Menden. Nach zwei Vergiftungen: Die Halter von Katzen und Hunden am Obsthof haben Angst vor Rattengift. Welcher Tierquäler ist da am Werk?
Unter den Haltern von Katzen und Hunden in der Mendener Wohnsiedlung am Obsthof geht seit fünf Wochen die Angst um. Denn zwei Tierkliniken haben Yvonne Wolgast-Rademacher unabhängig voneinander bestätigt, dass ihr Kater „Timi“ ausgelegtes Rattengift gefressen haben muss. Beide Male, vor fünf und vor einer Woche, waren Timis Symptome eindeutig: Er schrie durchgehend vor Schmerzen, seine Körpertemperatur war von 39 auf 35 Grad abgesunken, er litt an Luftnot und erbrach fortlaufend Schleim.
Kosten für die Rettung in der Kleintierklinik lagen bei 1700 Euro
Als „Timi“ vor gut fünf Wochen zum ersten Mal in diesem Zustand zuhause aufkreuzte, brachte sein entsetztes Frauchen den Vierbeiner nach Ahlen in die dortige Kleintierklinik, von denen es im näheren Umkreis Mendens nach mehreren Schließungen keine mehr gibt. In Ahlen wurde „Timi“ als Intensivpatient aufgenommen und behandelt, er wurde geröntgt, mit Ultraschall untersucht, in einen Sauerstoffkasten gelegt und rund um die Uhr überwacht. Am Ende überlebte er die Vergiftung knapp. Die aufwändige Behandlung kostete 1700 Euro, doch Yvonne Wolgast-Rademacher und ihre Familie waren vor allem heilfroh, ihren Freigänger wieder daheim zu haben.
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Zusammenhalt: Tierhaltende Nachbarn jetzt in WhatsApp-Gruppe
Als sie ihren Nachbarn von dem schlimmen Ereignis berichtete, zeigte sich, wie viele Katzen- und Hundehalter es am Obsthof gibt. Flugs wurde eine WhatsApp-Gruppe gegründet, um sich gegenseitig warnen und Vorsichtsmaßnahmen abstimmen zu können. Doch am vergangenen Wochenende erwischte es „Timi“ erneut. „Diesmal mussten wir mit ihm nach Recklinghausen, weil in Ahlen am Wochenende keine Aufnahmen möglich sind“, berichtet Wolgast-Rademacher. „Und diesmal dachte ich endgültig, dass er mir im Auto stirbt.“
Nach der zweiten Vergiftung: „Diesmal dachte ich, er stirbt mir im Auto“
Auch in Recklinghausen unternehmen die Tierärzte alles Erdenkliche, um den Kater zu retten. „Er wäre am Anfang sogar zu schwach gewesen, um das Legen eines Infusionskanals zu überleben.“ Und wieder konnte „Timi“ am Leben gehalten werden, auch diesmal war die Diagnose der Veterinäre angesichts des Krankheitsbildes am Ende klar und eindeutig: Rattengift. Deshalb haben hier jetzt alle Angst um ihre Tiere.“
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Freigänger lassen sich nur schwerlich zur Sicherheit im Haus halten
Zumal Yvonne Wolgast-Rademacher sicher ist: „Timi würde das Gift niemals einfach so ohne einen Köder fressen.“ Deshalb geht davon aus, dass am Obsthof ein unbekannter Tierquäler umgeht. Womöglich habe es der Täter – aus welchen Gründen auch immer – nur auf ihren „Timi“ abgesehen und locke den Kater gezielt mit in Futter verstecktem Gift an. „Wir sind wirklich ratlos“, zumal man einen Freigänger wie den zehnjährigen „Timi“, der als Straßenkater in Südeuropa aufwuchs, jetzt auch nicht einfach wochenlang im Haus halten könne. „Timi“ trägt inzwischen einen GPS-Tracker um den Hals. Dieses Gerät zeichnet die Wege auf, die der Kater auf seinen nächtlichen Streifzügen einschlägt. Die Familie hofft damit entweder herauszufinden, wo der Kater erneut Gift eingenommen haben könnte - oder ihn danach rasch aufzufinden.
Polizei hat im Kreisgebiet immer wieder mit Tierquälerei über Köder zu tun
Für die märkische Kreispolizeibehörde sind solche Tierquälereien „leider immer wieder ein Thema“, sagt ihr Sprecher Christof Hüls. Dabei gehe es um Giftköder ebenso wie um scharfe Gegenstände wie Rasierklingen oder Scherben, die von irgendwelchen Zeitgenossen in Fleischstücke gedrückt würden.
Wer am Obsthof etwas Verdächtiges beobachtet hat, wird daher gebeten, sich auf der Mendener Polizeiwache oder unter deren Rufnummer 02373/90 99 0 zu melden.