Lendringsen. Anwohner beklagt schwunghaften Drogenhandel auf dem Lendringser Platz. Polizei und Ordnungsamt bestätigen das. Was jetzt passieren soll.
Auf dem Lendringser Platz findet offenbar ein schwunghafter Drogenhandel statt. Diese Beobachtung gab ein Anwohner wieder, der sich im Mendener Ratssaal zu Beginn der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Planen und Bauen zu Wort gemeldet hatte. Die Polizei bestätigt auf WP-Anfrage, dass ihr dieses Problem bekannt ist, sowohl der Wache wie auch dem Bezirksbeamten: „In nackten Zahlen drückt sich das zwar noch nicht aus, aber auch wir kennen Meldungen von Anwohnern dort über Betäubungsmittel-Delikte“, erklärte Kreispolizeisprecher Lorenz Schlotmann nach Rückfragen in Menden.
Polizei und Ordnungsamt wollen mehr Präsenz zeigen – und brauchen Hinweise
Die Polizei zeige jetzt verstärkt Präsenz. Um aber Personen mit delinquentem Verhalten auch dingfest machen zu können, brauche es die Mithilfe der Anwohnerinnen und Anwohner: „Ohne aktuelle Hinweise wird es schwierig, weil wir nicht 24 Stunden lang vor Ort sein können.“ Wer etwas Verdächtiges auf dem Lendringser Platz beobachtet, solle sich unter Polizeiruf 110 oder in Menden unter 02373/90 99 0 auf der Wache melden. Dann werde umgehend ermittelt.
Ordnungsamtsleiterin Manuela Schmidt berichtet auf Anfrage, dass auch ihre Behörde nach dem Hinweis des Bürgers Stichproben vorgenommen habe. Die hätten zwar noch kein Ergebnis erbracht, doch bekräftigt sie die Aufforderung der Polizei: „Wir brauchen ganz zeitnah Hinweise, um wirksam eingreifen zu können.“ Auch das Ordnungsamt wolle den Platz im Auge behalten.
Anlieger fürchten: Öffentliches WC würde Drogen-Umschlagplatz verstärken
Die Drogen-Frage kam auf, als sich die Politiker im Bauausschuss mit dem großen Projekt „Lebensader Lendringsen“ befassten. Dazu zählt bekanntlich auch die Umgestaltung des zentralen Platzes in drei großen Bauabschnitten zum „Herzstück“ Lendringsens. Das Anliegen des Anwohners war es nun, dass es auf dem Platz außer der geplanten Behindertentoilette kein zusätzliches öffentliches WC geben solle. Seine Begründung für die Ablehnung der Toilette ließ aufhorchen: „Als unmittelbarer Anwohner des Platzes kenne ich das Tages- und das Nachtleben dort nur zu gut. Bis vor wenigen Jahren hatten wir dort eine öffentliche Toilette, die wurde vor allem für den Drogenhandel genutzt. Zugleich waren die WCs so verschmutzt, dass kein normaler Bürger sie noch benutzen mochte. So etwas brauchen wir jetzt nicht wieder.“
Auf dem Platz werde auch heute noch schwunghaft mit Drogen gedealt. Ein neues öffentliches WC hätte somit alle Chancen, erneut zum Hauptschauplatz für Deals und Konsum zu werden, erklärte der Lendringser weiter. Er spreche da ganz sicher auch für seine Nachbarn. Ein viel besserer, weil einsehbarer Platz für ein öffentliches WC liege seiner Meinung nach an der Treppe neben der Mendener Bank.
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Politik entscheidet: Öffentliche Toilette erst einmal nur eine Option
Der Planungsausschuss entschied schließlich auf Vorschlag von Hubert Schulte (CDU), auf dem Platz erst einmal nur eine barrierefreie Toilette zu installieren, die mit Liege und Lifta ausgestattet sein soll. Zu öffnen wäre sie nur mit einem Euroschlüssel, also nicht für jedermann. Die Möglichkeit, dieses WC später noch um eine öffentliche Toilette zu erweitern, soll allerdings offenbleiben: Die Anschlüsse dafür sollen gelegt werden.
Haltestellen sollen bleiben, wo sie sind
Zudem entschieden die Politiker, dass die beiden Bushaltestellen an der Hauptstraße bleiben sollen, wo sie sind. In der ursprünglichen Planung waren sie zur Verlegung vorgesehen, um den Platz für Veranstaltungen barrierefrei bis auf die Straße erweitern zu können.
Grüne äußern Bedenken: Änderungen am Entwurf können Förderung gefährden
Die Änderung gegenüber dem Grundkonzept sorgte dann für eine rege Debatte: Markus Kisler (Grüne), von Beruf Rechtsanwalt, erklärte: „Wir hatten hier eine tolle Planung, die für Lendringsen alle Zukunftspunkte aufgreift – bis hin zum Regenwassermanagement zur Vorbeugung gegen die Folgen von Starkregen.“ Die künftig viel bessere Aufenthaltsqualität auf dem Lendringser Platz werde für eine Belebung sorgen, die auch dem Lendringser Handel guttun werde, zeigte sich Kisler überzeugt. Das Projekt „Lebensader Lendringsen“ werde den Stadtteil enorm aufwerten, „aber wir müssen das auch durchsetzen!“ Stattdessen hätten sich im Verlauf der Planungsdebatten mittlerweile so viele Änderungen am preisgekrönten Entwurf ergeben, dass man befürchten müsse die Fördergelder zu verlieren.
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„Lebensader“ gewann vor zwei Jahren 10.000-Euro-Preis bei „Zukunft Stadtraum“
Wie berichtet, hatte Lendringsen mit dem Projekt „Lebensader Lendringser Mitte“ vor zwei Jahren im Landeswettbewerb „Zukunft Stadtraum“ 10.000 Euro Preisgeld gewonnen. Ina Scharrenbach (CDU), Landesministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung, überbrachte den Scheck höchstpersönlich. Davon sollte ein Teil der Planungskosten gedeckt werden.
Grüne: „Wir greifen massiv in die Planung ein, für die wir ausgezeichnet wurden“
Markus Kisler begründete seine Befürchtung so: „Wir greifen massiv in eine Planung ein, für die wir ausgezeichnet worden sind. Der Lendringser Platz sollte übergangslos auf die Straße führen, das war ein zentraler und einstimmig beschlossener Punkt. Jetzt sagen wir, dass die Haltestelle vor dem Platz bleiben soll – und damit auch die Stolperkante.“ Und: „Entlang der Hauptstraße sollen jetzt Bäume für Parkplätze entnommen werden. Dabei sollte es mehr Verschattung und ein besseres Mikroklima geben. Was, wenn wir angesichts dieser und anderer Änderungen die Fördergelder nicht mehr behalten dürfen?“
Rathaus soll prüfen, ob die Förderung tatsächlich gefährdet wäre
Auf diesen Einwand Kislers reagierte Hubert Schulte mit einem Auftrag an die Verwaltung: „Wir wollen Auskunft darüber haben, ob wir mit den vorgesehenen Änderungen tatsächlich die Förderung riskieren.“ Baudezernent Jörg Müller konnte darauf spontan keine Antwort geben: „Das war nie Gegenstand unserer Gespräche mit der Bezirksregierung.“
Der mehrheitlich gefasste Beschluss, die Haltestellen nicht zu verlegen, wurde darauf unter dem Vorbehalt gefasst, dass sie „nicht förderschädlich“ ist. Gegen diesen Vorschlag stimmten die Grünen, die UmSo, die MI, die Linke und die USF/UWG. Die CDU, die SPD und die FDP bildeten jedoch die Mehrheit.