Menden. Nach stundenlanger Anspannung Entwarnung in Menden: Auf dem Gelände des Kinderheims liegt kein Blindgänger im Boden. Was es wirklich war.
Aufatmen in Menden: Auf dem Grundstück der Stiftung Evangelische Jugendhilfe liegt kein Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg. Das hat die Sondierung ergeben. Demnach handelt es sich lediglich um Metallschrott. Die größte Evakuierung in Menden seit dem Zweiten Weltkrieg bleibt Tausenden Anwohnern des Gebietes rund um die Droste-Hülshoff-Straße am Papenbusch somit erspart. Bürgermeister Roland Schröder und Ordnungsamtschefin Manuela Schmidt zeigen sich vor Ort hochgradig erleichtert: „Wir waren auf alles vorbereitet und hätten auch eine große Evakuierung professionell durchgezogen“, zeigt sich Schmidt überzeugt.
So aber bleibe nur, all den bereitstehenden Kräften von Polizei und Feuerwehr, Stadtverwaltung und vielen weiteren beteiligten Organisationen für die unbedingte Einsatzbereitschaft zu danken. Erleichtert zeigt sich auch Claudia Schirmer, Vorsitzende der Stiftung Evangelische Jugendhilfe: „Ich kann allen Beteiligten nur danken für eine offene und professionelle Zusammenarbeit.“ Die wegen der möglichen Bomben-Entschärfung ins „Ferienlager“ ausquartierten drei- bis sechsjährigen Schützlinge des Kinderheims dürfen noch am heutigen Freitag wieder in ihr Zuhause an der Hedwig-Dransfeld-Straße zurück. „Tatsächlich hatten viele Kinder schon nach zwei Tagen Heimweh“, schmunzelt Claudia Schirmer. Was anbei auch zeigt, wie wohl sich die Kinder in der Obhut ihres Teams fühlen.
Nachdem die Bomben-Erkundung des Spezialteams am Donnerstagabend (31. August) noch nicht abgeschlossen wurde, ging die Sondierung am Freitagmorgen (1. September), 8 Uhr, weiter. Mit Spannung wurde auf das Ergebnis gewartet. Liegt dort ein Blindgänger aus dem dem Zweiten Weltkrieg im Boden oder nicht? Beim 23. der insgesamt 27 Bohrlöcher auf dem Grundstück der Stiftung Evangelischen Jugendhilfe Menden hatten die Experten schließlich einen Verdacht, trugen den Boden vorsichtig ab. Gegen 9 Uhr stand dann fest: Es ist keine Bombe! Vielmehr handelt es sich wohl um die Überreste eines alten Trägerpfostens.
Hotline der Stadtverwaltung: Freitag seit 7 Uhr besetzt
Noch am Donnerstagabend war die Stimmung bei den städtischen Organisatoren der Räumung auf den Nullpunkt gesunken: Denn am frühen Abend war klar, dass es aufgrund des Verdachts am Bohrloch 23 noch kein endgültiges Ergebnis der Sondierung geben konnte. „Wir werden am heutigen Donnerstag und auch am Freitag alles tun, um die mögliche Evakuierung trotzdem so reibungslos wie möglich ablaufen zu lassen“, erklärte am Abend die Mendener Ordnungsamtsleiterin Manuela Schmidt. Um Fragen der Mendenerinnen und Mendener zu beantworten, lief die Hotline des Ordnungsamtes (02373 903-1234) noch Donnerstag und auch am Freitag ab 7 Uhr heiß. Zusätzlich sollten am Freitag ab 8 Uhr Lautsprecherfahrzeuge durch das betroffene Gebiet fahren und mit Durchsagen die Bevölkerung auf die Verzögerung hinweisen. Auf all das kann jetzt verzichtet werden.
Alle Einsatzkräfte durch den Krisenstab der Stadt informiert
Auch alle Einsatzkräfte, wie berichtet mehr als 500 Feuerwehrleute, Polizeibeamte, Verwaltungsbedienstete, Ärzte, Betreuungspersonal und Übersetzer, seien aus dem Stab für außergewöhnliche Ereignisse (SAE) kurzfristig über die Entwarnung in Kenntnis gesetzt worden. Ursprünglich sollte die Evakuierung des Wohnquartiers nach Feststellung einer Bombe am Freitagmorgen um 8 Uhr beginnen und bis zum Mittag abgeschlossen sein.
Drei große Betreuungsräume waren vorbereitet
Wie berichtet, sollten alle Menschen, die nicht auf der Arbeit oder in der Schule sind und den Tag auch nicht bei Verwandten oder Freunden verbringen können, dann mit Shuttle-Bussen in drei Betreuungsräume gebracht werden: Alle bettlägerigen, zu beatmenden oder anderweitig pflegebedürftigen Personen sollten in Kranken- oder Rettungswagen auf die Wilhelmshöhe gebracht werden, wo ärztliches Personal und geschulte Betreuungskräfte warten. Menschen mit Haustieren wie Hunden oder Katzen (in Boxen) sollen im Jugendraum des Gemeindesportplatzes in Bösperde untergebracht werden. Hierfür war zunächst die Dreifach-Turnhalle in Lendringsen vorgesehen, doch wurde den Anmeldezahlen nach kein so großer Raum gebraucht. Wer keine Gebrechen und auch keine Haustiere hat, sollte auf Wunsch in die Schützenhalle nach Bösperde gefahren werden.
Rathaus bleibt Freitag bis auf Notdienste komplett geschlossen
Die Stadtverwaltung Menden und weitere Außenstellen bleiben am Freitag ungeachtet der Entwarnung geschlossen. Es gibt lediglich Notdienste, da die geplante Anzahl an Mitarbeitenden für die mögliche Evakuierung bereitgehalten werden mussten. Dabei bleibt es jetzt auch, da eine Mobilisierung auf die Schnelle nicht möglich sei: „Unsere Leute haben aber auch im Backoffice genug zu tun“, sagt Bürgermeister Roland Schröder.
Die Kitas Papenbusch und Arndtstraße zu – aber Unterricht an Grundschule
Die Kindertagesstätten Am Papenbusch und Arndtstraße bleiben geschlossen. Anders die Anne-Frank-Grundschule am Papenbusch: Hier war über die Schul-App Unterricht bis 10.45 Uhr angesagt worden.
Der Ablauf des ersten Sondierungstages
Seit dem Donnerstagmorgen ist eine Spezialfirma aus Hamburg auf dem Bomben-Verdachtsgelände an der Droste-Hülshoff-Straße aktiv, um herauszufinden, ob unter dem dortigen Kinderheim eine Bombe liegt oder nicht. Die Arbeiten laufen bereits seit 8 Uhr, der Bagger hat unmittelbar neben der Kinderrutsche 27 Bohrlöcher geschaffen – mit einem Schneckenbohrer. Jetzt steht der zweite von drei nötigen Schritten der Sondierung an. Aus Sicherheitsgründen ist und bleibt die Droste-Hülshoff-Straße teilweise gesperrt.
Kleine Kinder aus dem Heim sind jetzt auf einer Ferienfreizeit
Der Bagger steht dort, wo sonst die drei- bis sechsjährigen Kinder spielen, die in der Obhut der Evangelischen Jugendhilfe Menden sind. Damit diese von den Arbeiten im Garten ihrer Einrichtung nichts mitbekommen, wurden sie bereits gestern auf eine Ferienfreizeit geschickt. Unmittelbar danach rückte am Abend schweres Gerät an.
27 Bohrlöcher zwischen den Gebäuden
Anwesend sind außer der Kampfmittelbergung auch das Ordnungsamt, Polizei und Feuerwehr. Wichtige Leitungen, die im Boden liegen, sind mit Kreide auf dem Rasen markiert.
Im Beisein von Bürgermeister Dr. Roland Schröder werden die letzten Bohrungen vorgenommen. Die 27 Bohrlöcher sind sam Nachmittag o gut wie fertig. Der Schneckenbohrer bahnt sich vorsichtig den Weg in die Tiefe. Wo genau die mögliche Bombe liegt, ist unklar. Abgesucht wird der Bereich zwischen zwei Gebäuden des Kinderheims.
Ergebnisse kommen aus Arnsberg
Nun steht der zweite von drei Sondierungs-Schritten an. Durch die Bohrlöcher, in denen blaue Röhren versenkt werden, führen die Spezialisten Mess-Sonden ein, mit denen die eigentlichen Sondierungen vorgenommen werden. Die Sonden messen spezielle Werte bis in rund acht Metern Tiefe.
Die Ergebnisse werden dann im letzten Schritt von einem Geophysiker bei der Bezirksregierung Arnsberg ausgewertet. Die Information, ob es sich um eine Weltkriegsbombe handelt, kommt also aus Arnsberg. Ob es der Physiker war, der die gefährliche Stelle ausmachte, oder der Sondage-Trupp selbst, ist unklar. Es sieht aber so aus, als sei der Fund an dieser Stelle am Freitag entscheidend für die Frage: Entwarnung oder Evakuierung?
Evakuierung am Freitag wäre die Folge eines Bombenfundes
Nach der Entwarnung am Freitagmorgen ist allen Beteiligten eine Riesen-Erleichterung anzusehen. Bei einem Bombenfund wäre es sofort zur Evakuierung für die Entschärfung und Räumung des Kampfmittels gekommen. Dann wäre der Kampfmittelräumdienst der Bezirksregierung Arnsberg gefordert gewesen, je nach Beschaffenheit des Blindgängers war ein Evakuierungsradius zwischen 250 und 500 Meter geplant. Das hätte bedeutet, dass entweder 1500 oder bis zu 4500 Menschen davon betroffen wären.