Menden. Am Freitag steht größte Räumungsaktion der jüngeren Stadtgeschichte an, falls sich am Donnerstag der Bombenverdacht bestätigt.

Kommt es am Morgen des 1. September zur Evakuierung des Wohnquartiers am Papenbusch wegen einer Weltkriegsbombe, dann steht Menden eine Räumungsaktion bevor, die diese Stadt in Friedenszeiten noch nicht gesehen hat: Mit den dann einzusetzenden Kräften der Stadtverwaltung, der Feuerwehr und der Polizei, mit den Hilfsdiensten, den Übersetzern sowie Betreuerinnen und Betreuern für die Patienten auf der Wilhelmshöhe und ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern kommt Ordnungsamtsleiterin Manuela Schmidt in ihrer Planung auf etwa 500 einsatzbereite Menschen.

Für bettlägerige Menschen wird auf der Wilhelmshöhe vorgesorgt

Sie alle müssen damit rechnen, ab Freitagmorgen 8 Uhr ein dicht besiedeltes Wohnquartier mit mehr als 4000 Menschen komplett zu räumen. Und zwar einschließlich der etwa 100 Betroffenen, die nicht gehfähig sind oder eine ärztliche Versorgung brauchen. Und auch einschließlich der Menschen, die nicht wissen, wohin mit ihren Haustieren. Für alle wäre vorgesorgt (die WP berichtete). Die Stadtwerke Menden, deren Gelände zum Teil im Evakuierungsgebiet liegt, haben Lösungen zur Aufrechterhaltung der Versorgung in Menden gefunden. Die Feuerwehr hält mit riesige, schwere Big Packs als Schutz bereit, falls die Bombe kontrolliert gesprengt werden muss. Das und noch viele mehr ist im Vorfeld bedacht worden.

Entscheidung fällt am Donnerstag bei der Sondierungs-Bohrung

Doch die Entscheidung darüber, ob all das wirklich geschehen muss oder nicht, fällt erst am Donnerstag. Dann rückt der Kampfmittel-Räumdienst der Bezirksregierung Arnsberg an, um die Stelle mit der vermuteten Bombe zu untersuchen. „Sondage“ nennt sich diese Bohrung, und sie kann an der Verdachtsstelle bis zu acht Meter in die Tiefe gehen. „Wir wünschen uns alle, dass die Kampfmittelräumer da unten nichts finden“, sagt Schmidt. Die Chance, dass es glimpflich ausgeht, steht nach Expertenschätzungen bekanntlich bei 70:30.

Ungewissheit: Ordnungsamt lässt Vorwurf der Panikmache nicht gelten

Dann würden ihr zwar einige Bürger sicherlich vorhalten, Land und Leute völlig umsonst verrückt gemacht zu haben. Doch das nehme sie gerne in Kauf: „Wir müssen ja immer den schlimmstmöglichen Fall annehmen und dafür vorsorgen.“ Was im konkreten Fall heißt: Ein großer Sprengkörper muss in kürzester Zeit entschärft und weggeschafft werden, und vorher ist großräumig die Umgebung zu evakuieren. Schmidt: „Sowas schafft man dann nicht mehr in ein paar Stunden, wenn vorher nicht alles bestmöglich vorbereitet ist.“

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Leitender Notarzt des Märkischen Kreises hat auf der Wilhelmshöhe das Sagen

Dazu zählen die Shuttles, die Menschen in eingerichtete Betreuungsräume bringen, weil sie den kommenden Freitag nicht mal eben bei Verwandten oder Bekannten verbringen können. Dazu zählen die Teams, die auf etwa 100 gemeldete bettlägerige oder gehbehinderte Menschen warten. Die werden in voll ausgestatteten Rettungswagen auf die Wilhelmshöhe gebracht, wo der Leitende Notarzt des Märkischen Kreises das Sagen hat. Dazu zählen auch viele Kräfte, die dafür sorgen sollen, dass die Menschen auch wirklich ihre Häuser und Wohnungen in der Gefahrenzone verlassen. Dafür eingesetzt werden Angehörige der Feuerwehr Menden, unterstützt von 80 Einsatzkräften des Kreises. Aber auch Bedienstete aus dem Rathaus, die als Posten an den Sperrbaken während der Entschärfung darauf achten sollen, dass niemand mehr in den geräumten Bereich hineingelangt.

Platz für die Sondagetechnik: Bereits am Mittwoch gelten erste Halteverbote

Bereits am Mittwoch, 30. August, greifen die ersten Einschränkungen. Vorbereitend für die Sondierungsbohrungen werden laut Stadtverwaltung absolute Halteverbote an der Droste-Hülshoff-Straße zwischen Bismarckstraße und Mommsenstraße eingerichtet. Dieses Teilstück wird am Donnerstag etwa ab 8 Uhr voll gesperrt. Nur Anwohnerinnen und Anwohner in diesem Bereich können dann noch ein- und ausfahren, ebenso die Beschäftigten dort ansässiger Unternehmen und Einrichtungen. Die Stadtverwaltung Menden bittet um Verständnis.

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Untersuchung bestimmt auch den Umkreis des Gefahrenbereichs, der zu räumen ist

Kommt dann im Laufe des Donnerstags doch die Hiobsbotschaft eines Bombenfundes, dann greifen bereits am Freitagmorgen alle von Manuela Schmidt angesprochenen Maßnahmen. Die Frage ist nur noch, ob das im Umkreis von 250 oder 500 Metern geschieht. Das wiederum hängt allein von der Größe des gefundenen Sprengkörpers ab – und kann deshalb vor der Sondierung nicht gesagt werden.

Ab 13 Uhr soll planmäßig die Entschärfung beginnen

Der Zeitplan sieht wie folgt aus: Um 7 Uhr am Freitag sind alle Funktionsträger aus dem Rathaus in der Anne-Frank-Grundschule, die an diesem Tag schulfrei hätte. Um 8 Uhr beginnen die Straßensperrungen, von 9 bis 12 Uhr würde das Wohngebiet komplett evakuiert. Dan fährt die Polizei nochmals durch, die Drohneneinheit des KM überfliegt alles noch einmal. Um 13 Uhr soll die Entschärfung des Sprengkörpers beginnen. Erst wenn die Kampfmittelräumer grünes Licht gegeben haben, beginnt die Rückführung der Menschen in ihre Wohnungen. Auch die Sperrungen von Straßen, Plätzen und Wegen werden dann wieder aufgehoben.

Alle Sperrungen und Halteverbote im Fall eines kleinen oder großen Bombenfundes hat die Stadtverwaltung Menden bereits festgelegt und aufgeführt.

+++ Den ausführlichen Bericht zu den Sperrungen finden Sie hier. +++