Menden. Bestätigt sich am 31. August der Bomben-Verdacht in Menden, dann müssen am Morgen darauf bis zu 4300 Menschen ihre Wohnungen verlassen.

Der mutmaßliche Blindgänger im Bereich des Papenbuschs (die WP berichtete) soll am Freitag, 1. September, entschärft oder kontrolliert gesprengt werden – falls in der Verdachtsfläche tatsächlich eine Weltkriegs-Bombe liegt. Das wird erst bei einer Sondierung am Vortag festgestellt. Dennoch müssen laut der Stadt Menden jetzt alle Vorbereitungen getroffen werden.

Vor der Räumung auch umfangreiche Straßensperrungen

Wie die Mendener Ordnungsamtsleiterin Manuela Schmidt am Freitag erklärte, wurde der Stadtverwaltung der 1. September seitens der Bezirksregierung in Arnsberg jetzt zugesichert. Die Ausgangslage ist damit klar: Erweist sich die Verdachtsfläche am Donnerstag, 31. August, bei der Sondierung durch den Kampfmittel-Räumdienst als gefährlich, dann ist die Umgebung zu evakuieren. Je nach Größe des Sprengkörpers betrifft das dann entweder 1100 oder mehr als 4000 Menschen (siehe Grafik) – und entsprechend viele Straßenzüge, die gesperrt werden müssen.

Verlassen der Gefahrenzone ist für alle Bewohner unbedingte Pflicht

Die beiden möglichen Evakuierungszonen: Entweder sind 1100 Menschen betroffen oder mehr als 4000. Es kommt auf die Größe der mutmaßlichen Bombe an.
Die beiden möglichen Evakuierungszonen: Entweder sind 1100 Menschen betroffen oder mehr als 4000. Es kommt auf die Größe der mutmaßlichen Bombe an. © Manuela Nossutta/Funkegrafik NRW | Manuela Nossutta/Funkegrafik NRW

„Das Verlassen der Gefahrenzone ist dann Pflicht“, betont Manuela Schmidt. „Niemand dort darf dann noch in seiner Wohnung bleiben. Das werde streng kontrolliert und notfalls auch durch Einsatzkräfte sichergestellt. Die Stadt richte ihre gesamte Planung jetzt voll auf den 1. September aus. „Entsprechend wird auch die Bevölkerung zeitnah über die Presse, Social Media, einen weiteren Handzettel und weitere Möglichkeiten wie Aushänge in den Hausfluren informiert.“ Wer seine Wohnung am 1. September verlassen muss, kann dann mehrere Betreuungsstellen in der Umgebung aufsuchen. Auf der Grundlage von Erfahrungswerten aus anderen Kommunen rechnet die Stadt dabei mit einem Viertel der insgesamt betroffenen Bevölkerung, weil die anderen auf der Arbeit, in der Schule oder im Urlaub sind.

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Die Betreuungsstellen

Folgende Betreuungsstellen stehen mittlerweile fest: die Wilhelmshöhe, die Sporthalle Bösperde, die Mehrzweckhalle Schwitten sowie zwei Schützenhallen. Da hier noch Details zu klären sind, werden sie erst zu einem späteren Zeitpunkt genannt. Schon jetzt aber bedankt sich Schmidt im Namen der Stadt bei den angesprochenen Vereinen für deren spontane Zusagen.

Damit die Evakuierung, die am frühen Morgen beginnen soll, geordnet ablaufen kann, werde es eine Zuordnung der Menschen zu den einzelnen Betreuungsstellen geben. Zudem soll in den Betreuungsstellen selbst jeweils ausreichend Personal für die Menschen zur Verfügung stehen, versichert die Ordnungsamtschefin. Darunter sollen Kräfte des Märkischen Kreises ebenso sein wie Sozialarbeiter oder auch Erzieherinnen und Erzieher. Beim Bus-Shuttle zu den Betreuungsstellen und zurück werden insgesamt vier Busse eingesetzt, von denen die Anwohner von einem Sammelpunkt im Evakuierungsbereich aufgenommen werden. Dieser Punkt wird noch festgelegt.

Besondere Lösung für Haustiere

Für Haustiere versuche die Stadt derzeit noch eine eigene Lösung zu finden. Hierzu stellt das Ordnungsamt in Kürze nähere Informationen in Aussicht.

Information für Bürger und Firmen

Mit einem weiteren Handzettel-Verteilaktion will die Stadtverwaltung auch diejenigen Bürgerinnen und Bürger erreichen, die bis jetzt noch nicht informiert sind, etwa aufgrund von urlaubs- oder krankheitsbedingter Abwesenheit. Die mehrsprachig aufgelegten Handzettel werden wieder im gesamten Evakuierungsbereich verteilt: „Wir sind bemüht jeden zu erreichen“, betont Schmidt. Der zweite Zettel soll auch ausführlichere Informationen enthalten als der erste.

Um auch die betroffenen Gewerbebetriebe – vom Supermarkt bis zum Gym – hinreichend zu informieren, habe die Stadtverwaltung die Unternehmen in der möglichen Gefahrenzone angeschrieben.

Rathaus bleibt am 1. September geschlossen

Und: Käme es am 1. September zu Entschärfung und Evakuierung, dann wäre das Mendener Rathaus an diesem Tag geschlossen. Es würden dann nur Notdienste für absolut dringliche Angelegenheiten vorgehalten. Denn es werden dann alle Kräfte aus der Verwaltung gebraucht um sicherzustellen, dass sich während der Entschärfung niemand in die Tabuzone hinein begibt.

Stadt bittet weiter um Meldungen von Gehbehinderten

Was die Ermittlung aller Menschen mit Gehbehinderung, Bettlägerigkeit oder der Notwendigkeit spezieller Versorgung angeht, bittet das Ordnungsamt noch einmal um die Rückmeldung betroffener Personen – gerne auch über die Telefonhotline mit der Rufnummer 02373 / 903-1234. hinweisen. Diese Informationen seien für die Planung der Evakuierung und die Bereitstellung einer ausreichenden Zahl von Einsatzfahrzeugen dringend erforderlich.

Straßensperrungen in der Gefahrenzone am frühen Morgen

Kommt es zur Evakuierung am 1. September, dann will die Stadtverwaltung die Bevölkerung an diesem Freitagmorgen über alle möglichen Kanäle frühestmöglich erreichen. Ebenfalls sehr früh würde die Sperrung der Straßen beginnen – je nach dem Radius der Sperrzone. Und nochmals betont Manuele Schmidt: „Alle haben den Bereich dann ausnahmslos zu verlassen. Das ist dann keine freiwillige Angelegenheit mehr.“

Entschärfungen: Für Menden neu, in Großstädten Alltag

Was es in dieser Größenordnung in Menden noch nie gab, ist in vielen einst stark bombardierten Großstädten Alltag. So mussten vor einem Monat in Berlin-Marzahn wegen der Entschärfung einer schweren Fliegerbombe 13.000 Menschen ihre Wohnungen verlassen. In Kassel wurde erst am Freitag ein 500-Kilo-Blindgänger gesprengt – 7500 Menschen mussten vorher gehen. In Menden geht es am 1. September um maximal 4500 Anwohner.