgelegte EDV-Dienstleister der Städte Menden und Balve fährt Teile des Systems wieder hoch. Sozialleistungen werden ausbezahlt.

Nachdem unbekannte Hacker am 30. Oktober den Internet-Dienstleister von 72 Städten und Kreisen in Südwestfalen attackiert und damit zahllose Rat- und Kreishäuser lahmgelegt haben - darunter auch die Städte Menden, Balve und Fröndenberg, sollen erste wesentliche Teile der Südwestfalen-IT (SIT) wieder hochgefahren werden - unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen. Das sei nur möglich, weil die SIT durch sofortiges Abschalten ein Übergreifen der Schadsoftware auf Bereiche außerhalb des Kernsystems und damit auch auf die Systeme der Kreise und Kommunen verhindert und das Schadensausmaß effektiv begrenzt hätten, erklärt der Dienstleister.

Attackiertes Kernsystem wird neu aufgebaut - Offenbar kein Datenklau

Das attackierte Kernsystem werde wieder aufgebaut, und Systeme, die nicht nachweislich betroffen sind, sollen „unter permanenter und lückenloser Überwachung“ wieder in Betrieb gehen. Wichtig für alle Bürgerinnen und Bürger: „Die Spezialisten konnten keine Hinweise darauf finden, dass Daten abgeflossen sind“, erklärt die Südwestfalen-IT. Die Befürchtung war bekanntlich, dass sensible Daten etwa über Sozialleistungen, Heimkinder oder andere hoch geschützte Informationen mit dem Cyberangriff in die Hände der Täter gelangt sein könnten. Das ist aber offenbar nicht der Fall.

Die Spezialisten konnten keine Hinweise darauf finden, dass Daten abgeflossen sind.
Theo Melcher, Verbandsvorsteher der SIT

Städte-Dienstleister: Zeitplan für die nächsten Schritte steht

„Unser Ziel ist es, unsere Kommunen und Kreise schnellstmöglich wieder handlungsfähig zu machen, damit sie ihre öffentlichen Dienstleistungen für die Bürgerinnen und Bürger zügig wieder erbringen können“, erklärt Theo Melcher, Verbandsvorsteher der SIT. Um die wichtigsten Leistungen wieder bereitstellen zu können, werde der betroffene Teil des Rechenzentrums komplett neu aufgebaut. Darüber hinaus könne man jetzt einen Zeitplan für die nächsten Schritte vorlegen.

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Notbetrieb für Ausweise, Kfz und Sozialhilfe ab Mitte Dezember

Der Fahrplan sieht vor, dass erste wesentliche Dienstleistungen ab Mitte Dezember in einem Notbetrieb zur Verfügung gestellt werden. Wieder möglich werden das Ausstellen von Ausweisen, Pässen und Führerscheinen, das Anmelden von Geburten, Todesfällen und Hochzeiten, die Auszahlung von aktuell berechneten Sozialhilfeleistungen und Wohngeld, die Kfz-Zulassung sowie Dienste der Ausländerbehörden.

Für Kfz und Auszahlungen sind Behelfslösungen schon in Betrieb

Wann welche Funktionen im Notbetrieb bereitgestellt werden können, will die SIT jeweils zeitnah mitteilen. Parallel dazu hat die SIT in enger Abstimmung mit dem Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung (MHKBD) NRW sowie weiteren Behörden für viele Bereiche Behelfslösungen etabliert. So können aktuell Kfz-Anmelder aus Menden und Balve, wie berichtet, Fahrzeuge bei der Stadt Dortmund oder beim Kreis Unna anmelden. Die Auszahlung von Sozialleistungen soll – auf Basis des Datenstandes von Oktober – ebenfalls gewährleistet sein.

Dank an helfende Behörden aus nicht betroffenen Gebieten

„Wir möchten an dieser Stelle allen Ansprechpartnerinnen und -partnern in den Behörden danken, die mit uns gemeinsam pragmatische Lösungen für diese Ausnahmesituation erarbeitet haben und dies auch weiterhin tun“, sagt Melcher. Um den großen Anforderungen eines möglichst raschen Wiederaufbaus gerecht werden zu können, habe die SIT ein Hilfsangebot der regio iT Aachen angenommen. Die regio iT Aachen wird die Arbeit der SIT in den nächsten Monaten mit Personal, Technik und Know-how unterstützen.