Menden. Endgültiger Schlussstrich unter die Planung der A46/B/n: Das fordern jetzt fünf der neun Fraktionen im Mendener Stadtrat.
Fünf Mendener Ratsfraktionen wollen die aktuelle A46-Planung für das Stadtgebiet endgültig kippen: Laut dem Antrag von Grünen, SPD, „Menden innovativ“, „Umwelt und Soziales“ und der Linken soll der Stadtrat seine bisherigen Beschlüsse zur A46 mit einer neuen B7 durch Menden für hinfällig erklären. Für das faktische Aus der „46sieben“ genannten Planung hätten schon die Nachbarstädte Arnsberg, Ense und Wickede gesorgt: Denn sie haben bereits grundsätzlich Nein gesagt, und das solle Menden jetzt auch tun. Zudem soll der Stadtrat alle zuständigen Ministerien und Behörden dazu auffordern, jede weitere Arbeit an der „seit 50 Jahren ergebnislosen Planung“ einzustellen.
Nein der Nachbarstädte Arnsberg, Wickede, Ense und Fröndenberg
So greifen die Mendener Fraktionen eine Begründung der Stadt Arnsberg auf, laut der schon die Herabstufung der ursprünglichen Autobahn zur Bundesstraße zeige, dass es keine konfliktfreie Linie für die Straße durch Menden geben werde. Und: Das Projekt würde die Region nicht entlasten. Vielmehr zeige die parallele Planung eines Lückenschlusses zwischen der A2 und A445, dass es in Wahrheit um die großräumige Umfahrung der Autobahnkreuze Dortmund/Unna, Westhofener- und Kamener Kreuz für den Transitverkehr geht. Der aber ziehe nur viel zusätzlichen Verkehr in die eigene Region, während die Vorteile vor Ort bescheiden blieben: „Mit Fahrzeitverkürzungen kann lediglich für Ziele im Südwesten gerechnet werden.“
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Ense: 700 Millionen Euro für vorhandene Straßen und die Schiene ausgeben
Die Gemeinde Ense hat ihr Nein vor allem mit der Belastung für Bürgerinnen und Bürger, für Natur und Landschaft begründet. Das ökologisch wertvolle Ruhrtal mit seinen Schutzgebieten würde durchkreuzt, es gebe mehr Verkehrslärm und schädliche Eingriffe für viele Tier- und Pflanzenarten. Das A46-Geld, so die Enser, sollte besser in bestehende Straßen und den Schienenverkehr gesteckt werden. Inzwischen gehe man von Baukosten in Höhe von 700 Millionen Euro aus.
Wickede: Lückenschluss wäre nur umweltschädliche Großraum-Umleitung
Nur mit Tunnel: Die aktuelle Beschlusslage
Derzeit gilt für Menden der Ratsbeschluss aus 2017. Damals hatte der Stadtrat festgestellt, dass Menden die 46/sieben-Lösung ablehnt, solange die neue Bundesstraße B7n nicht durch Tunnel geführt werde. Der Beschluss ging auf die CDU zurück, die weitere Bedingungen stellte, etwa den Tunnel vom Haunsberg bis Spitthof. Der zügige Durchbau bis Wickede-Wimbern müsse gesichert sein, ein Tunnel ab Spitthof bis zum Windrad in Oesbern geprüft werden. Gefordert sei auch die Kostenberechnung mit Tunnel. Für jeden Teilabschnitt soll es gesonderte Kosten-Nutzen-Rechnung geben. Und: Sollte es bei 46/sieben bleiben, soll Menden alle rechtlichen Wege gehen, um den A46-Weiterbau ohne Tunnel unter der Hönne zu verhindern.
Auch für das Nein der Gemeinde Wickede war die Vorhersage entscheidend, dass der A46/B7-Lückenschluss eine erhebliche Rolle als Ausweich- und Entlastungsstrecke zwischen Soest und Hagen spielen solle. Die Wirkung einer Autobahn oder dreispurigen Bundesstraße auf die Landschaft und die Emissionen im Raum Menden/Wickede sei zudem „zu nachteilig“. Die fünf der insgesamt neun Mendener Ratsfraktionen weisen in ihrem Antrag darauf hin, dass auch die Stadt Fröndenberg eine Trassenführung im nördlichen Bereich des Untersuchungsraums inzwischen abgelehnt hat (die WP berichtete).
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Köhler (Grüne) setzt darauf, dass Beschlüsse betroffener Städte ausschlaggebend sind
Nehme man die kommunalen Beschlüsse ernst, dann sei jetzt nur noch ein Bau der A 46 von Hemer bis Menden möglich. „Und wir gehen davon aus, dass es eine gewichtige Rolle spielt, was die betroffenen Städte sagen“, sagte Grünen-Fraktionssprecher Peter Köhler der WP.
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Kritik an „Zerschneidung und Zerstörung“ des Wald-und Erholungsgebietes
Die Autobahn werde sonst in Menden an B 7 oder B 515n enden mit – prognostizierten 33.000 Fahrzeugen täglich. Hinzu komme die Sogwirkung der Autobahnauffahrt, die auch auf vorgelagerten Straßen zu mehr Verkehr führen werde. Es gäbe die „Zerschneidung und großflächigen Zerstörung des Wald- und Naherholungsgebietes zwischen Hemer und Menden“. Die renaturierten Oeseteiche würden geschädigt, der Haunsberg zerschnitten.
Neue Ideen für 18.000 Pendler in Iserlohn, Menden und Hemer gefragt
Das jetzt geforderte Nein aus Menden soll auch ein gemeinsames Vorgehen mit Arnsberg, Ense, Wickede und Fröndenberg ermöglichen. Zudem sei der Weg dann frei für neue Ideen zu einem regionalen Verkehrskonzept ohne Autobahn, das auf Verringerung, Verlagerung und andere Verkehrsträger setzt.
Dafür gebe es mit 18.000 Pendlern allein zwischen Iserlohn, Hemer und Menden großes Potenzial. Hier gelte es preiswerte, schnelle und komfortable Alternativen zu schaffen. Besonders zu beachten seien dabei hochbelastete Straßen wie der Bräukerweg.