Märkischer Kreis. Die Märkische Verkehrsgesellschaft bastelt am ÖPNV der Zukunft. Welche Rolle künstliche Intelligenz und Elektromobilität dabei spielen.

Wie soll der ÖPNV der Zukunft aussehen? Mit dieser Frage beschäftigt sich die Märkische Verkehrsgesellschaft (MVG) seit Monaten. Welche Rolle künstliche Intelligenz und Elektromobilität dabei spielen.

Die Herausforderungen

„Wir sind die mit den großen rot-weißen Bussen“, witzelt MVG-Geschäftsführer Stefan Janning. Im Mobilitätsausschuss erklärt er, was sein Unternehmen bereits heute macht, um die Verkehrswende im Märkischen Kreis zu bewältigen. Eines ist dabei deutlich: den Königsweg gibt’s nicht. Seit 1975 ist der Verkehrsverbund für den ÖPNV in großen Teilen des Märkischen Kreises verantwortlich. Über den Märkischen Kreis wird ein Teil des Angebots auch aus dem Mendener Haushalt mitgetragen; ausgenommen sind Städte wie Balve, Neuenrade oder Halver.

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Ein großes Problem sieht der MVG-Chef unter anderem im Deutschland-Ticket. Was den ÖPNV eigentlich für Bürgerinnen und Bürger deutlich attraktiver machen und für Kundenbindung sorgen soll, stelle die Verkehrsbetriebe vor erhebliche logistische Herausforderungen. „Es ist sehr beliebt, aber Tickets müssen teilweise per Hand ausgegeben werden“, so Janning. Oftmals fragen Kunden in Bussen oder den Geschäftsstellen der MVG nach, weil ihnen die Organisation mittels Smartphone bisweilen zu kompliziert ist. „Wir müssen da aufpassen, ob wir alles wegdigitalisieren wollen.“ Eine Karte im Portemonnaie und der Hand zu haben, ist noch immer wichtig. Hinzu komme die allgemeine Kostensteigerung in Folge von Ukraine-Krieg und Inflation und sinkende Budgets aus den kommunalen Haushalten. „Das passt nicht zur Verkehrswende“, macht Stefan Janning deutlich. Die MVG kämpfe daher vor allem darum, das bisherige Angebot aufrecht erhalten zu können. Denn: Ein Kernauftrag der MVG ist die Daseinsvorsorge.

Die Pilotprojekte

Um sich auf neue Anforderungen an den ÖPNV konzentrieren zu können, „müssen wir das Verhalten der Bürger mit einbeziehen“. Grundlage dafür soll in Zukunft eine Mobilitätsdatenbank bilden. Mittels App können Menschen im Märkischen Kreis mitmachen und ihre Bewegungsmuster hochladen – natürlich vollständig anonymisiert. Das soll helfen, Angebotslücken oder neue Routen umsetzen zu können. „Wir müssen möglichst viele Menschen erreichen. Das hat nicht nur wirtschaftliche Gründe, sondern ist auch gut fürs Klima“, erklärt Stefan Janning.

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Doch dabei bleibt es nicht. Kreisweit laufen bereits Pilotprojekte, um den ÖPNV der Zukunft zu gestalten. Mit dabei sind auch die Stadtwerke Menden. So etwa beim On-Demand-Kalkulator. Zunächst geben Fahrgäste dabei ihre Wünsche ein. Gibt es beispielsweise eine Gruppe, die jeden Donnerstag von Lendringsen nach Menden fahren möchte, könne auf dieses Verhalten eingegangen werden. Ein Fahrzeug würde so donnerstags immer an einem entsprechend markanten Punkt warten. „Wir wollen herausfinden, wie viel Fahrzeug wir für was und wann brauchen.“ Die künstliche Intelligenz versucht anhand der Fahrwünsche dann Muster abzuleiten.

Doch bei den Pilotprojekten läuft längst nicht alles reibungslos. Der „a-Bus“ in Iserlohn war demnach eher ein Reinfall. Das Mini-Shuttle soll – in weiter Zukunft – Menschen autonom von A nach B bringen. Da das in Deutschland allerdings gesetzlich noch nicht zulässt ist, musste ein Mitarbeiter in der Testphase immer am Steuer sein. Die „Luxus-Modelleisenbahn“ habe die MVG allerdings enttäuscht. Zu oft musste ein MVG-Mitarbeiter eingreifen und das Gefährt um Blätter und Äste herumkurven, vor denen der „a-Bus“ sonst stehengeblieben wäre.

E-Busse werden kommen

Was so oder so kommen wird für den Märkischen Kreis, sind jedoch E-Busse. 47 von ihnen sollen bis 2030 im Fuhrpark der MVG sein, weitere 40 in den Flotten der Auftragnehmer, die für die MVG Routen bedienen. Die ersten E-Busse sind bereits bestellt. 2025 und 2026 rechnet der MVG-Chef mit den ersten 25 Fahrzeugen. Kostenpunkt je E-Bus: rund 500.000 Euro. Noch gebe es laut Janning Förderungen auf Bundesebene für die Verkehrsbetriebe; doch das könne sich schnell ändern.

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Ein Projekt, das besonders den Mendener Ratsfraktionen am Herzen liegt, dürfte vor allem das Gewerbegebiet Hämmer sein. „Eine Anbindung ans Gewerbegebiet wäre wünschenswert“, sagt Wolfgang Exler (CDU). Dass es so kommt, liegt zumindest im Bereich des Möglichen. „Hämmer begeistert nicht nur, sondern hat auch einen hohen Stellenwert“, betont Stefan Janning.

Die Krux: Im Vergleich zu bestehenden Gewerbegebieten, die für den ÖPNV nur eingeschränkt zu erschließen seien, böte Hämmer deutlich mehr Möglichkeiten. „Man sollte nur keine baulichen Fakten schaffen, die uns später auf die Füße fallen.“ Damit zielt der MVG-Chef vor allem auf ausreichende Wendeflächen für Busse und Co. an.